Mittwoch, Dezember 04, 2024
Investition in Wärmepumpen
Bild: iStock

Wer neu baut oder ein Gebäude saniert, beschäftigt sich auch mit der Wahl des richtigen Heizsystems. Wärmepumpen sind eine klimafreundliche Alternative, die Kosten spart – wenn sie richtig eingesetzt werden. Wann Unternehmen darauf setzen sollten und welche Förderungen hier unterstützen.


Hat ihr Unternehmen hohe Heizkosten? Gerade bei großen Räumen oder einer industriellen Produktion kann der Einsatz von Wärmepumpen Energiekosten senken. Besonders kostensparend ist die Technologie, wenn Unternehmen bereits über Niedertemperatursysteme wie Fußbodenheizungen verfügen oder eine Photovoltaikanlage den benötigten Strom für den Betrieb der Wärmepumpe vor Ort erzeugt.

»Auch für Unternehmen, die ihre Umweltauswirkungen reduzieren und ihren CO2-Fußabdruck verringern möchten, kann der Umstieg auf Wärmepumpentechnik eine attraktive Option sein«, beobachtet Richard Meergraf von KNV Energietechnik. Der Produktmanager setzt in Zusammenarbeit Installateuren und Planern Wärmepumpenlösungen in ganz Österreich um: Solewärmepumpen für Gebäudeheizlasten von bis zu 540 kW oder Luftwärmepumpen bis zu 165 kW Leistung. »Ein weiterer Aspekt ist die Nachfrage nach Kühlung. Moderne Wärmepumpen können nicht nur heizen, sondern auch kühlen, was gerade in Unternehmen mit hohen Wärmebelastungen gefragt ist, beispielsweise in Produktionsstätten, Lagerhallen oder Bürogebäuden«, so Meergraf.

Ein Umstieg auf Wärmepumpentechnik könne als langfristige Investition betrachtet werden, so der Experte. Sie steigert den Wert der Immobilie oder des Unternehmens. Doch welche Dimensionierungen kommen üblicherweise zum Einsatz? Dazu sei eine sorgfältige Planung notwendig, die spezifische Anforderungen und Gegebenheiten des Unternehmens berücksichtigt. Nur so könne eine entsprechende Effizienz der Wärmepumpe und damit eine wirtschaftlich attraktive Investition sichergestellt werden.

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Bild: »Ein Umstieg auf eine nachhaltige Wärmepumpe lohnt sich immer«, wirbt Richard Meergraf, KNV Energietechnik.

Labor vs. Praxis
Der COP-Wert, oder auch »Coefficient of Performance«, gibt das Verhältnis der durch die Wärmepumpe erzeugten Wärme zu der dazu nötigen Antriebsenergie an. Die erreichten COP-Werte von Wärmepumpen variieren je nach Typ und Betriebsbedingungen und werden von den Herstellern als »Laborwerte« angegeben, die unter bestimmten standardisierten Bedingungen gemessen werden. »Unsere neuste Solewärmepumpe, die KNV Topline S1156/S1256 beispielsweise erreicht einen COP von 5,1 bei einem spezifischen Betriebspunkt. Dies bedeutet, dass für jede Kilowattstunde Strom, die die Wärmepumpe verbraucht, 5,1 Kilowattstunden Heizenergie erzeugt werden«, erklärt Meergraf.

In der Praxis können sich die Betriebsbedingungen jedoch erheblich von den Laborbedingungen unterscheiden. Da das Erdreich als Wärmequelle in der Realität über das Jahr oft höhere Temperaturen liefert und zugleich die Fußbodenheizung niedrigere Vorlauftemperaturen benötigt, sind aber auch höhere saisonale Leistungseffizienzwerte (SCOP) zu erwarten. Im Vergleich dazu liegen Luftwärmepumpen typischerweise bei einem SCOP im Niedertemperaurbereich von 4,0 bis 5,0. »Die tatsächlich erzielten COP-Werte hängen stark von den spezifischen Einsatzbedingungen ab, einschließlich der Temperatur der Wärmequelle und der erforderlichen Vorlauftemperaturen. Daher ist es wichtig, bei der Bewertung von Wärmepumpen nicht nur die Laborwerte zu berücksichtigen, sondern auch die realen Betriebsbedingungen und Anforderungen des jeweiligen Projekts einzubeziehen«, erklärt der Experte.

