Mit Energy Monitoring & Controlling (EMC) hat die Siemens-Division Building Technologies eine webbasierte Lösung für die Energiebuchhaltung von Gebäuden und Liegenschaften entwickeln lassen. Zu den Pionieranwendern gehört das Landeskrankenhaus Feldkirch.
Besucher im Landeskrankenhaus Feldkirch sehen seit wenigen Wochen bereits im Foyer, wieviel Strom, Wärme, Kälte und Wasser das Hospital verbraucht und welche Mengen klimaschädlicher Treibhausgase es damit erzeugt. Denn im LKH wurde ein „Green Building Monitor“ installiert, der nahezu in Echtzeit die aktuellen Energieperformancedaten im gesamten Gebäudekomplex anzeigt.
„Unser Ziel ist das energieeffiziente Krankenhaus“, betont Herbert Sturn, technischer Leiter des LKH Feldkirch. Doch dazu müssen die Verbrauchswerte regelmäßig gemessen und mit den Angaben von Referenzgebäuden, aber auch mit historischen Werten desselben Gebäudes klimabereinigt verglichen werden. Denn nur so zeigt sich auf einen Blick, wie die Energieeffizienz der Immobilie einzustufen ist und welche Fortschritte in einem bestimmten Zeitraum gemacht wurden.
Vorreiter Vorarlberg
Herbert Sturn kann dabei schon auf mehr als zehn Jahre Erfahrung mit der webbasierten Software Energy Monitoring & Controlling (EMC) der Siemens-Division Building Technologies zurückblicken, die in den fünf Kliniken der Vorarlberger Krankenhaus-Betriebs Ges.m.b.H. mit insgesamt 1568 Betten den Energieverbrauch erfasst. Seit dem Jahr 2004 wird das EMC-System auch für alle anderen Landesbauten in Vorarlberg eingesetzt, so dass auch von hier jederzeit aktuelle Vergleichszahlen vorliegen.
Diese Energiebuchhaltung stellt die Basis für Maßnahmen der Gebäudeoptimierung dar, deren Erfolge anschließend sofort ausgewertet werden können. Mit Hilfe von EMC lassen sich beispielsweise die Hauptenergieverbraucher im Krankenhaus identifizieren und es kann beobachtet werden, wie sich zum Beispiel die geänderte Einstellung einer Heizungs- oder Klimaanlage auf die Wärme- oder Stromkosten auswirkt.
„Mit den in den letzten Jahren sehr intensiv durchgeführten Energiesparmaßnahmen in verschiedenen Häusern konnten wir den Kostenanstieg trotz weiterem Ausbau der Liegenschaften bremsen“, nennt Sturn einen wichtigen Aspekt. Die langjährige Energiebuchhaltung zeige auf Grund der relativ alten Bausubstanz einen erreichbaren Wärmedurchschnittswert von 150 bis 200 kWh pro Quadratmeter und Jahr. Neu erstellte Zubauten im LKH Feldkirch kommen dagegen unter der Berücksichtigung aller vorgeschriebenen Wärmeschutzmaßnahmen und Einbau von Klimaanlagen mit maximaler Wärmerückgewinnung auf einen durchschnittlichen Verbrauchskennwert bei Wärme von 149,93 kWh/m²*a.
Einheitliches Berichtswesen
Die Entscheidung für Energy Monitoring & Controlling – so Herbert Sturn – hat sich auf jeden Fall gelohnt. Denn mit Hilfe dieser webbasierten Lösung konnte ein einheitliches Berichtswesen aufgebaut werden, das die Grundlage für alle Optimierungsmaßnahmen darstellt. Die Eingabe der Zählerwerte kann dabei sowohl automatisch als auch per Hand erfolgen. „Die automatische Berichtzusendung, ein Start mit recht geringen Kosten und die hohe Benutzerfreundlichkeit der Anwendung“, führt der technische Leiter als weitere Pluspunkte auf. Dadurch sei keine spezielle Schulung der Mitarbeiter notwendig gewesen, alle Beschäftigten hätten das System auf Anhieb verstanden und damit arbeiten können.
„EMC ist eine Technologieplattform, die alle für das Energiemanagement benötigten Funktionen bereitstellt und das Rückgrat für sämtliche Prozesse und Aufgaben in allen Phasen des Lebenszyklus eines Gebäudes ist“, erläutert Winfried Wirth, Senior Product Manager in der Siemens-Division Building Technologies. Zu den in der Gesamtlösung enthaltenen Modulen zählt beispielsweise das Dashboard, in dem für bestimmte Zielgruppen wie Gebäudemanager oder die Unternehmensleitung aggregierte Informationen über aktuelle Energieverbräuche und -kosten, damit verbundene CO2-Emissionen sowie andere relevante Kenngrößen dargestellt werden, etwa in einem Jahresvergleich und für weltweit alle Liegenschaften.
Geringfügige Investitionskosten
Eine Ampelfunktion zeigt dabei an, ob alles im grünen Bereich ist oder ob an bestimmten Standorten akuter Handlungsbedarf besteht. Mit dem Analyse-Modul, das auf Basis der Softwarelösung Adobe Flex entwickelt wurde, lassen sich statistische Auswertungen durchführen und Prognosen erstellen. Dabei werden Wetterdaten ebenso berücksichtigt wie die Gebäudeauslastung oder die aktuelle Luftqualität.
Siemens stellt die EMC-Plattform, die auf Servern in zwei Data-Centern in Europa und den USA gehostet wird, als ASP-Lösung (Application Service Providing) zur Verfügung – quasi „aus der Steckdose“. Abgerechnet wird pro Zähler, der angeschlossen ist, mit einer relativ geringen Jahresgebühr. Der große Vorteil dieses Cloud-Computing: Für die webbasierte Energiebuchhaltung sind keine bzw. nur geringfügige Investitionen, keine zusätzlichen Softwareinstallationen und auch keine speziellen Schulungen notwendig. Außerdem ist der Zugriff auf die Daten rund um die Uhr weltweit möglich.
Strategische Partnerschaft
Von vorneherein war klar, dass zu den Anwendern des Systems vor allem Praktiker aus der Gebäudeverwaltung und -technik zählen würden. „Eine intuitive Bedienung war deshalb genauso gefragt wie der Verzicht auf aufwändige Hard- und Softwareinstallationen vor Ort“, berichtet Michael Deiß, Geschäftsführer des Siemens-Partners eggs unimedia, der in Wien und München seinen Sitz hat und maßgeblich für die technische Realisierung der Plattform verantwortlich ist.