Erfahrungen aus dem Markt – nachgefragt bei Axel Dick, Prokurist und Leiter Business Development Umwelt und Energie bei Quality Austria.
Report: Welche Unternehmen adressieren Sie mit Ihren Services zum Thema Energie und Energieeffizienz? Welcher Service aus diesem Bereich ist Ihr größter Umsatzträger?
Axel Dick: Aufgrund des Bundesenergieeffizienzgesetzes sind es in erster Linie große Unternehmen ab 250 Mitarbeiter, die wir nach ISO 50001, ISO 14001 auditieren oder nach EMAS (Anm. »Eco Management and Audit Scheme«) begutachten oder in Lehrgängen zum Energiebeauftragten oder im Seminar zum internen Energieauditor ausbilden. Die Chancen bieten sich aber auch für kleinere und mittlere Unternehmen, Einsparpotenziale im Zuge der Einführung einer ISO 50001 zu identifizieren.
Report: Welche Energieeffizienzmaßnahmen haben aus Ihrer Sicht in der Regel den größten Effekt, beziehungsweise bringen den schnellsten ROI?
Dick: »Quick Wins« gibt es fast immer. Oft hilft es, alleine durch die Bewusstseinsbildung das Nutzerverhalten zu ändern. Uns selbst ist es gelungen, den Strombedarf am Standort Wien um knapp 10.000 KWh zu senken und wir haben uns über eine entsprechende Gutschrift des Energieversorgers gefreut. Das Erkennen von Spitzenlasten und daraus ableitend ein effektives Lastenmanagement zu fahren, bringt in der Regel schnell eine Kostenreduktion. Ein Klassiker in der Produktion sind Leckagen im Druckluftsystem. Wenn man bedenkt, dass der Wirkungsgrad bei Druckluft unter 10 % liegt und die Kompressoren ständig verdichten und die Druckluft entweicht an den Lecks, erhöht dies unnötig die Grundlast ohne Wertschöpfung und kostet Geld.
Hier sind in der Regel sehr kurze Amortisationszeiten zu erwarten, das haben alle diesbezüglichen Projektarbeiten im Lehrgang zum Energiebeauftragten gezeigt. Wichtig ist aber, sich erst einen gesamthaften Überblick zu verschaffen, welche Energieträger in welcher Menge für welche Prozesse eingesetzt werden, um dann auch die richtigen Prioritäten in der Zielsetzung und in der Maßnahmenplanung zu setzen.
Report: Bitte nennen Sie uns ein Beispiel für eine Kosten-Nutzen-Rechnung einer Energieeffizienzmaßnahmen in einem Unternehmen. Was wurde umgesetzt? Was wurde erreicht?
Dick: In einem Unternehmen gab es zehn Druckluftkompressoren für die Versorgung des gesamten Werkes mit 6 bar Druckluft. Durch die zehn Kompressoren wird eine hunderprozentige Redundanz sichergestellt. Die Kompressoren werden über eine zentrale Steuerung gesteuert. Als Schwachstelle wurde unter anderem der Wirkungsgrad der Altanlagen identifiziert. Als Maßnahme hat man sich zum Austausch von sechs Kompressoren durch vier neue Kompressoren entschlossen, vier Altgeräte blieben, um 100 % redundant zu sein.
Das Stromeinsparpotenzial betrug über 500.000 KWh, die jährlichen Einsparungen wurden auf knapp 55.000 Euro beziffert. Über 70 Tonnen CO2-Äquivalente können eingespart werden. Die Amortisationszeit beträgt knapp dreieinhalb Jahre. Die Anlagenverfügbarkeit wurde durch neue Anlagen mit höheren Wirkungsgraden verbessert, die Anzahl der Anlagen und damit nötige Wartungen reduziert, gleichzeitig ist aber die Redundanz sichergestellt.