Versorgungssicherheit im Industrieviertel, heiße Luft in der Schweiz, Batterien in Bayern und ein Ring in Steyr: aktuelle Projekte für den Ausbau und die Flexibilisierung des Stromsystems im deutschsprachigen Raum.
Batteriespeicher
Anfang Juni wurde die Batteriespeicherkette Bayern-Hessen in Betrieb genommen. Drei Batteriespeicher in den hessischen Gemeinden Rechtenbach und Hessisch Lichtenau sowie im bayerischen Schwabmünchen mit 44 Megawatt Gesamtleistung und einem Speichervolumen von 55 MWh stützen ab sofort die regionalen Verteilnetze. Die Anlagen umfassen drei bis vier Einheiten bestehend aus 20-Fuß-Containern mit Lithium-Ionen-Batterien, Wechselrichtern und Transformator. ABO Wind hat dabei die Errichtung der Projekte übernommen und gemeinsam mit Kyon Energy die Standorte entwickelt, die jetzt an den Verbund verkauft wurden. Der Betreiber sieht die Erweiterung seines Portfolios vom Speicherbetreiber aus Wasserkraft zum Speicherbetreiber mittels Batteriespeicher als »nächsten konsequenten Schritt«. Bis Ende 2030 sollen insgesamt 1 GW Speicherkapazitäten installiert werden. Die Speicher stabilisieren die Frequenz im Netz, indem sie Regelenergieleistung erbringen, nehmen am Intraday-Handel teil und speisen Energie zu Zeitpunkten hoher Last aus.
Stromtransport
Das Umspannwerk Ebenfurth im Industrieviertel in Niederösterreich bekommt bei einer Investition von rund 30 Millionen Euro neue Transformatoren, Schaltanlagen und eine neue Lagerhalle. Mit der Lagerhalle wird der Standort zu einem Stützpunkt für die Versorgungssicherheit der Region. Nach modernen Standards werden hier Materialien für den Betrieb und die Instandhaltung und etwaige Instandsetzungsarbeiten des Stromnetzes wettergeschützt und einsatzbereit gelagert. Das gewährleistet kurze Wege, und die Einsatzteams der Wiener Netze sind schnell vor Ort. Das Umspannwerk selbst mit seinen Transformatoren und Schaltanlagen wird ebenso bis 2027 erweitert und modernisiert – um einen zukünftigen Mehrbedarf an Strom für zum Beispiel Elektrofahrzeuge und Wärmepumpen decken zu können. Gleichzeitig wird der Abtransport von erneuerbar produziertem Strom aus Photovoltaik und Windparks südlich von Wien, der nicht direkt in der Region verbraucht wird, gewährleistet. (sowie Aufmacher-Bild oben)
Druckluft
Das Schweizer Technologieunternehmen Green-Y Energy entwickelt einen neuartigen Druckluft-Energiespeicher für Gebäude und Industrie. Eine Pilotanlage mit einer Gesamtkapazität von 100 kWh wurde bereits im Vorjahr fertiggestellt. Die Anlage speichert PV-Strom eines Gewerbeareals und dient der Optimierung des Eigenverbrauchs. Die Druckluftspeicher von Green-Y verzichten auf kritische Rohstoffe, haben eine Lebensdauer von 20 Jahren und sind durch die integrierte Erzeugung von Wärme und Kälte besonders effizient. Beim Aufladen des Speichers wird Luft mit Hilfe von Strom komprimiert und mit bis zu 300 bar in Druckluftflaschen gespeichert. Bei der Kompression entsteht Wärme von bis zu 60 Grad, die für die Gebäudeheizung, Warmwasserbereitung oder als Prozesswärme genutzt werden kann. Beim Entladen des Speichers wird die Luft aus den Speicherflaschen expandiert, wobei ein Generator Strom erzeugt. Bei der Expansion sinkt die Temperatur auf bis zu 3 Grad. Sie kann zur Raumkühlung, Serverkühlung oder als Prozesskälte eingesetzt werden.
Ringleitung
Um eine stabile Energieversorgung zu gewährleisten, wurde vor fast 15 Jahren mit dem Lückenschluss und der Erneuerung der 110-kV-Ringleitung in Steyr begonnen. Nun wurden von Netz Oberösterreich die letzten Strommasten entlang der Trasse erneuert. Mit der Erneuerung der Freileitung im Osten von Steyr wurde der Ringschluss im Hochspannungsnetz erreicht. Es besteht nunmehr eine durchgehende Verbindung zwischen den drei Umspannwerken Steyr-Nord, Steyr-Fischhub und Steyr-Ost. Insgesamt wurden zehn Stahlgittermaste aus den Jahren 1940/41 ausgetauscht. Die neuen Maste wurden feuerverzinkt und mit einer grünen Beschichtung versehen, um dem bisherigen Erscheinungsbild zu entsprechen. An allen Standorten wurden die Betonfundamente erneuert und ident ersetzt. Damit sind die Stabilität und Langlebigkeit der Konstruktion sichergestellt. Rund zwei Millionen Euro wurden in den Ausbau und die Erneuerung des 110-kV-Rings investiert – in bestem Einvernehmen mit den Grundeigentumsparteien, Bewirtschaftern und den Anrainer*innen, wie es heißt.