Die erste Bilanz zum Energieeffizienzgesetz kann sich sehen lassen: 10.882 gemeldete Energieeffizienzmaßnahmen, in Summe 9,59 Petajoule bei einer Vorgabe von 5,51 PJ.
Ziel des Bundes-Energieeffizienzgesetzes ist es, bis zum Jahr 2020 die Energieeffizienz um 20 % zu steigern, gleichzeitig die Versorgungssicherheit zu verbessern, den Anteil erneuerbarer Energien im Energiemix zu erhöhen und eine Reduktion von Treibhausgasemissionen zu erreichen. Energielieferanten sind ab 25 GWh entgeltlich an Endverbraucher abgesetzter Energie verpflichtet, Effizienzmaßnahmen bei sich selbst, ihren Endkunden oder anderen Endenergieverbrauchern zu setzen oder eine entsprechende Ausgleichszahlung zu leisten. Im EEffG-Maßnahmenkatalog sind über 100 Wege gelistet, die Energielieferanten und Unternehmen nutzen können: Gerätetauschaktionen, Stromsparpakete, Heizungsoptimierung, LED-Lampen-Aktionen, Einsatz von Standby-Killern, Energieberatung etc. Bis 14. Februar waren die gesetzten Maßnahmen zu melden. Derzeit befindet sich die Monitoringstelle noch im Prozess der Plausibilisierung und Evaluierung der eingereichten Daten – denn diese sind umfangreich.
Energiesparziel weit übertroffen
10.882 Energieeffizienzmaßnahmen wurden gemeldet – 9.814 von Energielieferanten, 1.068 wurden als freiwillige Maßnahmen durch Unternehmen in der Datenbank erfasst und können in den Folgejahren an Energielieferanten übertragen werden. Unter den Maßnahmen, die im Kriterienkatalog angeführt sind, stechen mit 67 % jene für Heizung und Warmwasser hervor, gefolgt von Mobilität (15 %) und Beleuchtung (14 %). 9,59 Petajoule wurden durch Verpflichtete gemeldet, Vorgabe waren 5,51 PJ. Auch die Haushaltsquote der Energieeffizienzmaßnahmen wurde übertroffen: 5,44 PJ wurden gemeldet, Vorgabe waren 2,20 PJ. Diese Zahlen sind auf den ersten Blick sehr zufriedenstellend, allerdings gibt es auch Kritik. »Das EEffG ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Es braucht wirkliche Anstrengungen bei der Energieeinsparung sowie den verstärkten Ausbau erneuerbarer Energie. Beides ist für die Energiewende unbedingt nötig«, fordert Martin Fliegenschnee-Jaksch von IG Windkraft.
Maßnahmen im eigenen Betrieb
Die Wirtschaftskammer Österreich hat eine erste Umfrage unter den verpflichteten Unternehmen durchgeführt (674 Antworten). Über 70 % gaben an, ihre Verpflichtung weitgehend durch Maßnahmen im eigenen Betrieb zu erfüllen. Maßnahmen der eigenen Kunden wurden übertragen. Nachweise zugekauft wurden von fast 60 %. Die Möglichkeit, Ausgleichszahlungen zu leisten, hat nur für sehr wenige eine Rolle gespielt. Bei den Energiekunden gaben 53 % an, Energieeffizienzmaßnahmen aus den Jahren 2014 und 2015 bereits auf Lieferanten übertragen zu haben. Für 2016 planen 60 % mit großer Wahrscheinlichkeit, wieder Maßnahmen zu setzen. Zu den Auditoren: Im ersten Jahr haben sich die meisten Unternehmen mit einer Energieauditverpflichtung von externen Auditoren prüfen lassen. 2016 geht die Tendenz laut WKO hin zur Einrichtung eines eigenen Umweltmanagementsystems und internen Audits.
Datenflut
Zur aufgetretenen Datenflut gibt es Kritik von Stephan Schwarzer, Leiter der energie- und umweltpolitischen Abteilung der WKO: »Derzeit müssen die Betriebe zehntausende Seiten Auditberichte an Papier an die Monitoringstelle abliefen. Man braucht Scharen von Experten, wollte man diese Papierflut wirklich gänzlich auswerten, was aber gar nicht sinnvoll ist.« Gebot der Stunde müsse sein, den Aufwand für die Wirtschaft zu reduzieren, denn hohe Administrationskosten mindern den Anreizeffekt. Zum Energiebewusstsein der Unternehmen meint Schwarzer, dass den Unternehmen das Thema Energieeffizienz wirklich ein Anliegen, das Potenzial aber noch nicht ausgeschöpft sei.
Blick in die Maßnahmenpakete
Der Energie Report hat einige Energielieferanten bezüglich ihrer gesetzten Maßnahmen interviewt. Im Gespräch mit Wien Energie wurden Lichtoptimierungen, Fernwärme-Anschlüsse und Prozessoptimierungen sowie Maßnahmen im öffentlichen Verkehr als Vorreiter in der Energieeffizienz genannt, daneben thermische Sanierung und Kesseltausch. Zur Entwicklung des Maßnahmenkatalogs wurde bei Wien Energie ein eigenes Competence Center Energieeffizienz aufgebaut, das die aus dem EEffG resultierenden Verpflichtungen umsetzt. Energie Burgenland hat Maßnahmen vor allem bei ihren Endkunden im Haushaltsbereich unterstützt. Die Anreize erfolgten dabei vor allem über das seit zehn Jahren laufende Bonuspunkteprogramm bzw. die Bonuswelt. Die größte Anzahl an Einzelmaßnahmen wurde dabei im Bereich der Weißware wie Kühlschrank, Waschmaschine und Wäschetrockner gesetzt. Ein weiterer Schwerpunkt lag laut Christian Kurz, Geschäftsführer Energie Burgenland Green Power, in der Förderung hocheffizienter Alternativenergieanlagen. Zusätzlich wurde die Erneuerung von alten Erdgasheizungen auf neueste Brennwerttechnologie finanziell unterstützt. Den Umstieg von alten Öl-Heizkesseln auf moderne Erdgas-Heizungen sowie den Austausch bestehender Gasheizungen auf Brennwertgeräte unterstützt auch die Energie AG Oberösterreich. »Wir konnten mit unseren Partnern binnen zehn Jahren für mehr als 7.000 Kunden über 100 Mio kWh an Einsparung erzielen«, informiert Klaus Dorninger, Geschäftsführer der Energie AG Oberösterreich Power Solutions GmbH und im Energie AG-Konzern mit dem Thema EEffG und EEffG-Maßnahmen betraut. Für Industrieunternehmen bietet die Energie AG Oberösterreich maßgeschneidertes Anlagen-Contracting. »Mit der Wärmeversorgung von Fischer Sports, FACC und BENTELER-SGL in Ried konnten wir eine Energie-Einsparung von 28 % erreichen«, so Dorninger.