Montag, Dezember 30, 2024

Der finnische IT-Dienstleister Tieto entwickelt einen Arbeitsplatz der Zukunft für die Papierindustrie und unterstützt im Management von Ausnahmesituationen.

Industrie 4.0 hat sich vom Schlagwort zur Realität gewandelt: In der modernen Fabrik sind durch Automation und IT alle Bereiche vernetzt. Ausgelesene Daten fließen in Systeme ein, die auch Fabrikarbeitern Hilfestellung bieten. Der IT-Konzern Tieto arbeitet derzeit an einem »Future Mill Workplace«, der Daten auf Endgeräten wie Google Glass, aber auch auf herkömmlichen Bildschirmen darstellt. Übersichtliche Analysen und priorisierte Nachrichten, die von den Maschinen in der Fabrik geschickt werden, helfen den Arbeitern zu erkennen, wie die Produktion läuft, wo Alarme auftreten, was gerade für welchen Kunden produziert wird und welche nächsten Aufträge geplant sind. Der Informationsfluss zu den Prozessabläufen in der Anlage soll das Werkpersonal in der täglichen Routine effizient unterstützen. Reagieren statt Agieren ist hierbei das Credo: Die Anlagen laufen zunehmend automatisiert, Maschinenführer und Techniker greifen nur dann ein, wenn es zu besonderen Vorfällen kommt. Daniel Freiberger kennt die Herausforderungen der Papierindustrie heute. »Qualifiziertes Personal in den Werken wird immer weniger. Aufgrund des Kostendrucks werden Fachkräfte, die nur auf einer Maschine arbeiten, von Generalisten abgelöst«, beobachtet der Leiter des Bereichs Customer Experience Management bei Tieto Österreich. Freiberger entwickelt mit seinem Team Systeme und prüft die Lösungen auf ihre Effizienz und Nutzerfreundlichkeit.

Berührungslose Eingabe

Zwei Userinterfaces sieht Freiberger derzeit neben dem Desktop und mobilen Interface in der engeren Wahl in der Bedienung des industriellen Arbeitsplatzes der Zukunft. Zum einen kann mit Google Glass einfachst durch Menüs mittels Sprachbefehl oder einem Touchpad am Brillenbügel navigiert werden. »Der Arbeiter hat damit seine Hände für andere Dinge frei«, argumentiert der Österreicher. Zum anderen können Screens, die mit dem Bewegungserkennungssystem Kinect von Microsoft ausgestattet sind, ebenfalls ohne Berührung mit Wischbewegungen in der Luft bedient werden. Eine automatische Gesichtserkennung identifiziert den Anwender und stellt diesem Informationen auf einem personalisierten Dashboard bereit. Darüber können beispielsweise bei einem Schichtwechsel die Vorkommnisse aus der vorangegangenen Schicht, offene Punkte, die noch zu erledigen sind, und Key-Perfomance-Indikatoren der Maschinen übersichtlich abgerufen werden. »Gerade der Schichtwechsel ist mitunter eine mühselige Angelegenheit, bis die Kollegen über alle Vorkommnisse informiert sind«, erarbeitet Freiberger nun gemeinsam mit einem heimischen Industriekunden sowie einem Kunden in Finnland neue Ansätze dazu. Dass künftig nur noch die Maschinen miteinander sprechen werden, glaubt er aber nicht. »Das würde auch nicht funktionieren. Trotzdem ist auch von den Menschen ein Wandel gefordert. Sie werden mit ihren Fähigkeiten und mit Unterstützung von IT-Systemen in Zukunft nicht Standardabläufe betreuen müssen, sondern können sich auf Sonderfälle konzentrieren. Die IT-Lösungen stellen Informationen von Maschinen bereit und vernetzen diese mit von Menschen erstellten Nachrichten.«

Ausnahmefall abgearbeitet

Ein Beispiel für die vernetzte Maschinenführung der Zukunft: Ein Papiermaschinenverantwortlicher ist in der Fabrik unterwegs und bekommt auf seiner Datenbrille einen Warnhinweis eingeblendet, es werde mit 90 % Wahrscheinlichkeit zu einem Papierriss kommen. Der Mitarbeiter sieht sich auf dem Weg zurück zum Kommandostand weitere Details mit möglichen Lösungen auf dem Display an. Als er am Kommandostand ankommt, braucht er diese nur mehr durchzuführen und vermeidet so den Schadensfall.

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