Sonntag, Dezember 22, 2024

Der rasante Zuwachs an erneuerbaren Energiepotenzialen steht einem Stagnieren an Netzausbauten gegenüber. APG sieht den Netzausbau als Lösung und plädiert für die Synchronisation zwischen den Erneuerbaren und thermischen Anbietern.

Bei den Erneuerbaren wechseln Überproduktion und Mangel einander ab. Speziell bei Wetterextremen, wie es diesen Sommer der Fall gewesen ist. Wie lässt sich dieses Problem der Volatilität bei den regenerativen Energieressourcen lösen? Der Netzbetreiber Austrian Power Grid (APG) plädiert für ein Konzept der Synchronisation zwischen Anbietern von regenerativen Energien und den klassischen thermischen Kraftwerken. Hauptanbieter und Norm sollen die Erneuerbaren sein, die thermischen jedenfalls als Backup in Bereitschaft stehen. Im Notfall soll so möglich sein, rechtzeitig Kraftwerkskapazitäten einzusetzen. Bleibt noch die Frage der Finanzierung.

Balance schaffen – aber wie?

So gilt es bei der Lösungsvariante der Synchronisation noch einige, primär ökonomische Aspekte zu beachten. Gerhard Christiner, technischer Vorstandsdirektor und Thomas Karall, kaufmännischer Vorstandsdirektor bei APG warnen diesbezüglich vor einer möglichen Kostenexplosion. Dazu fordern sie Regulierungen seitens der Politik, damit alles im fairen, marktgerechten Rahmen bleibt.

Die Kostenregulierung müsste supranational erfolgen, was aus der physikalischen Beschaffenheit von Strom resultiert: Um Energieüberschuss und Mangel auszugleichen, ist eine grenzüberschreitende Einspeisung notwendig. „Den Strom interessieren Ländergrenzen nicht. Österreich speist aus allen europäischen Ländern Energie und Strom“, so Christiner.

Heuer kam es beispielsweise erstmals zu Stromflüssen aus Italien. Bisher hat Österreich überhaupt nur aus der Slowakei noch nicht importiert. Der Handel hat aber immer auch Auswirkungen auf die Importländer. Daher sind gemäß Christiner Bestimmungen auf europäischer Ebene wichtig: „Wir haben den Strom nicht nur für uns“.

Zudem verändern sich die Flüsse von Jahr zu Jahr je nach Wetterbedingung. Auch die Balance zwischen dem Bedarf an Erneuerbaren und thermischen Anbietern verändert sich stetig. Bei Stromüberproduktion wird der Fluss in das europäische Gesamtnetz weitergeleitet und auch von der EU aus geregelt. „Das sollte aber nicht Schule machen, sondern die Ausnahme sein“, betont Christiner. In der Regel sollte es jeder Mitgliedsstaat schaffen, die Stromproduktion und auch Regelung selbst zu koordinieren. Laut APG wären dazu ein bis zwei Kraftwerke als Reserve ausreichend, um im Notfall Energie jenseits der Thermischen zur Verfügung zu stellen. Welche Kraftwerke das genau sein sollen, wird im Notfall selbst gewählt, da sich der Bedarf an Ressourcen jede Saison verändern kann. Dann wird auch der entsprechende Strompreis bestimmt.

Ziele bis 2020

Als volatile Ressource weisen die Erneuerbaren bei Überschuss Sprünge auf: im Jahr 2013 kam es bei der Windkraftleistung beispielsweise zu einem Sprung von bis zu 1000 MW. Die überschüssige Menge wurde in das europäische Netz weitergeleitet. Aufgrund der Wetterextreme ist in den kommenden Jahren eine Zunahme solcher Sprünge zu erwarten. Laut APG kann es bis zum Jahr 2020 zu Sprüngen von 2100 MW kommen, das Doppelte von 2013. Es seien daher Forderungen nach Netzumbauten notwendig. Der Ordnungsrahmen wird bei APG in einem liberalisierten europäischen Markt gesehen. „Dabei haben wir nicht das Interesse, Netze en masse zu bauen, sondern eine dem Verbrauch gemäße Anzahl an Netzen“, versichert Christiner.

Der Netzausbau soll zum Einen zur Erweiterung von Speicherkapazitäten dienen, wie auch Christiner betont: „Wir sind in Österreich in der glücklichen Lage, dass wir in den Alpen über Pumpspeicherwerke verfügen, die diese wichtige Stromspeicherfunktion erfüllen können. Allerdings müssen diese Speicher durch leistungsstarke Leitungen mit den Windparks und Photovoltaikanlagen verbunden werden.“ Zum Anderen schafft er einen Beitrag zur Umsetzung der von der Europäischen Kommission vorgesehenen 20-20-20- Ziele. 2,6 Mrd. Euro sollen die Investitionen in den Netzausbau bis 2023 ersten Schätzungen zufolge in Österreich betragen.

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