Bei der Planung und Installation von größeren Wärmepumpen-Anlagen in Wohngebieten ist eine mögliche Geräuschbelastung ein wichtiger Faktor. Meergraf empfiehlt, auf Solewärmepumpen zu setzen, da diese in der Regel leiser sind. Ist das nicht möglich, sollte bereits in der Anlagenplanung die Reduktion des Schallpegels auf ein »akzeptables Maß« berücksichtigt werden. Es sind verschiedene Faktoren, wie der erlaubte Schallpegel in der Umgebung, der Abstand zur Nachbargrundgrenze und zur eigenen Hauswand. Mit einer Wärmepumpenanlage am Dach – in der Regel der Ort des geringsten Widerstands für Schall – kann der Geräuschpegel an der Grundstücksgrenze auf einem Niveau von maximal 30 Dezibel gehalten werden, um die Nachbarn nicht zu stören.

Made in Oberösterreich
Auch das Unternehmen Ochsner Wärmepumpen besitzt jahrzehntelange Erfahrung mit Wärmepumpen aus den verschiedensten Leistungsbereichen und für alle Wärmequellen: Luft, Grundwasser, Erdwärme und weitere. Mit dem Schwesterunternehmen Ochsner Energietechnik hat Ochsner zudem eine eigene Firma nur für Gewerbe, Industrie und Infrastruktur gegründet. Diese bietet Wärmepumpen auch für Hoch- und Höchsttemperaturen und für komplexe industrielle und infrastrukturelle Aufgaben. Für Lukas Tupy, Vertriebsleiter für Österreich bei Ochsner Wärmepumpen, lohnt sich der Umstieg »fast überall, wo noch fossile Energieträger im Einsatz sind«. Für Vorlauftemperaturen bis 60 °C können Luft/Wasser-Wärmepumpen von Ochsner eingesetzt werden. »Hier erreichen wir hohe Leistungen bis um die 80 kW, durch Kaskadierung auch bis rund 240 kW«, berichtet Tupy.

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Bild: Lukas Tupy, Ochnser Wärmepumpen, empfiehlt den Umstieg »fast überall, wo noch fossile Energieträger im Einsatz sind«.

Die Hightech-Wärmepumpen des oberösterreichischen Herstellers erzielen unter Laborbedingungen bereits COP-Werte von 6. »Wir geben die Leistungen mit den saisonal bereinigten SCOP-Werten an, die nahe an der Betriebsrealität liegen. Hier werden SCOPs von 5 erreicht. Bei den Wärmequellen Wasser oder Erde sowie bei hohen Quelltemperaturen etwa in der Industrie lassen sich noch höhere Werte erlangen«, verrät der Vertriebsleiter bei Ochsner. Aufgrund der Bauweise mit Split-Technologie und der Tischverdampfer-Technik mit horizontal laufenden Ventilatoren sind die Luft/Wasser-Wärmepumpen vergleichsweise leise. »Wir können für viele der Geräte mit einem »Super Silent«-Paket und dem »Silent Mode« den Schall nochmals um 6 Dezibel reduzieren«, erklärt Tupy.

