Dienstag, Juli 02, 2024

Walter Krott, Vertriebs­leiter Smart Grid bei devolo, über die Ausrichtung des deutschen Herstellers und das ­Vorhaben, eigene Zähler für Europa zu erzeugen.

Report: Die Marke devolo ist ein Newcomer im Netzbereich – wie sieht Ihre Ausrichtung  aus?

Walter Krott: devolo ist durch seine erfolgreiche Produktreihe im Consumerbereich, die auf Powerline Communication setzt, bekannt. Allerdings sind wir seit acht Jahren auch im Bereich Smart Grid erfolgreich tätig und beschäftigen uns vorwiegend mit Produkten für die Kommunikationsinfrastruktur zur Zählerfernauslesung. In diesem Bereich setzen wir auf G3-Powerline-Technologie im Frequenzband 150 kHz bis 500 kHz, die bei einer optimalen Netzabdeckung eine ausreichend hohe Datenrate zur Übertragung unterschiedlicher Smart-Grid-Anwendungen zur Verfügung stellt. Die Leistungsfähigkeit wurde bereits in großflächigen Installationen unter Beweis gestellt. Erste Serienprodukte in der Bauform als Modem  für den Hutschieneneinbau, mit denen Distanzen von knapp zwei Kilometern im Niederspannungsnetz überbrückt werden können, sind nun verfügbar.

Auch für PLC-Kommunikation auf der Mittelspannungsebene bietet devolo Lösungen an. Der Smart-Grid-Bereich bezieht sich neben dem Smart Metering auf unterschiedliche Anwendungen wie Straßenbeleuchtung oder Netzzustandsüberwachung – im Prinzip überall, wo Kommunikationstechnologie eingesetzt werden kann. Als Powerlinespezialist mit einer großer Expertise und über 200 Mitarbeitern – die Hälfte davon Ingenieure, die unsere Produkte in diesem Bereich entwickeln – fokussieren wir mit dem Anfang 2015 gegründeten Geschäftsbereich Smart Grid auf Themen rund um das Smart Grid der Zukunft. 

Report: Wie sieht es denn mit der Bereitschaft der Netzbetreiber in Österreich aus, auf PLC zu setzen?

Krott: Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Branchenplayer sehr wohl in Richtung Powerline Communication denken. Noch betrifft dies eher Schmalbandprojekte im Cenelec-Band. Man hört aber immer öfter den Ruf nach der Nutzung des Spektrums zwischen 150 kHz und 500 kHz, um Störungen im Cenelec Band, beispielsweise verursacht durch Wechselrichter, zu entweichen. Von Vorteil ist bei dieser Frequenzlage sicher auch die erhöhte Bandbreite zum Betrieb zusätzlicher Smart-Grid-Anwendungen.

Report: Wird es irgendwann auch einen Smart Meter von devolo geben?

Krott: Ja, devolo Smart Grid wird in aller Konsequenz auch Smart Meter entwickeln. Für den deutschen Markt ist bereits ein Prototyp entwickelt worden, der Mitte 2015 behördlich vorzertifiziert wurde. Wir wollen dies aber auch für andere Märkte unternehmen. Speziell die Spezifikationen in Österreich sind in dieser Sache für uns wichtig. Wir glauben, dass wir in einem ersten Schritt mit der Abdeckung der beiden Länder Deutschland und Österreich, mit ihren jeweils hohen Anforderungen an die Zähler, die Spezifikationen im gesamten europäischen Markt bedienen können. Unser Ziel ist, in ganz Europa mit unserer Meterologie, kombiniert mit unseren PLC-Lösungen,  Fuß zu fassen.

Report: Gibt es Projekte in Österreich?

Krott: Leider noch nicht. Noch ist dies ein Henne-Ei-Problem, da bei vielen Ausschreibungen Referenzen über Zählerinstallationen gefordert werden. Wir haben im August 2015 mit der Stromnetz Hamburg GmbH und Stromnetz Berlin GmbH einen ersten großflächigen Rollout mit 1.000 devolo G3-PLC Modems erfolgreich abgeschlossen. In der zweiten Jahreshälfte 2016 wollen wir eine Zählervariante für den österreichischen Markt anbieten.

Report: Sind Sie nicht bereits etwas spät dran, um als neuer Zählerhersteller aufzutreten?

Krott: Es mag spät erscheinen, aber sicher nicht zu spät. Wenn man als Smart-Meter-Hersteller nicht aus der Kommunikationstechnologie kommt, wie wir es tun, ist man auf dieser zunehmend wichtigen Leitungsebene möglicherweise immer etwas hinten nach. Deswegen sehen wir uns in einer guten Position, auf die innovative PLC-Technologie, die wir so gut kennen, nun auch die Meterologie aufzusetzen. Dazu arbeitet devolo in Forschungsprojekten eng mit Partnern zusammen.
Im Zuge der Energiewende denken Energieversorger darüber nach, neue Hersteller und innovative Anbieter zuzulassen. Ich habe mit einigen Netzbetreibern gesprochen, die mir bestätigt haben, gerne neue Hersteller zu bewerten. Wir wissen: Auch in den aktuellen Rollouts will man sich die Tür für alternative Anbieter offen lassen.

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