Das Sammeln, Speichern und Auswerten von Daten bringt neue Möglichkeiten für Wirtschaft und Verwaltung – und stellt unsere Gesellschaft vor große Herausforderungen. Der Report Verlag diskutierte am 6. Oktober die Transformation von Geschäftsmodellen und Entwicklungen am Markt.
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Die Datenmengen in unserer Wirtschaft und Gesellschaft wachsen unaufhörlich. Jeder Airbus übermittelt nach Landung und Andocken Datenmengen in Terabyte-Umfang an die Wartungsmannschaften. Auf Facebook werden von Nutzerinnen und Nutzern weltweit täglich 600 Terabyte hochgeladen. Das Phänomen Big Data stand im Brennpunkt eines Publikumsgesprächs im Bundesrechenzentrum in Wien.
120 Gäste waren gekommen, um mit den Podiumsdiskutanten – Vertretern von IT-Unternehmen aus unterschiedlichsten Bereichen – zu den Möglichkeiten und Herausforderungen einer neuen Dimension der Datenverarbeitung zu sprechen. Begrüßungsworte sprach Roland Jabkowski, Sprecher der Geschäftsführung des BRZ. Die weiteren Partner des Talks: Mindbreeze, Interxion, T-Systems und Commvault.
„Um gezielt Fragen beantworten zu können, braucht es Speziallösungen. Big Data bedeutet, nicht nur mit sehr großen Datenmengen, sondern auch mit unterschiedlich strukturierten und sich rasch ändernden Informationen aus verschiedensten Quellen umgehen zu können“, betont Daniel Fallmann, Gründer und Geschäftsführer Mindbreeze. „Wir reichern Daten um einen Mehrwert an, der eine Darstellung nach Bedarf für die Anwender in den Fachabteilungen ermöglicht“, beschreibt Fallmann den Geschäftserfolg seiner Mindbreeze-Appliance. „Wir beschäftigen uns seit 2005 mit der Analyse von strukturierten und unstrukturierten Inhalten.“
Für Gerhard Köhle, Senior Management Consultant BRZ, geht es bei Big Data weniger um ein großes Geschäft. Der IT-Dienstleister möchte mit Big-Data-Lösungen neuen Nutzen schaffen, indem die Servicequalität und Effizienz der Verwaltung weiter verbessert und erhöht wird. „Big Data ist als Marketingbegriff entstanden, beschreibt aber geschickt das Phänomen, die riesigen Mengen an Daten zu nutzen und mit neuen Methoden und Technologien zu bearbeiten.“ Neben zahlreichen Einsatzszenarien in der öffentlichen Verwaltung ist auch der Schutz von IT-Systemen selbst für Köhle ein gelungener Anwendungsfall für Big Data. Mit der Analyse von Datenströmen und Log-Dateien können frühzeitig Anomalien erkannt und wesentlich schneller Maßnahmen ergriffen werden.
Martin Madlo, Managing Director Interxion Österreich, ortet mit Big Data eine „Verarbeitung von Daten, die mit klassischen Methoden der IT nicht mehr möglich wäre.“ Dazu seien auch die Erwartungen der Nutzer gestiegen: In den vergangenen Jahren hat sich die erlaubte Zeitspanne bis zum Ergebnis der Datenauswertung von Minuten oder Stunden auf Sekunden oder gar Millisekunden verkürzt. „Sicherlich steigt auch die Begehrlichkeit der Unternehmen, auf personenbezogene Daten zugreifen zu können und damit Geschäft zu machen. Doch haben wir in Österreich ein sehr ausgeprägtes Verständnis von Datenschutz und Privatsphäre.“ Interxion punkte dazu mit der europaweiten Bereitstellung von effizenten Rechenzentrumsumgebungen.
„Big Data bringt Kunden, Big Data rettet Leben, senkt die Kosten und eröffnet völlig neue Möglichkeiten mit unserer Umwelt umzugehen“, umreißt Axel Quitt, Sales Manager Systems Integration & Industry Leadership T-Systems Austria. Gleichzeitig sei es schwierig, die Welt stets nur mit technischen Begriffen zu beschreiben. „Viele Datenquellen liefern nicht nur Zahlen, beispielsweise unsere Sprache oder Bilder. Die analoge mit der digitalen Welt über deren Interpretation sinnvoll zu verknüpfen, ist eine der großen Aufgaben.“ Darüber hinaus könnten Big-Data-Lösungen wieder eine Humanisierung der Arbeitswelt ermöglichen. „Den Fachbereichen werden durch die Bereicherung mit Daten und deren Visualisierung bessere Entscheidungsgrundlagen für ihre Geschäftsprozesse bereitgestellt. Das kann enorm beflügeln.“
Gerhard Raffling, Country Manager Commvault Systems: „Mit dem Internet of Things, der Verarbeitung von Maschinendaten, und dem weiteren Datenwachstum in den Unternehmen wird sich die Datenmenge in Zukunft alle zwei Jahre verdoppeln.“ Raffling sieht ein Umdenken in den Unternehmen. Man schaffe nicht mehr „reines Blech“ an, sondern überlege neue Wege, „um die Kosten für Infrastruktur und Bandbreite etwa durch Technologien wie globale Deduplizierung und Kompression im Rahmen zu halten“. Die Verfahren schaffen laut Kundenangaben etwa eine Reduktion des wöchentlichen Backup-Volumens von 72%. Studien zufolge sind 69 % der Daten in Unternehmen „Dark Data“, also Daten, die man nicht kennt. Commvault hat eine Technologie entwickelt, um auch diese Daten analysieren und visualisieren zu können. „Mit dem Wissen über alle Daten im Unternehmen schaffen wir eine wertvolle Entscheidungsgrundlage und einen deutlichen Mehrwert“.
Fotos der Veranstaltung: http://bit.ly/1GxkYtb
Der vollständige Nachbericht mit weiteren Praxisbeispielen zu Big Data erscheint in der Oktoberausgabe des „Telekom & IT Report“ am 20. Oktober.