Anwendungsbereich Industrie
Auch Wärme aus industriellen Prozessen sollte heute nicht mehr ungenutzt an die Umwelt abgegeben werden. Mit Wärmepumpen lässt sich diese Energie sinnvoll und energiekostensparend verwenden. Beispielsweise ist eine kostengünstige Kühlung von Serverräumen damit möglich, heißt es beim deutschen Heiz- und Klimatechnik-Unternehmen Viessmann. Die Herausforderung für Betriebe besteht darin, geeignete Abwärmequellen – etwa in der Fertigung – aufzuspüren und der Wärmepumpe zuzuführen. Das spart Energie zum Kühlen und andererseits Energie für Prozesswärme, Heizung und Warmwasserbereitung. Viessmann Climate Solution stellt für gewerbliche Anwendungen Großwärmepumpen mit Leistungen bis 222 kW im Einzelgerät zur Verfügung, die sich mit anderen Heizsystemen kombinieren lassen. Die Großwärmepumpen des Herstellers sind für den hocheffizienten Betrieb ausgelegt und zeichnen sie sich durch eine kompakte Bauweise sowie eine geräusch- und schwingungsarme Gerätekonstruktion aus.

Als Wärmequellen der Sole/Wasser-Großwärmepumpen kommt sowohl Abwärme aus verschiedenen Quellen, das Erdreich oder Grundwasser infrage. Luft/Wasser-Wärmepumpen mit Leistungen bis 128 kW im Einzelgerät sind vielfach kaskadierbar – auch über 1.000 kW Heizleistung. Freilich sollte bei großen Anlagen mit einem höheren Stromverbrauch im Vorfeld einer Investition der Zugang zum Stromnetz mit dem Netzbetreiber geklärt werden. Auch hier hat der Hersteller eine Lösung: Die Viessmann-Großwärmepumpen haben eine Anfahrschaltung oder Leistungsregelung integriert, die Stromspitzen vermeidet und einen effizienten Betrieb sicherstellt.

»Der Umstieg auf eine Wärmepumpe lohnt sich heute schon sehr häufig – auch im gewerblichen Bereich –, denn die Umweltwärme ist eine zeitgemäße und kostensparende Alternative zu fossilen Brennstoffen und macht einen wichtigen Schritt zur Unabhängigkeit von Öl und Gas. Mit einer Wärmepumpe lässt sich Erdwärme, Umgebungsluft oder vorhandene Abwärme als Wärmequelle effektiv und umweltschonend nutzen«, sagt Markus Plewa, Product Line Owner Commercial Heat Pumps bei Viessmann Climate Solutions. »Damit Abwärme aus industriellen Prozessen nicht ungenutzt an die Umwelt abgegeben wird, kann sie mit Wärmepumpen sinnvoll und kosteneffizient genutzt werden. Ein Beispiel ist die Kühlung von Datenzentren mit Einspeisung in ein Nahwärmenetz«, rät der Experte.


Beispiele für den gewerblichen Einsatz

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Das gesamte ÖAMTC-Gebäude in Deutschlandsberg inklusive Prüfstand wird mit zwei KNV Topline F-1345-40 Wärmepumpen beheizt und im Sommer mit einer Passivkühlung gekühlt. Als Wärmequelle dienen 15 Tiefenbohrungen mit jeweils etwa 100 Bohrlaufmetern. Die gesamte Heizungsanlage wird von einer übergeordneten Smart-Haussteuerung geregelt. Dabei wird auch der PV-Überschuss von einer 100-kWp-Anlage vor Ort effizient in Wärme umgewandelt.

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Ochsner Wärmepumpen liefert ein gutes Beispiel aus der Heiztechnik mit dem Autohaus Kohla-Strauss. Der Ersatz der alten Ölheiztechnik durch Erdwärmepumpen mit Flachkollektoren reduzierte die Energiekosten um 70 Prozent, zudem werden die Wärmepumpen zur energieeffizienten Klimatisierung der Verkaufsräume genutzt.

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Im Industrie- und Infrastrukturbereich gibt es ebenfalls große Potenziale, etwa durch die Nutzung von Abwärme aus Industrieprozessen oder Rechenzentren oder dem Rücklauf von Wärmenetzen. Ein Beispiel ist das Biomasse-Heizkraftwerk Hall in Tirol. Hier nutzen Wärmepumpen die Energie aus einer patentierten Rauchgaskondensation und senken damit die Brennstoffkosten um etwa zwölf Prozent. Die genannte Anlage hatte sich bereits nach vier Betriebsjahren amortisiert.

