Heiko Gloge, Gründer und geschäftsführender Gesellschafter von IGEL, im Gespräch mit dem Report.
Report: IGEL setzt mit seinem Betriebssystem bislang vor allem auf Endclients wie etwa PCs. Ist eine Ausweitung auf die Maschinenwelt denkbar – auf den Akkuschrauber, in Fahrzeuge?
Heiko Gloge: Unsere Software läuft bereits in vielen Maschinen. Das ist nicht einer Produktstrategie geschuldet, sondern einfach den Anwendungsmöglichkeiten. Das betrifft beispielsweise mobile Geräte im Krankenhausbereich in den USA. IGEL OS erleichtert dort den Betrieb und die Wartung von Dialyse-Maschinen. In Schleswig-Holstein gibt es Mühlenbetriebe unter unseren Kunden, die Maschinen in extrem staubigen Industrieumgebungen haben. Wir denken auch in Richtung von IoT-Anwendungen, die ja ebenfalls auf einer kritischen, managebaren Infrastruktur basieren müssen. Derzeit ist es aber noch zu früh, um über konkrete Produkte zu sprechen.
Report: Sie sind bereits 2003 mit dem Anspruch in die USA gegangen, auch dort Geschäft aufzubauen. Wie erfolgreich waren Sie damit?
Gloge: Uns ist es ursprünglich nicht darum gegangen, schnell große Umsatzzuwächse zu erzwingen – es ist trotzdem angenehm, wenn es passiert. Der Antrieb war vielmehr die Vernetzung im Silicon Valley. Die europäische Infrastruktur nutzt mir wenig, wenn ich nicht die Distanz von 9000 km zu Google, Apple, Amazon und Microsoft überbrücken kann. Mit Jed Ayres und weiteren Experten in der Unternehmensleitung vor Ort konnten diese Technologiepartnerschaften schließlich aufgebaut werden. Das hätten wir von Deutschland aus allein nicht geschafft. Die Vernetzung war auch eine große Investition, die Jahre gekostet hat – die sich jetzt, wie man bei unserer engen Zusammenarbeit mit Microsoft sieht, mehr als auszahlt.
Report: Umsätze werden in den USA dennoch gemacht.
Gloge: Ja, und das sehr deutlich – allerdings mit einem großen Unterschied zum europäischen Markt. Unser Weg hier ist klassisch die Rolle als Thin-Client-Hersteller im SMB-Segment. In den USA sind wir dagegen relativ schnell im Enterprise-Segment gelandet, da von Anfang an dort unsere Software im Vordergrund stand. Wir haben im amerikanischen Markt einen großen Retailer und einen großen Krankenhausbetreiber mit sechsstelligen Arbeitsplätzen als Kunden. Das verändert auch uns als Unternehmen im Denken, in der Organisation und in der Produktentwicklung. Amerikanische Unternehmen kaufen gleich einmal im großen Stil ein, installieren Lösungen und wissen – in zwei bis drei Jahren wird das Ganze wieder ersetzt. Das sind ganz andere Innovationszyklen im Vergleich zu Deutschland. Diese Verbindung von europäischer Ingenieurskunst und der Wendigkeit anderer Märkte – das ist es, was uns antreibt.