Über typische Projektgrößen und Ladeleistungen bei KMU spricht David Berger, Abteilungsleitung Geschäftsentwicklung Elektromobilität bei Wien Energie.
Welche Leistungen liefern Sie im Bereich Elektromobilität?
David Berger: Wien Energie hat das Thema Elektromobilität mit der Errichtung und dem Betrieb von Ladeinfrastruktur in den 2010er-Jahren aufgegriffen. Die Services, darunter auch der Vertrieb, die Betriebsführung, Abrechnung sowie Beratung und der Kundenservice, ziehen sich mittlerweile durch das gesamte Unternehmen. Die Sparte ist schnell gewachsen und sehr breit aufgestellt. Damit haben wir im gesamten Unternehmen auch die unterschiedlichsten Expertisen für dieses Thema gebündelt, um den sich rasch entwickelnden Markt bedienen zu können.
Wien Energie plant, errichtet die Ladeinfrastruktur, übernimmt den Betrieb und rechnet auch mit den Lade-Kund*innen direkt ab. Auch die Behebung von Störungen sowie das Beauskunften von Anfragen unserer Lade-Kund*innen sind unter unserer Ägide. Entlang der gesamten Wertschöpfungskette arbeiten wir mit unterschiedlichen Dienstleistungspartner zusammen, dazu zählen beispielsweise sowohl Elektrotechnik- als auch Softwareunternehmen. Im Bereich Netzinfrastruktur sind in unserem Einzugsgebiet die Wiener Netze unser Partner.
Wie sieht ein typisches Projekt für Ladeinfrastruktur für Firmenkunden aus?
Berger: Oft werden Anfragen von kleinen oder mittelständischen Unternehmen betreffend die Errichtung von Ladepunkten auf dem eigenen Firmengelände an uns gerichtet. Meistens gibt es bereits erste Elektrofahrzeuge im Betrieb oder sie sind unmittelbar vor der Anschaffung. Unsere Kolleg*innen erarbeiten dann gemeinsam mit dem Kunden eine sinnvolle und wirtschaftliche Lösung. Das Ladeprofil für ein Vertriebsfahrzeug, das in ganz Österreich unterwegs ist, unterscheidet sich natürlich sehr von den Anforderungen von durchschnittlich genutzten Fahrzeugen (Anmerkung: Der Tagesdurchschnitt liegt bei 30 bis 40 km).
Die Errichtung der Lademöglichkeiten hängt auch vom möglichen Errichtungsort ab – sind die Stellplätze dafür bereits festgelegt, wie soll die Ladeinfrastruktur montiert werden, an Wänden, oder benötigt man eigene Standfüße oder Säulen? Ist ein Rammschutz oder Poller notwendig, um etwaigen Schäden beim Reversieren der Fahrzeuge vorzubeugen? Den Vorgesprächen und Vergleichen der Angebote folgt dann eine Vor-Ort-Begehung mit einem Elektrofachbetrieb. Dabei werden die Möglichkeiten der Stromzuleitungen zu den Ladepunkten geprüft. Mitunter muss die elektrische Versorgung samt eigener Verteilerkästen ertüchtigt werden.
Welche Ladeleistungen sind generell sinnvoll für einen Betrieb?
Berger: Das kommt auf die Nutzung der Fahrzeuge an. In den meisten Fällen empfehlen wir derzeit eine den Fahrzeugen entsprechende Anzahl an Wallboxen mit jeweils bis zu 11 kW Ladeleistung, samt integriertem Lastmanagement für die optimale Nutzung der vorhandenen Netzleistung. Bei größeren Strecken am Tag und bei schweren Nutzfahrzeugen kann es auch bis zu 400 kW Ladeleistung gehen, wobei dies derzeit eher selten der Fall ist. Die Kosten sind meist das primäre Entscheidungskriterium.
Ein Beispiel: Für einen Bäckerei-Betrieb mit vier oder fünf Fahrzeugen könnten wir beispielsweise vier Ladepunkte in der Unternehmenszentrale errichten. Wenn die Fahrzeuge viel unterwegs sind, werden die Ladepunkte mit jeweils 11 kW voll bespannt. Ein intelligentes Lastmanagement bedeutet dann: Selbst, wenn alle Fahrzeuge angesteckt sind, müssen sie nicht gleichzeitig vollladen, die Ladeleistungen werden entsprechend gedrosselt. Gerade über Nacht lässt sich eine Ladung von Autobatterien von 50 bis 70 kWh Kapazität gut takten. Sollte doch mehr Leistung notwendig sein, muss dies mit den Wiener Netzen vorab geklärt werden.
Welche öffentliche Ladeinfrastruktur bietet Wien Energie aktuell?
Berger: Wir betreiben mit mittlerweile über 2.000 öffentlich zugänglichen Ladepunkten das dichteste öffentliche Ladennetz im Großraum Wien. Weitere 500 private Ladepunkte sind auf Firmengeländen oder in privaten Wohnbauten für einen eingeschränkten Nutzer*innenkreis verfügbar. Seit 2023 setzen wir zunehmend auch auf Schnellladeinfrastruktur. Zwei voll barrierefreie Schnelllade-Hubs wurden im letzten Jahr am Währinger Gürtel und am Margaretengürtel mit jeweils fünf Stationen und in Summe zwanzig Schnellladepunkten eröffnet. Vor allem Taxis, Mietwägen und Lieferservices mit Kleintransportern nutzen diese Möglichkeit. Sie haben mitunter geringe Stehzeiten und haben eher wenig Zeit zum Laden – das macht die Schnellladung für diese so interessant.