Mittwoch, Juli 17, 2024
Mix mit grünem Gas sichert Versorgung
Studienautor Gerald Aue zeichnet Szenarien für die Entwicklung einer Grüne-Gase-Wirtschaft auf. Noch fehlt aber der gesetzliche Rahmen für Investitionen für die Unternehmen. (Credit: FGW/Hinterramskogler)

Mit einem Bauchladen, der künftig auf Strom und grünes Gas aufbaut, ist Österreich besser aufgestellt: Mehr Unabhängigkeit von Stromimporten, gesteigerte Versorgungssicherheit und sowohl weniger CO2-Emissionen als auch Kosten - das verspricht eine neue Studie.

Je größer die Vielfalt an erneuerbaren Energiequellen, desto besser für die Umwelt, die Versorgungssicherheit und die Unabhängigkeit Österreichs«, sagt Peter Weinelt, Obmann des Fachverbands Gas Wärme (FGW). »Daher setzen wir in Zukunft nicht nur auf Strom, sondern auch auf die klimaneutralen Energieträger Wasserstoff und Biomethan.« Den Nutzen des Einsatzes von Grünen Gasen machen die international tätigen Energieökonomen von Compass Lexecon in einer Studie anhand von zwei Szenarien sichtbar. Die Ergebnisse der Studie wurden am 21. Juni bei der trotz Sommerwetter gut besuchten Fachtagung »Zukunftsforum Gas« in Wien vorgestellt.

Das erste Szenario bringt eine starke Elektrifizierung der Energieversorgung. Wasserstoff und Biomethan sind vor allem für die stoffliche Nutzung in der Industrie, einzelne Hochtemperaturanwendungen und für die Produktion von Strom und Fernwärme reserviert. Dadurch entsteht ein deutlicher Mehrbedarf an Strom. Im zweiten Szenario wird mit einem vielfältigeren Energieträgermix gerechnet. Dabei werden Wasserstoff und Biomethan zusätzlich zu den Anwendungen in Szenario eins auch zur erweiterten Produktion von Prozesswärme, zur Produktion von Raumwärme sowie im Straßenverkehr verwendet.

Gerald Aue, Studienautor von Compass Lexecon: »In beiden Szenarien werden die gesamten als verfügbar angenommenen Stromproduktionspotenziale voll ausgebaut. In den beiden Szenarien kann Österreich seinen Strombedarf jedoch nur in einem diversifiziertem Energieträgermix bilanziell selbst decken.« Aue merkt an, dass »beide Szenarien Importe von grünem Wasserstoff erfordern, da die österreichische Inlandsproduktion den nationalen Wasserstoffbedarf 2040 nicht decken wird«.

Bei der Fachtagung in Wien hoben Experten die Vorteile von Wasserstoff hervor: Das grüne Gas wird wohl in jedem Fall eine Rolle in Österreichs Energiezukunft einnehmen. (Bild: FGW/Hinterramskogler)

Erhebliche Vorteile von mehr Wasserstoff

Auch eine starke Elektrifizierung benötigt also Infrastruktur zum Import und der Verteilung von grünem Wasserstoff. Deren Aufbau und die Sicherung großer Mengen an grünem Wasserstoff ist also ein Muss. Beim Szenario zwei können große Teile der bestehenden Infrastruktur erhalten bleiben – das reduziert gegenüber Szenario eins die Investitionskosten.

Ein weiterer Vorteil der zweiten Variante liegt in den im Aufbau befindlichen Wasserstoff-Speicherkapazitäten in Österreich: Die vermehrte Nutzung von Wasserstoff und Biomethan kann damit die Versorgungssicherheit erhöhen. »Das steigert die Unabhängigkeit Österreichs erheblich«, heißt es aus dem Fachverband. Großen Charme habe die vermehrte Nutzung von grünem, dekarbonisiertem Wasserstoff, weil dadurch der Import von grauem, also noch nicht vollständig dekarbonisiertem Strom minimiert werden kann. Damit sinken die durch Österreichs Stromimporte aus dem Ausland verursachten CO2-Emissionen.

Peter Weinelt abschließend: »Weniger ist in diesem Fall nicht unbedingt mehr. Denn um die Versorgung Österreichs sicherzustellen, brauchen wir nicht weniger, sondern deutlich mehr und vor allem vielfältige grüne und klimaneutrale Energieträger, wie Wasserstoff oder Biomethan. So ist es am effizientesten möglich, die Klimaziele unter Aufrechterhaltung unseres Wohlstandes und der Versorgungssicherheit zu erreichen.«

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