Der österreichische Datenretter Attingo warnt vor Datenverlust ab 35 Grad und gibt Tipps, wie Laptop, Server & Co gesund durch die Ferien kommen.
Mit dem Tablet am Strand oder mit dem Laptop auf der sonnigen Almwiese - davon können die Ingenieure von Datenretter Attingo nur dringend abraten. Wie eine interne Untersuchung von Hersteller-Spezifikationen ergeben hat, sind die gängigen Notebooks und Tablets je nach Bauart nur auf eine Betriebstemperatur von maximal 35 Grad Celsius ausgelegt. Die sommerliche Hitze-Problematik trifft genauso PCs, Server und NAS-Systeme, wenn auch auf einem anderen Niveau. "Mit ein paar Sonnenstrahlen sind hohe Temperaturen schnell erreicht", warnt Nicolas Ehrschwendner, Geschäftsführer des Datenrettungsspezialisten Attingo. "Die wenigsten Anwender sind darüber informiert, dass ihre mobilen Geräte de facto nicht für den sommerlichen Freiluftbetrieb geeignet sind, sondern eigentlich für klimatisierte Büroräume." Auch ein kurzes Lagern im parkenden PKW kann zum Fiasko werden. Eine Infrarot-Testmessung von Attingo - gestern zur Mittagszeit auf PKW-Armaturen - ergab eine enorme Hitzebelastung von 90 Grad Celsius.
Ansteigen der Datenverlust-Fälle
In der Praxis halten viele Geräte höhere Temperaturen sehr wohl eine Zeitlang aus, bis es schließlich zu einem unerwarteten Datenverlust kommen kann. Die Auftragsbücher der Datenretter bestätigen: An heißen Sommertagen werden die Spezialisten um ein Vielfaches öfter zu Hilfe gerufen als bei Durchschnittswetter. Der Grund dafür: Die hochempfindlichen Schreib-/Leseköpfe der verbauten Festplatten arbeiten im Nanometerbereich und reagieren auf Hitze mit Materialausdehnung. Dies kann zu einem Headcrash führen, wodurch gespeicherte Daten nicht mehr mit herkömmlichen Methoden auslesbar sind. "Die gute Nachricht ist allerdings, dass wir solcherart verlorene Daten durch unsere speziellen Recovery-Verfahren in mehr als 98 Prozent der Fälle vollständig wiederherstellen können", betont der Attingo-Chef.
Auch Vorsicht mit SSD
Wer moderne Laptops mit robusten SSD anstelle von Festplatten verwendet, sollte trotzdem auf der Hut sein. Zwar vertragen SSD bis zu 70 Grad Celsius Betriebstemperatur, aber die übrigen elektronischen Komponenten eines Laptops nicht, so dass die 35-Grad-Grenze auch hier nicht überschritten werden sollte.
Von Hitze in Kälte
Beim Betreten gekühlter Räume sollten mobile Geräte vor Inbetriebnahme generell immer einige Minuten ruhen. Denn auch der Wechsel von warm auf kühl kann zum Kollaps führen. "Bei Temperaturschwankungen kann es aufgrund von Materialausdehnung zu einer fehlerhaften Datenaufzeichnung kommen. So kann es sein, dass Geräte unter Hitzeeinwirkung zwar noch funktionieren, aber nach Abkühlung des Materials ein Lesen nicht mehr möglich ist", erklärt Ehrschwendner. In diesen Fällen können die Datenretter durch hochpräzise Adjustierung der Schreib-/Leseköpfe unter dem Mikroskop die Daten wieder herstellen.
KMU sparen am falschen Platz
Auch in mittelständischen Unternehmen ist der Hitzefaktor in der warmen Jahreszeit Datenverlust-Ursache Nummer eins. "Nicht ausreichend gekühlte Serverräume sind bei KMU leider eher die Regel als die Ausnahme - hier wird am falschen Platz gespart", berichtet Nicolas Ehrschwendner aus der Praxis. Wichtig sei im Fall der Fälle, dass defekte Datenträger nicht mehr unter Strom gesetzt werden, da dies den Materialschaden erhöhe und die Datenrettung erschwere.
Tipps gegen "Hitzschlag"
Als Schutz-Strategien gegen die Sommerglut am Arbeitsplatz empfiehlt Attingo regelmäßig vor dem Verlassen des Büros die Klimaanlagen zu kontrollieren. Weiters sollten zu Sommerbeginn die Gehäuse-Lüftungen mittels Kompressor-Druckluft gründlich gereinigt werden. Ist in den Serverräumen keine Klimaanlage vorhanden, sind die Umgebungsbedingungen laufend zu überprüfen und die Raumtemperatur sollte erfahrungsgemäß 30 Grad nicht übersteigen. Direkt an den Festplatten ermöglicht der Einbau zusätzlicher Lüfter eine Abkühlung bis auf das Niveau der Umgebungstemperatur. Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte eine automatische Temperatur-Überwachung installieren, die bei einer Überschreitung die betroffenen Geräte herunterfährt und Verantwortliche benachrichtigt. Ehrschwendner: "Alert Management sollte in keinem Unternehmen mit eigener IT-Infrastruktur fehlen - unabhängig von der Firmengröße.