Auf Wasseroberflächen schwimmende Solarkraftwerke sind global im Kommen. Für manche ist »Floating Solar« gar ein Gamechanger.
Weil Photovoltaikanlagen viel Platz und gewisse topografische Voraussetzungen benötigen, sind ihrem Ausbau in Form flächenintensiver Kraftwerke oftmals enge Grenzen gesetzt. Das gilt zumindest am trockenen Land – schwimmend installiert, auf Seen, sowohl künstlichen als auch natürlichen Gewässern, sieht die Sache aber wieder anders aus. Der zusätzliche Anreiz: Dank der Kühlung durch das Wasser erhöht sich der Stromertrag, und auch die Verdunstung verringert sich. »Floating Solar«, also die Installation auch großflächiger schwimmender Solarstromanlagen, ist dabei, sich global als äußerst attraktive Kraftwerksvariante zu etablieren.
Ob sich das Kunstwort »Floatovoltaik« auch durchsetzen wird, ist noch ungewiss, die Technologie selbst erfreut sich international schon großer Beliebtheit. Kaum angekündigt und errichtet, purzeln in den letzten Jahren die Rekorde, was Größe und Erträge betrifft. Der noch 2022 mit 12.000 Solaranlagen größte schwimmende Solarpark Europas, in Portugal auf dem Alqueva-Stausee errichtet, generiert jedes Jahr insgesamt 7,5 Gigawattstunden Strom, der direkte Netzanschluss verbindet die Vorteile hydroelektrischer Infrastruktur am Staudamm mit der neuartigen Sonnenenergiegewinnung. Vier Hektar groß ist das Bauwerk – und bedeckt damit trotzdem nur 0,016 % der Stauseeoberfläche. In den letzten Jahren fertiggestellte Anlagen in Holland, Spanien und Deutschland belegen den rasanten Ausbau der Technologie in Europa, und auch in Österreich schwimmt im niederösterreichischen Grafenwörth bereits ein Solarkraftwerk mit einer Leistung von 24,5 MWp – der Energie Report berichtete.
Hybrid mit Zukunft
Bemerkenswert ist allerdings auch die rasche Übernahme der Technologie in anderen Weltregionen: Im Rahmen des Maßnahmenpakets Ultra Mega Renewable Energy Power Parks (UMREPP) will Indien in den nächsten Jahren allein im Bundesstaat Jharkhand Floating-PV-Potenzial im Ausmaß von zwei GW realisieren; Studien im Nachbarland Bangladesh legen ebenfalls dementsprechende Potenziale in verblüffendem Ausmaß nahe.
In Thailand soll das Floating-PV-Projekt NPS Green Lake schon bald eine Kapazität von 150 MW erreichen, und in Kolumbien hat in diesem Sommer Südamerikas größtes Floating-PV-Projekt am Urrá-Damm Machbarkeit und Profitabilität unter Beweis gestellt. In Indonesien erwirtschaften Anlagen in West Java 145 MW, weitere 60 FPV-Kraftwerke sind geplant. Dass der Erneuerbaren-Riese China auch auf diesem Gebiet in einer eigenen Liga spielt, muss nicht extra erwähnt werden – eher, dass auch in den USA allmählich Bewegung in den Zukunftsmarkt kommt.
Die Potenziale sind gewaltig: Schwimmende Solarkraftwerke könnten mehr als ein Drittel des Weltenergiebedarfs decken, zu diesem Schluss kommt die Recherche internationaler Energiewissenschafter*innen im Fachmagazin Nature »Energy production and water savings from floating solar photovoltaics on global reservoirs«: Über 40 Länder könnten ihren gesamten Energiebedarf mit FPV-Anlagen abdecken und zugleich Wasserreserven besser nutzen und schützen. Das Potenzial: 9.400 TWh jährlich – ein Drittel des globalen Gesamtenergiebedarfs.