Elon Musk ist ein Visionär. Der 44-jährige US-Unternehmer ist gerade dabei, Elektromobilität und Solarbranche zu revolutionieren.
Von Rainer Sigl
Auf dem Papier scheint der Weg nach vorn eindeutig: Um die Kohlendioxidemissionen global zu reduzieren, ist eine Abkehr von fossilen Energieträgern unausweichlich. Erneuerbare Energien und Elektromobilität sind wichtige Schlüsselfaktoren, um dem Klimawandel zu begegnen, doch die Beharrungskräfte und der Widerstand der etablierten Marktteilnehmer machen vor allem in den USA diesen Weg zum zähen Ringen um jeden Millimeter. Da sind revolutionäre Ideen gefragt. Elon Musk hat revolutionäre Ideen. Der 44-jährige US-Unternehmer mit südafrikanischen Wurzeln ist fest entschlossen, die Energiewende endlich zu beschleunigen – und scheut auch vor unkonventionellen Ideen nicht zurück. Der Dot-com-Milliardär ist nicht nur Gründer des Internet-Bezahldienstes Paypal und des privaten Weltraumflugunternehmens SpaceX, das bereits im nächsten Jahrzehnt Menschen auf den Mars schicken will, sondern auch des Elektrofahrzeugpioniers Tesla Motors. Schon letztes Jahr bewies der Unternehmer Mut zum Ungewöhnlichen und überließ alle technologischen Patente des Unternehmens der Öffentlichkeit, um sowohl Weiterentwicklung als auch Marktdurchdringung der E-Fahrzeuge voranzubringen. Mit seinem Unternehmen SolarCity macht sich Musk nun daran, den Solarenergiemarkt gehörig umzukrempeln – zunächst in den USA, in denen traditionell die Abkehr von fossilen Brennstoffen auf erbitterten wirtschaftlichen und ideologischen Widerstand stößt. SolarCity konzipiert, vertreibt und installiert Solarstromanlagen. Neben einigen zehntausend Eigenheimbesitzern gehören inzwischen über 100 Schulen und Universitäten, Regierungseinrichtungen sowie Großunternehmen wie eBay, Intel und Walmart zu den Kunden des Konzerns, der mit 333 MW installierter Leistung inzwischen das zweitgrößte US-Unternehmen auf diesem Gebiet ist.
Speicherzukunft
Stromerzeugung ist aber nur eine Hälfte der Energiewende, deshalb richtet Musk aktuell seinen Fokus auf die Speicherung der von SolarCity-Kunden erzeugten Sonnenenergie. Bereits in wenigen Monaten, so kündigte Musk an, soll eine revolutionäre Tesla-Batterielösung nicht nur Elektromobilität, sondern auch die solare Energieversorgung einen gewaltigen Schritt nach vorn bringen. Durch Skaleneffekte in der Herstellung sollen die in Teslas eigener Produktionsstätte in Nevada hergestellten Batterien die SolarCity-Kunden mit Energiespeicherlösungen versorgen, die die Haushalte auch bei völliger Trennung vom Netz für mindestens zwei Tage stromautark werden lassen. Funktionierende, leistbare Energiespeicherlösungen sind seit jeher der fehlende Baustein in der Nutzung der Erneuerbaren. Die bei Wind- und Sonnenenergieerzeugung anfallenden Schwankungen bereiten den Netzbetreibern Kopfzerbrechen und haben das Potenzial, die Energieinfrastrukturen ganzer Kontinente zu überlasten. Flächendeckende Solarstromerzeugung von unzähligen privaten Haushalten steht und fällt mit der Option, die erzeugte Energie auch speichern zu können und somit zur Stabilisierung des Netzes beitragen zu können.
Gefahr für alte Geschäftsmodelle
Zugleich sehen sich die klassischen Energieversorger von dieser Zukunftsvision nicht zu Unrecht bedroht: In einer befürchteten »Todesspirale« verlassen mehr und mehr energieautarke Kunden die Infrastruktur, die dadurch für die verbleibenden Kunden und ihre Betreiber noch teurer und unrentabler werden könnte – ein Effekt, der sich unter anderen Bedingungen in den Geschäftsergebnissen von RWE und Vattenfall in Deutschland bereits manifestiert. Bei Tesla und SolarCity ist man sich über diese für die Konkurrenz bedrohlichen Revolutionen im Klaren – und bleibt selbstbewusst. »Wir wollen so schnell wie möglich in dieses Feld vorstoßen«, gab kürzlich Tesla-CTO J.B. Straubel zu Protokoll. »Tesla ist mehr als nur ein Autoerzeuger. Wir sind ein Energieinnovationsunternehmen.«