Das Energieversorgungsunternehmen Verbund verbessert sein Ergebnis, passt den Anlagenwert in Mellach an und leidet unter Fehlentwicklungen im Emissionshandel.
Der Verbund kann für das erste Halbjahr 2013 mit deutlich verbesserten Ergebnissen aufwarten. Der Gewinn vor Steuern und Abschreibungen (EBITDA) verbesserte sich um 134,7 Mio. auf 794,3 Mio. Euro, das Konzernergebnis verdoppelte sich auf 448,2 Mio. Euro. Der Ausblick für das Gesamtjahr liegt weiterhin bei mindestens 1,15 Mrd. Euro EBITDA und einem Ergebnis von 600 Mio. Euro. „Dem Verbund geht es gut – trotz negativer Marktentwicklungen, einem schwierigen Umfeld und dem vergangenen Hochwasser“, fasst Konzernboss Wolfgang Anzengruber zusammen.
Die massiven Niederschläge Ende Mai bis Anfang Juni führten zu extremen Pegelständen an der Donau und ihren Zubringern. Das Abschalten von Donaukraftwerken verursachte für den heimischen Wasserkraftprimus einen Verdienstentgang von gut 10 Mio. Euro. Durch das Hochwasser kamen noch Anlagenschäden von bis zu 20 Mio. Euro hinzu.
Als wesentlich größeres Problem stellt sich für den Stromerzeuger aber der versagende Emissionshandel in Europa dar. Während andere Industriebereiche aufgrund der aktuell günstigen CO2-Zertifikate die Sektkorken knallen lassen, werden Gaskraftwerke wie das Verbundkraftwerk Mellach zu Millionengräbern. Die Verstromung von Gas, das üblicherweise über langjährige Lieferverträge zum Fixpreis bezogen wird, ist teuer geworden. Es ist paradox, dass derzeit schmutzige Kohlekraftwerke in Hochbetrieb sind – genau das sollte der europäische Emissionshandel verhindern. Der Verbund wertet seine beiden Gas-Kombikraftwerke in Österreich und Frankreich deshalb um insgesamt 660 Mio. Euro ab. Damit sollen künftige Finanzergebnisse entlastet werden, betont man. Auch versucht der Energieversorger aus dem Gasliefervertrag für Mellach mit der OMV-Tochter EconGas auszusteigen. Die EconGas wiederum liegt mit der Gazprom bezüglich einer Anpassung der Gasbezugspreis im Clinch. „Strom- und Gaspreise entwickeln sich einfach nicht mehr kongruent“, bestätigt Anzengruber.
In Frankreich hat der Verbund die Auflösung einer solchen Lieferpartnerschaft bereits geschafft: der Gasbezugsvertrag in Pont-sur-Sambre wurde gerichtlich aufgehoben. Im Mai haben die Österreicher beim Kartellgericht einen Antrag auf Abstellung eines kartellrechtswidrigen Verhaltens nun auch in der Causa Mellach eingebracht. Langfristig will Anzengruber überhaupt aus der fossilen Strom- und Wärmeerzeugung aussteigen. „Unsere Zukunft liegt nicht in CO2-emittierenden Kraftwerken“, spricht er von einem „Fokus auf 100 Prozent Wasserkraft“, respektive erneuerbare Energien.
Neue Märkte
Eine vielversprechende Zukunft sieht der Verbund weiters bei Privatkunden, Smart Meter und Elektromobilität. Derzeit schreibt man 266.000 Haushalts- und Gewerbekunden. Mit intelligenten Stromzählern werden künftig neue Tarife angeboten werden, um das festgesetzte Ziel von 500.000 Kunden zu erreichen. Möglich, dass Elektroautos diesem Wachstum einen kräftigen Schub verleihen werden. Anzengruber: „Elektromobilität wird kommen. Eigentlich ist damit in den Haushalten ein zweiter Zähler notwendig.“