Der Sonnenenergie gehört die Zukunft. Dem Recycling von Solarmodulen kommt dabei große Bedeutung zu.
Bis 2050 ist es noch lange hin, und trotzdem ist es an der Zeit, sich über dieses Datum Gedanken zu machen. Um die Mitte dieses Jahrhunderts wird nämlich eine Technologierevolution unserer Gegenwart in den Ruhestand geschickt. Millionen von Photovoltaikmodulen, die heute und in den nächsten Jahren verbaut werden, gelangen dann ans Ende ihrer etwa 30-jährigen Lebenszeit. Genauer gesagt: Zwischen 54 und 160 Millionen Tonnen Solarmodule werden bis dahin obsolet.
Was tun mit diesem Elektroschrott, der aus heiß begehrten, aber komplex verarbeiteten Rohstoffen besteht? Ein Start-up aus Venedig tüftelt an einer Lösung und hat vor kurzem im Mitgliedermagazin des Institute of Electrical and Electronics Engineers IEEE Spectrum eine gute Nachricht vermeldet: Mit der Technologie des Cleantech-Unternehmens 9-Tech ist es möglich, bis zu 99 Prozent der in Photovoltaikmodulen verbauten wertvollen Rohstoffe sortenrein zu recyceln – und das ohne die Freisetzung giftiger Stoffe.
Die bisherige Recyclingpraxis von Solarmodulen lässt nämlich bekanntermaßen zu wünschen übrig: Die meisten Verwerter schaffen es bisher nicht, die wertvollen Rohstoffe Silizium, Silber und Kupfer aus den alten Paneelen zurückzugewinnen, nur die Aluminium-Rahmen und Glasplatten alter Module konnten bislang einfach recycelt werden. 9-Tech entfernt Rahmen und Glas und konzentriert sich im Gegensatz dazu auf die bislang unwiederherstellbaren Rohstoffe.
90 bis 99 Prozent
Der Vorgang ist laut – aber abgesehen davon umweltfreundlich. In einem Verbrennungsofen werden bei 400 Grad die Polymer-Harze der Paneele verdampft und gefiltert. Silizium und Kupfer werden mechanisch durch Siebe und Rollen vom Restmaterial getrennt, mithilfe einer Ultraschallbehandlung und einer organischen Säure kann auch das Silber ausgespült werden. Ein feines Maschennetz trennt die Rohstoffe, die Silberlösung wird in einer Zentrifuge weiterbehandelt.
Das beeindruckende Resultat: 90 Prozent des in den Abfall-Solarmodulen enthaltenen Silbers können durch die Methode wiedergewonnen werden; vom enthaltenen Silizium lassen sich 95 und vom Kupfer sogar 99 Prozent recyceln, bestätigt Francesco Miserocchi, Chief Technology Officer des Start-ups. Das sind Rohstoffe, die aktuell noch meist unbehandelt in irgendwelchen Endlagerstätten und Deponien landen.
Die neue Technologie verspricht durch den hohen Reinheitsgrad der wiedergewonnenen Rohstoffe trotz höherer Kosten eine verbesserte Wirtschaftlichkeit; die Materialien können direkt wieder in den Produktionskreislauf neuer Solarmodule eingebracht werden. Das venezianische Team, das seinen Prototypen in einem Container im Industriegebiet der Lagunenstadt errichtet hat, plant in Kürze die Errichtung einer Demonstrationsanlage, in der fürs Erste 800 Paneele pro Tag recycelt werden sollen.