Mittwoch, November 20, 2024

Europa will im Straßenverkehr bis zum bitteren Ende verbrennen. Andernorts dreht sich die Welt schon in eine grüne Zukunft weiter. 

Während hierzulande mit populistischen Kalkül von einer Zukunft mit eFuels fabuliert wird, schreitet der Rest der Welt voran in eine Zeit, die ganz ohne das Abfackeln von Treibstoffen egal welcher Herkunft ihr Auskommen findet. Ein bedeutender Schritt auf diesem Weg wurde nun in China getan: Der weltgrößte Batteriehersteller, das chinesische Unternehmen CATL, hat soeben einen technologischen Durchbruch in Sachen Energiedichte seiner Speicher verkündet. 500 Wh speichert die neue Batteriegeneration, die zudem noch heuer in Massenfertigung gehen soll, pro Kilogramm Eigengewicht.

Die Lösung von CATL verdoppelt damit beinahe die Energiedichte von Teslas Technologie, die mit bis zu 296 Wh/kg einen der bisherigen Goldstandards der Branche darstellt. Die dadurch mögliche Größen- und Gewichtsreduktion wird aller Voraussicht nach zu größeren Sprüngen bei der Anwendung auch in Luft- und Seefahrt führen. Tesla-Chef Elon Musk  hat bereits 2020 die Energiedichte von 400 Wh/kg als »magische Grenze« für die Elektrifizierung des Flugverkehrs bezeichnet.

Dass damit das Ende der technischen Möglichkeiten noch längst nicht erreicht ist, zeigen Batterie-Prototypen des US-Forschungszentrums Argonne in Illinois: Deren Energiedichte von 1200 Wh/kg bedeutet die effektive Vervierfachung der Leistung aktueller Lithium-Ionen-Technologie. Bis zur Marktreife wird es noch etwas dauern. Manchmal geht aber alles viel schneller, als man denkt.

China auf der grünen Überholspur

Dass ausgerechnet das stets als Ausrede fürs eigene Nichtstun herangezogene Riesenland China in Sachen grüne Technologie auf der Überholspur fährt, ist wirtschaftlich sinnvoll und hat globale Auswirkungen. Die beispiellos rasante Elektrifizierung des chinesischen Individualverkehrs zeigt, was technologisch möglich wäre. 32 Prozent der chinesischen PKW-Zulassungen sind inzwischen elektrisch, seit dem Vorjahr ist der Verkauf von Verbrennern um 20 Prozent zurückgegangen. Auch dank cleverer Innovationen: Batterietauschstationen ersetzen dort zunehmend den zeitaufwendigen Vorgang des Aufladens der E-Fahrzeuge. Trotz des Endes einer bisherigen staatlichen Subventionierungspolitik steigen die Verkäufe – national und international.

Wachstum vs. Trägheit

China ist drauf und dran, den kommenden Weltmarkt für günstige E-Fahrzeuge komplett zu dominieren. Ein Markt, den die trägen Strategen der satten westlichen Automobilindustrie bei ihrer Konzentration auf immer potentere SUVs und politische Abwehrkämpfe gegen ein Ende der Verbrennertechnologie bislang komplett ignorieren.

Frühere Prognosen gingen davon aus, dass der riesige chinesische Automarkt bis zum Jahr 2030 zu 40 Prozent rein elektrisch sein würde – diese Durchdringung wird jetzt wohl schon heuer erreicht, falls die Hersteller mit der Nachfrage mithalten können. Die korrigierten Vorhersagen gehen jetzt von 80 Prozent E-Neuzulassungen in China im Jahr 2030 aus. Man darf bezweifeln, dass bis dahin in Europa ein einziger Kilometer per eFuel oder Wasserstoff gefahren wurde.

(Titelbild: iStock)

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