Österreichs Übertragungsnetzbetreiber Austrian Power Grid arbeitet auf dem Markt für Regelenergie erstmals mit internationalen Partnern zusammen.
Nach intensiven Vorarbeiten werden gemeinsam mit den Übertragungsnetzbetreibern Sloweniens (ELES) und der Schweiz (Swissgrid) neue Kooperationen gestartet. Gearbeitet wird zudem an der Einbindung deutscher Partner. Mit dieser internationalen Öffnung des Marktes soll Regelenergie effizienter und auch günstiger zur Verfügung stehen als bisher. Regelenergiereserven sind jene Strommengen, die notwendig sind, um das in der Stromversorgung so sensible Gleichgewicht zwischen Erzeugung und Verbrauch in jeder Sekunde aufrecht erhalten zu können. 2012 betrugen die Kosten für die gesamte Regelenergie Österreichs in Summe rund 126 Mio. Euro. Durch die nunmehr gestartete internationale Zusammenarbeit ist in Österreich eine Verbilligung der Regelenergie in Höhe von mehreren Millionen Euro pro Jahr zu erwarten.
Eine der wichtigsten Aufgaben eines Übertragungsnetzbetreibers ist es, in jeder Sekunde die sensible Balance zwischen Stromerzeugung und –verbrauch in seinem Verantwortungsgebiet, der Regelzone, aufrecht zu erhalten. Dieses Gleichgewicht schwankt laufend und muss daher ständig ausgeglichen werden. Durch die vermehrte Einspeisung volatiler Wind- und Sonnenenergie wird der Regelenergie-Bedarf immer größer.
Die notwendige Regelenergie wird in drei Stufen ins Netz eingespeist. Die sogenannte Primärregelung und auch die Sekundärregelung sind automatisch greifende Mechanismen, die im Falle von Ungleichgewichten im Sekunden-Bereich für Ausgleich sorgen. Die Tertiärregelenergie muss im Bedarfsfall vom jeweiligen Übertragungsnetzbetreiber manuell aktiviert werden.
Sekundärregelenergieabrufe koordiniert
Im Rahmen der kürzlich geschlossenen Kooperation INC werden durch eine spezielle Automatik all jene Fälle erkannt, in denen APG und ELES Sekundärregelenergie gleichzeitig in jeweils unterschiedlichen Richtungen aktivieren würden. Durch entsprechendes Saldieren (‚Netting‘) werden so die Sekundärregelenergiemengen für beide Netzbetreiber minimiert und die damit verbundenen Kosten reduziert. Nach den Erfahrungen aus einem ersten Testlauf des Systems rechnet die APG aktuell mit einem Einsparungspotenzial in Höhe von etwa fünf Mio. Euro pro Jahr. Für die INC werden ausschließlich die freien, nicht von Strommarktteilnehmern verwendeten Grenzkapazitäten zwischen Österreich und Slowenien verwendet. Die regulären Stromhandelsaktivitäten an dieser Grenze werden damit nicht beeinträchtigt.
Marktöffnung zwischen Österreich und der Schweiz
Seit Juli 2013 können sich die APG und der Schweizer Netzbetreiber Swissgrid gegenseitig einen Teil der in der jeweiligen Regelzone notwendigen Primärregelenergie zur Verfügung stellen. Österreichische Kraftwerke können damit erstmals über nationale Grenzen hinaus Regelenergieprodukte beim Nachbarn anbieten und umgekehrt.
Die beiden Netzbetreiber APG und Swissgrid führen zwar weiterhin ihre nationalen Ausschreibungen zur Beschaffung der Primärregelenergie durch, optimieren aber durch die geschlossene Kooperation die erzielten Ausschreibungsergebnisse. Auf Basis dieser Kooperation steht somit auch den teilnehmenden Anbietern von Primärregelung ein jeweils größerer Angebotsmarkt zur Verfügung. Für den österreichischen Markt ist auch hier mit einer jährlichen Kosteneinsparung in Millionenhöhe zu rechnen.
In weiterer Folge soll 2014 auch mit Deutschland das Nettingverfahren und die Öffnung von Regelenergieprodukten erfolgen. Thomas Karall, kaufmännischer Vorstand der APG betont: „Die APG hat sich seit Jahren auf die Öffnung des Regelenergiemarkts vorbereitet und ist hier einer der Vorreiter in Europa. Aufgrund der Tatsache, dass der Regelenergiemarkt für die Versorgungssicherheit von größter Bedeutung ist, wird jede Maßnahme auch auf europäischer Ebene koordiniert und abgestimmt.“