Mittwoch, November 20, 2024
„Ich geb die Hoffnung nicht auf“
Wachstum trotz Fachkräftemangel bei dem Anlagenbauer: Geschäftsführer und Gesellschafter Gregor Kremsmüller und Geschäftsführer Christoph Sandner.

Der oberösterreichische Anlagenbauer Kremsmüller blickt trotz Unsicherheiten und Herausforderungen aufgrund des Ukraine-Krieges auf ein erfolgreiches Jahr 2022 zurück. Als Flaschenhals für die gesamte Branche entpuppt sich der Fachkräftemangel.

Im Kernbereich Kremsmüller Anlagenbau konnte im Vergleich zum Vorjahr die Betriebsleistung „dank langjähriger Partnerschaften mit unseren Kunden“, wie Gregor Kremsmüller betont, um 15 % auf über 184 Millionen Euro gesteigert werden. Der Geschäftsführer und Gesellschafter des Unternehmens sieht die Energiewende und den Drang nach Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern als Wachstumsthema: „Hohe Energiepreise und die schwankende Verfügbarkeit von Energieträgern bringen eine Nachfrage stärker in Richtung nachhaltige Energiequellen. Groß-Wärmepumpen sind dabei ein massiver Wendepunkt für die Energietransformation in der Industrie und werden auch zukünftig eine große Rolle in der Projektlandschaft bei Kremsmüller spielen.“

Gruppenweit kann Kremsmüller eine konstante Betriebsleistung von 221 Mio. Euro vorweisen mit einem Mitarbeiterstand, der bei rund 1300 in Österreich und 1700 international liegt. „Das Projektgeschäft sorgt dafür, dass wir bis Jahresende voll ausgelastet sind. Manche Bereiche sogar weit bis ins Jahr 2024.“

Doch der Fachkräftemangel der Branche schränkt den Anlagenbauer ein: „Wenn wir 300 Mitarbeiter mehr hätten, würde sich die Auslastung nicht verändern. Viele Kunden haben Vorhaben in der Schublade, die aufgrund des Fachkräftemangels in der gesamten Branche ins nächste Jahr geschoben werden“, so Kremsmüller. Man möchte hierzu auch neue Wege gehen. So wurde in Slowenien ein Unternehmen zur Rekrutierung von Fachkräften gegründet. Der Job- und Ausbildungsmarkt in Österreich allein reiche nicht mehr aus. Der Geschäftsführer gibt für Österreich aber „nicht ganz die Hoffnung auf“. Die Pandemie hätte ein verstärktes Interesse für Jobs in der Digitalisierung gebracht, ebenso könnten sich auch wieder mehr Jugendliche für den Beruf Metalltechnik*in interessieren.

Die zunehmende Elektrifizierung der Wirtschaft und der Aufschwung in der Energiebranche zeigen sich auch in der Auftragslage. „Entweder ist Energie ist direkt das Produkt des jeweiligen Unternehmens – zum Beispiel in der Petrochemie – oder es ist die Produktion eines Betriebs sehr energieintensiv.“ In Deutschland werden von der Industrie jährlich 125 TWh Wärmeenergie in die Luft geblasen, die technisch eigentlich nutzbar sind. „Das wären theoretisch 20 % des gesamten Heizbedarfes im Nachbarland. Der wichtigste Energieträger in Projekten ist der, der bereits vorhanden ist und womöglich ungenutzt verpufft“, so der Geschäftsführer. „Mein Vater hat in den 60ern zu seiner Vertriebsmannschaft gesagt: Wo es rausraucht, müsst ihr hinfahren – da gibt es Arbeit für uns. Jetzt sieht es so aus, als ob wir genau in diesen Betrieben in den nächsten Jahren dafür sorgen werden, dass es nicht mehr rausraucht“, vergleicht er optimistisch.

Kremsmüller war im Projekt „Heat Highway“ Partner des Energieinstitutes an der JKU Linz und ist aktuell mit den Vorbereitungen zu einem Folgeprojekt beteiligt. Hier soll die physische Kooperation von Industriebetrieben untereinander, sowie mit deren Umfeld untersucht werden. Beispielsweise in Bezug auf Prozesswärme, Abwärme, Fernwärme und Wasserstoff. Die Abwärme des einen Industriebetriebes könnte zum Beispiel als Prozesswärme des anderen Betriebes genutzt werden. Außerdem soll Klimaneutralität als Kriterium auch für kurzfristige Unternehmensentscheidungen etabliert werden.

Der deutschsprachige Raum ist für den Anlagenbauer der größte Markt, Nordeuropa wird als weitere wichtige Region bei Kremsmüller genannt. Zu einem „ausgewachsenen Fachbereich“ hat sich Telekommunikation mit 30 Millionen Euro Umsatz entwickelt, mit Projekten für den Ausbau von Mobilfunk- und Festnetzen.

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