 


Förderungen für Betriebe

Für Investitionen in Wärmepumpen werden Unternehmen Förderungen geboten – je nach Bundesland sind das direkte Förderungen in Form von Zuschüssen für bestimmte Wärmepumpen-Arten oder Leistungen der Geräte. Indirekte Förderungen bieten Bundesländer etwa im Rahmen von Programmen zur Wohnbauförderung oder zur Wohnhaussanierung an. Einen Überblick über die Förderungen von Land, Bundesländern und Energieversorgern bietet die Website waermepumpe-austria.at, die auf Details zu den Förderinformation der öffentlichen Hand bei umweltfoerderung.at verweist.

Bundesweite Zuschüsse

- „Raus aus Öl und Gas“. Gefördert werden Wärmepumpen, die überwiegend zum Heizbetrieb eingesetzt werden, mit weniger als 100 kW thermischer Leistung, weiters Anlagenteile und die Einbindung ins Heizsystem. Förderhöhe: bis zu 12.000 Euro, maximal 50 % der förderungsfähigen Kosten.

- Energiesparen in Betrieben. Förderungen für Energiesparmaßnahmen in Betrieben, darunter Wärmerückgewinnungen, sowie Wärmepumpen zur Erschließung von Niedertemperaturabwärme, Heizungsoptimierung in Bestandsgebäuden und Effizienzsteigerungen bei industriellen Prozessen und Anlagen. Förderhöhe: maximal 750 Euro pro eingesparter Tonne CO2 und 4,5 Millionen Euro pro Projekt. Die Investitionskosten müssen mindestens 10.000 Euro betragen.

- Energiezentralen zur Wärme- und Kältebereitstellung. Gefördert wird die Maßnahmenkombination von effizienten Wärme- und Kältebereitstellungs- und -verteilsystemen in Form einer Energiezentrale zur Bereitstellung von Heizwärme, Warmwasser oder Prozesswärme und -kälte. Die Projektkosten müssen mindestens 100.000 Euro betragen. Förderhöhe: 30 % der Förderungsbasis (Zuschläge möglich), maximal 1.125 Euro pro eingesparter Tonne CO2, 4,5 Millionen Euro pro Projekt.

- Optimierungsmaßnahmen in klimafreundlichen Fernwärmenetzen. Ab 1. Juli 2024 werden Maßnahmen zur Optimierung von klimafreundlichen Fernwärmenetzen wie etwa die Nachrüstungen und Optimierung von Steuerungen, Pufferspeichern und Maßnahmen zur Senkung der Rücklauftemperatur des Netzes gefördert – ab Investitionen von 50.000 Euro. Förderhöhe: 20 % der Förderungsbasis (weitere 5 % für EMAS-zertifizierte Unternehmen), Obergrenze von sechs Millionen Euro.

- Abwärmeauskopplung. Ab 1. Juli 2024 werden Maßnahmen zur Abwärmeauskopplung in Betrieben gefördert, darunter Wärmepumpen zur zentralen Temperaturanhebung von Abwärme für Heizzwecke sowie Niedertemperatur- und „Anergie“-Netze mit verbraucherseitigen Wärmepumpen zur Nutzbarmachung der Abwärme. Die Projektkosten müssen mindestens 10.000 Euro betragen. Förderhöhe: maximal 1.500 Euro pro eingesparter Tonne CO2 oder sechs Millionen Euro pro Projekt bei 30 % der Förderungsbasis (Zuschläge möglich).

- Innovative Nahwärmenetze. Ab 1. Juli 2024 gibt es Fördermittel für die Neuerrichtung von Nahwärmeanlagen oder von Abwärme zur Wärmeversorgung Dritter – etwa die Errichtung von Heizzentralen auf Basis erneuerbarer Energieträger oder hocheffizienter Abwärme. Die Projektkosten müssen mindestens 100.000 Euro betragen. Förderhöhe: maximal 1.500 Euro pro eingesparter Tonne CO2 oder sechs Millionen Euro pro Projekt bei 30 % der Förderungsbasis (Zuschläge möglich).

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