Helmut Oehler ist seit August 2014 Sprecher der Geschäftsführung bei GasVersorgung Süddeutschland. Mit dem Energie Report spricht er über die Tätigkeiten der GVS und seine Erwartungen zum österreichischen Markt.
Report: Herr Oehler, wie ist es der GVS im abgelaufenen Kalenderjahr ergangen? Wie hat sich auch das Auslandsgeschäft entwickelt, insbesondere der Markt in Österreich?
Helmut Oehler: Der deutsche Gasmarkt ist weiterhin von einem sehr starken Wettbewerb geprägt. Viele Anbieter sind im Markt aktiv, durch den bisher warmen Winter ist viel Gas auf dem Markt und der Ölpreis steht so tief wie schon lange nicht mehr. GVS ist trotz allem gegen den Trend gewachsen. Die Energieversorgungsunternehmen und die Industrie honorieren unsere Zuverlässigkeit, Kompetenz und Leistungsbereitschaft. Gerade auch in Österreich und der Schweiz sind die Rückmeldungen sehr ermutigend. Von zentraler Bedeutung sind die guten Kundenbeziehungen und der Dialog auf Augenhöhe. Wesentlich dabei ist auch unsere Innovationskraft in der Entwicklung von Produkten und Dienstleistungen. Somit liefern wir maßgeschneiderte Lösungen für die jeweiligen Beschaffungsstrategien.
Report: Mit August 2014 hat sich die italienische Eni Gruppe aus der Eigentümerstruktur der GVS zurückgezogen. Sie haben nun mit der EnBW Energie Baden-Württemberg AG eine 100-prozentige Mutter. Was ändert sich dadurch für die Kunden?
Oehler: Auf unsere Kunden hat die Veränderung der Eigentümerstruktur keinerlei Auswirkungen. Die GVS bleibt als Marke und Unternehmen vollumfänglich erhalten. Alles bleibt so, wie die Kunden es kennen: Weder die Ansprechpartner noch die Produkte und persönlichen Services werden sich ändern.
Report: Welches Potenzial sehen Sie prinzipiell für Ihr Unternehmen im österreichischen Markt? Welche Unternehmen sprechen Sie an?
Oehler: Unsere Zielgruppen sind Energieversorgungsunternehmen und größere Industriebetriebe. Wir erfüllen inzwischen auch alle administrativen Voraussetzungen, um österreichische Kunden beliefern zu können, und zwar in allen Marktgebieten. Bereits seit 1. Oktober 2013 haben sich für uns mit dem neuen Marktmodell COSIMA (Cross Border Operation Strongly Integrated Market Area) neue Expansionsmöglichkeiten in Österreich ergeben, die wir intensiv nutzen. Käufer am österreichischen Markt können ganz einfach Erdgas von uns beziehen, da die Buchung von Grenzübergangskapazitäten entfällt. Unsere Key Account Manager sind ständig vor Ort präsent. Auch auf österreichischen Messen und Branchentreffen stellen wir unsere Produkte und Dienstleistungen vor. Mittelfristig ist ein Marktanteil von fünf Prozent unser Ziel.
Report: Sie bieten neben dem Produkt Erdgas auch eine Reihe an gaswirtschaftlichen Dienstleistungen. Was sind in diesem Bereich typische nachgefragte Services?
Oehler: Im Fokus stehen unsere Leistungen im Portfoliomanagement. Die Beschaffungsmöglichkeiten für Erdgas sind heutzutage sehr vielfältig und damit der Kunde den Überblick behält und die Produkte sinnvoll und effizient einsetzt, stehen unsere Portfoliomanager mit Rat und Tat zur Seite. Immer unter Berücksichtigung der individuellen Kundenanforderungen untersuchen sie das Bezugs- und Absatzportfolio, legen gemeinsam mit ihren Kunden den jeweiligen Beschaffungsrahmen für ihren Bedarf fest und analysieren darüber hinaus Risiken und Potenziale. Das Portfoliomanagement ist nur eine von mehreren Dienstleistungen, die wir anbieten. Auch mithilfe eines umfassenden Bilanzkreismanagements, ergänzt durch Pakete wie Trading, Reporting und Pricing, sowie Risikomanagement unterstützen wir unsere Partner, damit deren Versorgung preisgünstiger, Risiken kontrollierbarer und die Beschaffung flexibler und unabhängiger werden.
Report: Welche Erwartungen haben Sie für die weitere Entwicklung des Gaspreises in den kommenden Monaten? Welche Faktoren nehmen Einfluss auf den Preis?
Oehler: Unsere Preiserwartungen kommunizieren wir regelmäßig mit unseren Kunden über Gasmarkt- und Chart- Telegramm sowie über eine 14-tägig stattfindende Analystenkonferenz, den Gas Call. Auch wenn wir in unseren Verträgen keine Ölpreisbindung mehr haben, wird der gesunkene Ölpreis Spuren beim Gaspreis hinterlassen. Die europaweit lahmende Konjunktur einschließlich Russland führt zu einem gut versorgten Gasmarkt. Auch dies dürfte preissenkende Wirkung zeigen. Wenn wir nun noch die vollen Speicher und den neuen Nationalen Aktionsplan für Energieeffizienz (NAPE) mit einbeziehen, werden wir eher stabile Preise sehen.
Zur Firma:
GasVersorgung Süddeutschland GmbH
Gründung: 6. März 1961
Gesellschafter: EnBW Energie Baden-Württemberg AG (100 %)
Geschäftsführung: Helmut Oehler (Sprecher), Fabian Spalthoff
Gasabsatz 2013: 55,6 Milliarden Kilowattstunden
Umsatz 2013: 1,587 Milliarden Euro
Mitarbeiter: 88
Adresse: GasVersorgung Süddeutschland GmbH Schulze-Delitzsch-Straße 7 70565 Stuttgart
Internet: www.gvs-erdgas.de
Geschichte in Österreich
Die GasVersorgung Süddeutschland bietet kunden- und marktorientierte Produkte sowie maßgeschneiderte Dienstleistungen und Services aus einer Hand. 2014 baut der Erdgasversorger sein Engagement in Österreich weiter aus. So ist die GVS in Vorarlberg bestens bekannt – bereits seit 1978 ist sie vor Ort aktiv. Für das Unternehmen mit Sitz in Stuttgart bietet die barrierefreie Integration Vorarlbergs und Tirols in das deutsche Marktgebiet Net Connect Germany (NCG) seit dem vergangenen Oktober zusätzliche Chancen, denn: Das Gasmarktmodell COSIMA ermöglicht regionalen Energieversorgern und Industrieunternehmen, Erdgas von neuen Anbietern zu beziehen.