Die Klimakrise schreitet voran und ein aktives Handeln wird immer dringlicher. „Drei Grad Erderwärmung wären das Ende der heutigen Zivilisation“, erklärt IIASA-Generaldirektor Hans Joachim Schellnhuber anlässlich des 15. Windenergiesymposiums Ende Juni in Wien. Die Windkraft ist eine der Schlüsseltechnologien, um die Klimakrise zu bewältigen, die Energiewende rasch zu schaffen und damit den Wirtschaftsstandort in Österreich und Europa sowie die Versorgungssicherheit nachhaltig zu schützen.
„Wir brauchen dringend eine europäische Industriepolitik für die Erneuerbaren“, fordert Robin Borgert von Windradhersteller-Enercon. Auch in Österreich fehlen die Rahmenbedingungen vor allem auf der Ebene der Bundesländer. Auf Bundesebene braucht es die rasche Umsetzung des E-Wirtschaftsgesetzes. „Das ElWG muss jetzt beschlossen werden“, fordert Josef Plank, Obmann der IG Windkraft: „Die Energiebranche benötigt ein neues Betriebssystem. Statt wahltaktischer Überlegungen braucht es jetzt gemeinsame politische Verantwortung.“
„Der Klimanotstand ist real und die Klimasituation wird immer dramatischer. Wir haben die absurde Situation, dass wir auf die Klimawand mit steigender Geschwindigkeit zurasen und die Entscheidungsträger noch stärker aufs Gas steigen“, bemerkt Hans Joachim Schellnhuber, Generaldirektor des International Institute for Applied Systems Analysis (IIASA) anlässlich des 15. Österreichischen Windenergiesymposiums (AWES) in Wien und ergänzt: „Drei Grad Erderwärmung wären das Ende der heutigen Zivilisation. Eine kollektive Verdrängung kann die Krise nicht lösen. Das ist wie bei kleinen Kindern, die sich die Augen zuhalten, im Glauben dann nicht gesehen zu werden.“
„Der Siegeszug der Erneuerbaren ist die unverzichtbare Voraussetzung für die langfristige Wiederherstellung des Weltklimas“, erklärt Schellnhuber. Die Windkraft ist eine der Schlüsseltechnologien, nicht nur um die Klimakrise zu bewältigen, sondern auch um den Wirtschaftsstandort in Österreich und Europa sowie die Versorgungssicherheit nachhaltig zu schützen. „Die Wirtschaft benötigt eine verlässliche von internationalen Krisen unabhängige und CO2-freie Strombereitstellung, um mit den Standorten in Österreich bestehen zu können“, erklärt Joachim Payr, Obmann der IG Windkraft Oberösterreich: „Mit dem Ausbau der Erneuerbaren werden nicht nur tausende Arbeitsplätze geschaffen, sondern es hängen daran auch tausende bestehende Arbeitsplätze, die gesichert werden müssen.“
Unternehmen wie Enercon, einer der größten Windkrafthersteller der Welt, setzen auf Windkraft „Made in Europe“. „Wir haben uns dazu entschlossen, die Komponenten unserer modernsten Windkraftanlage E-175 EP5 in Europa zu produzieren. In dieser Fertigungstiefe übrigens als einziger großer Windkrafthersteller“, erklärt Robin Borgert, Director Sales & After Sales Eastern & Northern Europe bei Enercon: „Zwar geht es mit Genehmigungen und Ausbau aktuell in Europa wieder nach oben, aber es fehlen die passenden Rahmenbedingungen in den Mitgliedsländern und eine europäische Industriepolitik, die auch die Vorreiterrolle in der Windbranche in Europa halten kann. Die industrielle Wertschöpfung wandert trotz steigender Installationen kontinuierlich ab und der Druck von der staatlich massiv subventionierten chinesischen Konkurrenz wird immer größer. Der Windkraftausbau in Euro pa muss rasch verdreifacht werden. Wichtig für die europäische Windindustrie wäre, dass diese Verdreifachung mit einer Stabilisierung und Stärkung, d.h. Resilienz, der europäischen Lieferketten einhergeht.“
Auch in Österreich fehlen die Rahmenbedingungen für eine neue Dynamik im Windkraftausbau vor allem in den Bundesländern. Außer dem Burgenland müssen hier alle Bundesländer deutlich nachbessern. Es fehlt die Ausweisung von ausreichend Flächen, mehr Personal in den Genehmigungsbehörden und eine Beschleunigung der Genehmigung. „Das Tempo beim Ausbau der erneuerbaren Energien und der Stromnetze muss entschieden erhöht werden. Das braucht der Wirtschaftsstandort und erwartet sich die Bevölkerung“, fordert IG Windkraft-Obmann Josef Plank und Payr ergänzt: „Wer sich jetzt noch gegen den Ausbau der heimischen erneuerbaren Energie, wie Windenergie, verwehrt oder versucht diesen zu verzögern, gefährdet nicht nur jetzt unseren Wohlstand, sondern auch jenen zukünftiger Generationen.“
Für die stabilen Rahmenbedingungen benötigt die Branche ein planbares und auf die Zukunft ausgerichtetes Betriebssystem. „Dass das ElWG jetzt nicht in das Parlament eingebracht wurde, ist enttäuschend“, bemerkt Plank: „Wahltaktische Überlegungen sind hier fehl am Platz – es braucht die gemeinsame politische Verantwortung für unsere Energiezukunft.“ Das ElWG kommt den Verpflichtungen Österreichs nach, die die Strombinnenmarktrichtline der EU seit 2019 vorschreibt. Mittlerweile läuft ein Vertragsverletzungsverfahren der EU, weil Österreich hier in der Umsetzung säumig ist. „Es braucht einen klaren Blick auf die Erfordernisse der kommenden Jahrzehnte - Diskussionen über das Abschalten von Windrädern, während der Atomstrom ungehindert durch unsere Stromnetze fließen kann, führen zu Verunsicherung der Akteure und sind zu beenden“, fordert Plank: „Die gesamte Elektrizitätswirtschaft brauc ht dieses Gesetz. Ein Verschieben des Beschlusses des ElWG in die nächste Legislaturperiode ist inakzeptabel.“