In den meisten Gewerbeimmobilien kommen Gasheizkessel als Hauptwärmequelle zum Einsatz. Auch produzierende Betriebe sind davon abhängig. Das muss nicht sein, betonen Expert*innen und Hersteller.
Die Energiekosten von Unternehmen, die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern und politische Ziele der Klimaneutralität erfordern den Umstieg auf alternative Lösungen auch in der Wärmeversorgung. Es ist auch eine einfache Preisfrage: Im laufenden Betrieb bei Öl-, Kohle- und Koksheizungen ergeben sich seit Jahresbeginn höhere Abgaben bei den Brennstoffen. Die CO2-Bepreisung, die als Teil der ökosozialen Steuerreform 2022 eingeführt wurde, stieg mit Jahresbeginn auf 45 Euro pro Tonne. Ab 2025 werden Unternehmen 55 Euro pro Tonne abführen müssen.
Bisher hatte mit den Emissionspreisen vor allem die energieintensive Industrie zu kämpfen. Droht die Ausweitung dieses Kostenfaktors auch auf die KMU? »Ein Umstieg auf erneuerbare Energie rechnet sich immer. Die vermeintliche Hürde sind die – vergleichsweise – höheren Investitionskosten, die sich im laufenden Betrieb aber rasch amortisieren«, betont Helmut Matschnig, Geschäftsführer KWB Energiesysteme. Erneuerbare Energie hätte in der Anschaffung aber auch im laufenden Betrieb durch die CO2-Steuer-Befreiung einen steigenden Vorteil gegenüber fossilen Energieträgern.
Matschnig betrachtet die Investition in Technologien zur Nutzung erneuerbarer Energien als »eine der besten Geldanlagen«. Für den Pelletsheizungshersteller ist der Blick über den Tellerrand in der Energiegewinnung entscheidend. »Aus ökonomischer und ökologischer Sicht stellen die erneuerbaren Energieträger Holz und Sonne eine ideale Kombination dar und ermöglichen eine sichere und unabhängige Energieversorgung im Eigenheim.« Die Kombination unterschiedlicher Ressourcen sei eine »komplexe Aufgabe«, die KWB mit der Entwicklung eines intelligenten Energiemanagementsystems gelöst habe.
Auch für Stefan Ortner, Geschäftsführer von ÖkoFEN ist der Heizungsmarkt »gegenwärtig hoch innovativ«. Herausragend sei, dass heute Pelletsheizungen im Wesentlichen auch ohne Flamme betrieben werden können. Die ZeroFlame-Technologie von ÖkoFEN kann durch eine spezielle Luftstromführung und Brennkammerkonstruktion die Flamme fast vollständig eliminieren. Dadurch werden die Feinstaub-Partikelemissionen um 95 Prozent im Vergleich zu herkömmlichen Pelletsheizsystemen minimiert.
Für Ortner lohnt sich auch ein Blick auf Wärmepumpen für Unternehmen. Moderne Systeme erkennen bereits »live« CO2- und Strompreisdaten und optimieren darauf abgestimmt den Verbrauch. Auch auf Basis von Wetterdaten und der Stromerzeugung durch PV am Dach wird errechnet, wann der Strom nicht nur günstig, sondern auch besonders sauber ist. Nachhaltigkeit und Energieunabhängigkeit schließen sich damit für die Unternehmen nicht mehr aus. Der Hersteller bietet in Pelletsheizungen integriert die Stromerzeugung parallel zur Wärmeversorgung an. Und der Wärmebedarf von Gebäuden aus den 50er-, 60er- und 70er-Jahren kann mit Sanierungen so gesenkt werden, dass der Restwärmebedarf durch Wärmepumpen abdeckbar ist.
Bild: Die Mehrheit der Bevölkerung sei von der Sinnhaftigkeit von Maßnahmen gegen den Klimawandel überzeugt, argumentiert Stefan Ortner: »Die Unternehmen agieren in einem für Themen des Klimawandels zunehmend sensibilisierten Raum.«
Roger Hackstock, Geschäftsführer des Verbands Austria Solar, bemängelt eine fehlende Verpflichtung der Ablöse von 1,4 Millionen Öl- und Gasheizungen im Bestand von Haushalten und Betrieben. Rein gesetzlich bestünde »nach wie vor keine Notwendigkeit auf Erneuerbare zu wechseln, wenn der Betrieb bei fossiler Energie bleiben will«, so der Solarthermie-Experte. Trotzdem würden Betriebe auch aus Kostengründen umsteigen. »Die innovativste Art ein Gebäude zu heizen und zu kühlen, ist mit PVT-Kollektoren, Bauteilaktivierung und Erdsonden. Da erzeugt man maximal Wärme und Strom selbst am Dach, speichert die Wärme im Gebäude und im Boden und kann die Sommerhitze im Gebäude reduzieren«. Hackstock empfiehlt, Bauherrn sollten sich das »auf jeden Fall ansehen, bevor sie die Planung eines Neubaus oder einer Erweiterung am Standort in Auftrag geben.«
Pumpen für Wärme
Auch durch die Volatilität auf dem Gaspreismarkt ist das Interesse an nachhaltigen Gewerbelösungen wie Wärmepumpen seit 2022 signifikant gestiegen, ergänzt Claus Albel, General Manager Sales bei Daikin. Neben neuen, leistungsstarken Wärmepumpenlösungen für den kommerziellen Einsatz hilft der Experte auch bei der Berechnung des CO2-Fußabdrucks von Gebäuden für unterschiedliche Zertifizierungen und Branchenstandards. »Die Einsparungen bei einem Austausch von Gasheizkesseln und somit die Zeitspanne der Amortisation hängen jeweils von den Betriebsstunden, Energiepreisen, der Lebensdauer der Ausrüstung und der Effizienz des Systems ab«, erklärt Albel.
