Das Ökostromgesetz muss grundlegend reformiert werden: Dies fordert die Papierindustrie aufgrund der jüngsten Zahlen zur Ökostromsubvention. Künftig braucht es Investitionsförderung statt Einspeisetarife.
„So wie das bis jetzt geschieht, ist das pure Geldverbrennung“, übt Gabriele Herzog, Geschäftsführerin der Austropapier, harte Kritik an der bisherigen Subventionspraxis. Denn im neuen Ökostrombericht 2014 bestätigt die E-Control, dass Endkonsumenten immer mehr für die Förderung von Ökostromanlagen zahlen. Betrug das Vergütungsvolumen 2013 noch 747 Millionen Euro, waren es 2014 bereits 846 Millionen (plus 13,2%).
Der derzeit geringe Strompreis ist trügerisch: Durch ihn müssen die Stromkunden immer mehr Förderung schultern, um den Ökostromanlagen die garantierten Einspeisetarife zahlen zu können. Hat ein Unternehmen auf Netzebene 3 mit einem Verbrauch von 55.000 MWh im Jahr 2012 noch 157.524 Euro an Ökostrombeiträgen gezahlt, sind es jetzt bereits 277.428 Euro. Das ist eine Verteuerung um mehr als 75 Prozent in 3 Jahren.
85 Prozent Mehrkosten für Haushalte
Auch bei den Privathaushalten schlägt das Ökostromgesetz massiv zu Buche. Für 2016 werden für Haushalte bereits Ökostromkosten in Höhe von 120 Euro (3.500 MWh) prognostiziert, im Jahr 2013 zahlten sie noch 65 Euro. Das sind Mehrkosten von 85 Prozent. Für 2017/2018 rechnet die E-Control gar mit einer Rekordvergütung von insgesamt 1,3 Milliarden Euro. Und das obwohl die Zukunft vieler Ökostromanlagen nach Auslaufen der Förderungsperiode ohnehin höchst ungewiss ist. Viele Anlagenbetreiber sehen diesem Termin mit Bangen entgegen.
„Die Papierindustrie spricht sich schon seit Jahren für eine grundlegende Reformierung des Ökostromgesetzes aus. Die neuen Zahlen zeigen einmal mehr, dass das Umstellen der Fördersystematik von garantierten Einspeisetarifen auf Investitionsförderungen dringend notwendig ist“, erläutert Gabriele Herzog das Problem: „Das käme alle Stromkonsumenten billiger und es würden nur Kraftwerke gebaut, deren Finanzierung von einer längerfristigen Förderung unabhängig ist.“
Biomasse als Hauptprofiteur
Mit einem Anteil von 36 Prozent haben Anlagen auf Basis von fester Biomasse (Holz) bisher am stärksten profitiert (dahinter Windkraft mit 29% und Kleinwasserkraft mit 17%). Damit setzen sie die Rohstoffversorgung der Papierindustrie mit Holz zunehmend unter Druck. Durch die üppig geförderten Einspeisetarife konkurrenzieren Biomasse-Heizkraftwerke die traditionellen stofflichen Nutzer. Die Kostenspirale dreht sich immer weiter nach oben, was bereits zu spektakulären Pleiten von Biomassekraftwerken geführt hat. „Diese unsinnige Mittelverschwendung muss aufhören“, sagt Herzog.
„Holz ist zu wertvoll, um es in Großfeuerungslagen einfach zu verheizen. Es ist ganz einfach auch volkswirtschaftlich sinnvoller, zuerst Produkte herzustellen, diese wiederzuverwerten und erst am Ende des Lebenszyklus Energie zu gewinnen. Die holzbasierte Stromerzeugung ist ineffizient und ein Irrweg“, warnt die Geschäftsführerin der Austropapier vor ungewollten Lenkungseffekten. Ihr geht es um den richtigen Zeitpunkt: „Holz sollte erst am Ende der Nutzungskaskade energetisch genutzt werden.“
Austropapier – Vereinigung der Österreichischen Papierindustrie
Austropapier repräsentiert – gemeinsam mit dem Fachverband der Papierindustrie - die Unternehmen der österreichischen Papierindustrie. 24 Betriebe erzeugen jährlich fast 5 Millionen Tonnen Papier, Karton und Pappe. Sie stellen fast 8.000 Arbeitsplätze direkt bereit und tragen zur Einkommenssicherung von hunderttausenden Menschen in der heimischen Forst- und Holzwirtschaft, in der Papier und Pappe verarbeitenden Industrie und dem Druck- und Grafik-Sektor bei.
Papier begleitet uns Tag für Tag in vielen wichtigen Produkten. Der Einsatz der erneuerbaren Rohstoffe Holz und Altpapier, die Wiederverwertung der Rückstände als Rohstoff, höchste Energieeffizienz der Anlagen und enorme Investitionen zur Verbesserung der Umweltsituation gehören zu den Grundpfeilern der nachhaltigen Wirtschaftsweise. Mit modernen und gut bezahlten Green-Jobs, konsequenter Aus- und Weiterbildung sowie der Bündelung von Forschung, Entwicklung und Innovation sichert der Sektor nachhaltig die Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen Standorte. (PWK060/us)