Über die Kosten und Amortisationszeit von erneuerbarer Energie wird viel diskutiert. Diese Fragen werden bei fossilen Energieträgern oft nicht gestellt. Obwohl die Kosten im Laufe der nächsten Jahre weiter steigen werden. Was kommt auf Unternehmen und Verbraucher*innen zu?
Im Gegensatz zu den hitzigen Diskussionen über das Gebäudeenergiegesetz in Deutschland geht es in Österreich bei der Energie- und Wärmewende gefühlt ruhiger zu. Vor kurzem wurden zwei wichtige Dokumente zur Konsultation veröffentlicht: Einerseits der NEKP, der Nationale Energie- und Klimaplan, und andererseits der NIP, der Integrierte Österreichische Netzinfrastrukturplan. Darin ist der Fahrplan für die künftigen Entwicklungen bezüglich Energie und Wärme gut abzulesen.
NEkP, NIP – wie bitte?
Die aktuelle österreichische Bundesregierung hat sich im Regierungsprogramm das Ziel der Klimaneutralität 2040 gesetzt. Maßnahmen und Rahmenbedingungen um sich diesem Ziel zu nähern, finden sich im NEKP in den fünf Zieldimensionen Dekarbonisierung, Energieeffizienz, Sicherheit der Energieversorgung, Energiebinnenmarkt sowie Forschung, Innovation und Wettbewerbsfähigkeit. Im NIP erfolgt eine Bestandsaufnahme der bestehenden Energieinfrastruktur sowie der aktuellen Aufbringung und des aktuellen Verbrauchs von elektrischer Energie und Gas. Dem wird der angenommene künftige Energieverbrauch und dessen Aufbringung in den Jahren 2030 und 2040 gegenübergestellt.
In beiden Dokumenten sind als zentrale Maßnahmen gegen die Klimakrise und für mehr Energiesouveränität folgende Grundsätze genannt:
Energieeinsparung und Energieeffizienz (»Energy Efficiency First«-Prinzip), Elektrifizierung vieler Prozesse und Umstellung auf regenerative Energieformen bei den Prozessen, bei denen die Elektrifizierung (noch) nicht möglich ist.
Es soll später niemand sagen, man hätte nichts davon gewusst. Denn die Grundsätze bedeuten im Umkehrschluss: Fossile Energieträger haben im Gebäudeheizungsbereich ein Ablaufdatum, davor werden sie aber noch wesentlich teurer. Wasserstoff und dessen Derivate werden nur in bestimmten Fällen zur Anwendung kommen (zum Beispiel in »Hard-to-abate«-Sektoren, als Energiespeicher und für Spezialanwendungen). Der Verbrennungsantrieb ist eine Entwicklung aus dem letzten Jahrtausend. Er wird auch im 21. Jahrhundert nicht besser. Wasserstoff und E-Fuels werden ihn nicht retten.
Was wird sich verändern?
Das österreichische EWG (Erneuerbare Wärme Gesetz) wird wohl nach der Sommerpause beschlossen. Im NEKP heißt es auf Seite 77: »Außerdem soll kein weiterer Ausbau des Gasnetzes zur Raumwärmeversorgung stattfinden.« Damit ist klar, wohin die Richtung geht. Denn wie teuer die Abhängigkeit von importierten fossilen Energieträgern werden kann, haben wir alle im letzten Winter erlebt. Auch für diesen Winter ist wieder mit massiven Preissteigerungen zu rechnen – davon ging jedenfalls Fatih Birol, der Chef der Internationalen Energieagentur, bereits im Juli 2023 aus.
Im Jahr 2025 steht Österreich der nächste Preisschock bevor. Noch immer kommen in Österreich große Mengen an fossilem Gas aus Russland. Die Versorgung erfolgt über die Transgaz-Pipeline, die durch die Ukraine führt. Nur laufen diese Transitverträge zwischen der Ukraine und Russland Ende 2024 aus und es ist nicht davon auszugehen, dass die Verhandlungen rund laufen werden.
Zudem werden sich die Emissionen aus fossilen Energieträgern massiv verteuern. Seitens der österreichischen und deutschen Regierung wurden in den letzten Jahren CO2-Steuern eingeführt. Die Preise pro Tonne CO2 belaufen sich derzeit auf etwa 30 bis 35 Euro. Das ist aber nur ein Vorgeschmack, denn ab 2027 werden die Emissionen für fossile Energieträger im Heizungs- und Verkehrsbereich über den freien Markt – also im Rahmen des EU ETS 2 (Emission Trading Schemes) – gehandelt. Hier liegt der Preis derzeit bei über 80 Euro die Tonne, Tendenz steigend. Der wichtigste Punkt bei der fossilen Kostenfalle: Durch die zunehmende Elektrifizierung müssen immer weniger Nutzer*innen für die Kosten des Gasnetzes aufkommen.
Gasheizungen sind nicht nur umwelt-unfreundlich, sondern werden sich in Zukunft auch finanziell nicht mehr rechnen - selbst dann nicht, wenn man sie mit grünem Gas betreibt. (Foto: iStock)
Grünes Gas als Hoffnungsschimmer?
»Grünes Gas« wird keine hundertprozentige Alternative sein. Laut NEKP soll in Österreich der Anteil an grünem Gas im Jahr 2030 bei mindestens 7,7 % liegen. Derzeit liegt die Beimengung von Biogas bei etwa 2 %. Lokal vorhandene biogene Reststoffe, die keiner anderen stofflichen Verwertung mehr zugeführt werden können, in Biogas zu verwandeln, ist sinnvoll und nötig. Dies wird aber in der benötigten Menge keine Alternative werden. Mittels Elektrolyse ausreichend grünes Gas herzustellen, ist derzeit auch nicht in Sicht.
Wasserstoff als Wundermittel?
Auch Wasserstoff wird nicht das von vielen erhoffte Wundermittel werden. Derzeit stammen weltweit nur etwa 1 % der kompletten Wasserstoffproduktion aus grünen Quellen. Daher ist der Stoff viel zu wertvoll, um ihn großflächig thermisch zu verbrennen. Dazu kommt, dass Wasserstoff in absehbarer Zeit nicht in ausreichender Menge vorhanden sein wird und eine eigene Infrastruktur nötig ist (siehe NEKP und NIP).
Wasserstoff und auch grüne beziehungsweise biogene Gase werden vorrangig in »Hard-to-abate«-Sektoren wie zum Beispiel der Industrie und von großen Energieerzeugern verwendet werden, deren Elektrifizierung schwerer möglich ist, oder dort, wo Gas als Rohstoff benötigt wird. Für die meisten Verbrennungsprozesse – sowohl im Gebäudebereich als auch im Individualverkehr – werden diese Stoffe nicht in der Menge verfügbar und daher viel zu teuer sein. Zudem sind diese Anwendungen schon heute elektrisch effizienter und kostengünstiger möglich.
Veränderung ist alternativlos
Der letzte Winter hat uns gezeigt, wie viele Potenziale noch nie angedacht wurden. Energieeinsparung und Energieeffizienz sind die Zukunftskompetenzen. Wir werden uns verändern müssen und das ist sogar gut, denn fossile Energieträger befeuern die Klimakrise immer weiter und werden zunehmend zur Kostenfalle.