Claus Albel: »Zunächst geht es darum, dass alle Kundenanforderungen – sei es im Neubau oder im Bestand – geklärt werden. Dazu zählen der Wärmebedarf für die Beheizung und Warmwasserproduktion, die verfügbaren Energiequellen zum Betrieb der Wärmepumpe oder auch die unternehmerischen Nachhaltigkeitsziele.«
Als Beispiel nennt er eine industrielle Wärmepumpenlösung für ein Werk von AHT in Rottenmann, wo mit luftgekühlten Wärmepumpen als Energiequelle für zwei Wasser-Wasser-Wärmepumpen eine ganzjährige Beheizung der Anlagen und die Warmwasserproduktion von bis zu 73 Grad Celsius gewährleistet wird. Ein Niedertemperaturkreislauf mit Temperaturniveaus von 15 °C bis 20 °C dient als Energiequelle und sorgt für maximale Effizienz des Heizsystems.
Eine Umstellung des Heizsystems ist mit den aktuellen Förderungen sehr schnell rentabel, sollte aber unbedingt von einem Professionisten begleitet und im Vorfeld entsprechend ausgearbeitet werden, betont schließlich auch Bernhard Nutz, Leiter des Bereichs Objektmanagement Erneuerbare Energie bei Stiebel Eltron: »Wir bieten hier eine umfassende Datenbank aus bereits umgesetzten Projekten und durchgehende Projektbetreuung.« Er nennt als Beispiel das mit Wärmepumpen umgerüstete Franziskanerkloster in Salzburg. Das denkmalgeschütze Gebäude spart pro Jahr über 50 Tonnen CO2 ein.
»Unsere Wärmepumpen – unabhängig davon, ob die Wärmequelle Luft, Erde oder Wasser ist – sind auch 2024 zu 100 Prozent förderfähig. Auch sind Inverter-Wärmepumpen kaskadierbar, diese können also parallelgeschaltet werden und so in einem Leistungssegment von 4 kW bis 1.360 kW arbeiten.« Wird das System noch mit einer PV-Anlage gekoppelt, hat das gesamte System eine noch bessere CO2-Bilanz, so Nutz. Unternehmer*innen sparen so Betriebskosten und erreichen sehr bald den »Break Even Point«.
Mehr zum Thema: Julia Flath, Energy Engineering EPS bei Siemens, über Fördermöglichkeiten, Wirtschaftlichkeit und Effizienzen in der Wärmeversorgung. Zum Artikel: Kosten-Nutzen-Rechnung
Einsparungen im Betrieb:
Rechenbeispiele für alternative Wärmesysteme
Kombination: Das Postbasis-Verteilzentrum in Ternitz in Niederösterreich wird seit 2021 mit Solarenergie, Wärmepumpen und Erdsolespeicher beheizt. Die Sonne deckt 16 Prozent des Energiebedarfs für Warmwasser, Heizung, Kühlung, was den Zukauf von knapp 60.000 kWh pro Jahr ersetzt – bei den derzeitigen Strompreisen eine lukrative Ersparnis. Zusätzlich liegt die CO2-Einsparung bei 27 Tonnen pro Jahr. Bei der CO2-Bepreisung im Jahr 2024 von 45 Euro pro Tonne spart sich der Betrieb damit 1.215 Euro CO2-Abgabe. 2025 werden die Einsparungen bei einem Preis von 55 Euro pro Tonne knapp 1.500 Euro betragen.
Pellets: Im Urlaubsdomizil IKUNA Naturressort in Natternbach, Oberösterreich wurden zwei Kessel mit einem 2.000-Liter-Pufferspeicher in Betrieb genommen. Mit der Installation einer Kaskaden-Heizanlage (Hersteller ÖkoFEN) wird eine jährliche Ersparnis von 28.331 Euro erzielt. Die CO2-Einsparung beträgt rund 55 Tonnen im Jahr. Auch das Seminar- und Wellnesshotel Donauschlinge in Schlögen in Oberösterreich setzt seit 2018 auf erneuerbare Energie. Bis dahin wurden die 90 Zimmer von zwei Ölkesseln beheizt. Um den Wärmebedarf von bis zu 200 Hotelgästen zu decken, wurden jährlich 100.000 Liter importiertes Heizöl benötigt. Die jährliche Ersparnis beträgt hier 30.784 Euro pro Jahr. 175 Tonnen CO2 konnten eingespart werden.
Prozessheizen: Der Wärmepumpen-Hersteller Daikin bringt ein Beispiel für Einsparungen eines Unternehmens im Bereich Prozesswärme – bei einem Heizbedarf bei ganzjährigem Betrieb von 8.760 Stunden: