Mittwoch, November 20, 2024



Mitte September ist ein Musterbeispiel für den Umbau des Stromnetzes hin zu einer 100-prozentigen erneuerbaren Energieversorgung in Betrieb gegangen.


Am 12. September wurde in Neusiedl an der Zaya im Weinviertel die neu errichtete 380 kV-Leitung in Betrieb genommen. In einer Rekordzeit von nur sechs Jahren wurde diese Leitung quer durch das Weinviertel umgesetzt - mit hoher Akzeptanz der lokalen Bevölkerung. Mit der Inbetriebnahme des 200 Millionen Euro schweren Infrastrukturprojektes wird die gesamte Windenergie Niederösterreichs Österreichweit nutzbar gemacht.

Die fertiggestellte Weinviertelleitung trägt im Hochspannungsnetz der APG entscheidend zur sicheren Stromversorgung Österreichs und Niederösterreichs bei. Über sie werden künftig bis zu 3.000 MW erneuerbare Energie aus NÖ ins überregionale Netz der APG gespeist und Österreichweit nutzbar gemacht. Diese Anschlussleistung entspricht jener von acht Donaukraftwerken. Somit ist die Weinviertelleitung wesentlich für das versorgungssichere Gelingen der Energiewende sowie für die Elektrifizierung von Industrie, Wirtschaft und Gesellschaft der gesamten Ostregion. APG investiert rund 200 Millionen Euro in die Umsetzung der Weinviertelleitung. Durch eine optimierte Planung kommt der Ersatzneubau gegenüber der Bestandsleitung mit 53 Masten und 15 Kilometer Leitung weniger aus, sowie konnten natursensible Zonen entlastet werden.

Transformation des Energiesystems bedingt moderne Strominfrastruktur

Die aktuellen Entwicklungen der Strom- und Energiepreise sowie die geopolitischen Entwicklungen in der Ukraine zeigen, wie wichtig eine rasche und sichere Transformation zu einem nachhaltigen Energiesystem ist. Dazu braucht es vor allem die Umsetzung aller in der Pipeline der Energiewirtschaft befindlichen Projekte: von der Netzinfrastruktur über die erneuerbare Produktion bis hin zu den Speichern. Die Weinviertelleitung ist mit einer Gesamtumsetzungszeit von nur sechs Jahren ein Musterbeispiel wie Infrastrukturplanung, Standortentwicklung und Energiewende mit hoher Akzeptanz umgesetzt werden können. Die Projektträger APG, Netz NÖ und EVN haben dieses Projekt gemeinschaftlich 2016 entwickelt und in einem intensiven Prozess so optimiert, dass eine hohe Akzeptanz in der Bevölkerung sowie bei allen Stakeholdern erzielt werden konnte. Heute, nach sechs Jahren, geht dieses Projekt in Betrieb und ist somit Role-Model für die Umsetzung von Infrastrukturprojekten im ganzen Land. 

Gerhard Christiner, technischer Vorstand APG: „Die Mammutaufgabe der sicheren Transformation bedingt das Stromsystem ganzheitlich zu entwickeln. Dazu braucht es auch zusätzliche Kapazitäten in der Netzinfrastruktur. Die Weinviertelleitung spielen dafür und für das Gelingen der regionalen und österreichweiten Transformation die zentrale Rolle. Sie ist darüber hinaus ein Musterbeispiel dafür, dass hohe Akzeptanz in der Bevölkerung durch gemeinsame Bewusstseinsbildung erreicht wird und damit Infrastrukturprojekte rasch umgesetzt werden können. Genau das was wir jetzt bei allen Projekten der Energiewende brauchen.“

Thomas Karall, kaufmännischer Vorstand APG: „Insgesamt lagen die Investitionen der Weinviertelleitung bei 200 Millionen Euro. Dies bringt eine Wertschöpfung von 132 Millionen Euro für Österreich wobei alleine 31 Millionen Euro davon auf Niederösterreich entfallen. Insgesamt wurden in der Bauphase 2.100 Arbeitsplätze geschaffen. Davon fast 600 in Niederösterreich.“

Auch Netz NÖ, die Netztochter der EVN – hat das Projekt aktiv unterstützt und wird von der neuen leistungsstärkeren Leitung profitieren: „Unsere Strategie ist es, den Anteil erneuerbarer Energie konsequent auszubauen und dabei die Versorgungssicherheit nie aus den Augen zu verlieren. Gemeinsam mit der APG sind wir diejenigen, die die ‚Energiewende‘ auf den Boden bringen“, so die beiden EVN Vorstände Stefan Szyszkowitz und Franz Mittermayer.

„Die Weinviertelleitung ist ein Musterbeispiel für den Umbau des Stromnetzes hin zu einer Energieversorgung, die zu 100 Prozent durch erneuerbare Energien sichergestellt werden kann“, freut sich auch Stefan Moidl, Geschäftsführer IG Windkraft: „Wenn alle Akteure zusammenarbeiten, kann die Energiewende auch in der nötigen Geschwindigkeit gelingen.“

„Wir müssen uns unabhängig von sauteurem Erdgas, Erdöl und Kohle machen, die Energiewende schaffen und damit die Klimakrise abwenden. Dafür bedarf es aber noch vieler Schritte besonders auch in Niederösterreich“, erklärt Moidl. Gerade in Niederösterreich bietet sich die Windenergie durch ihr großes noch ungenutztes Potential als Lösungsstrategie an. „Noch immer erzeugt Niederösterreich weniger erneuerbaren Strom als es selbst an Strom verbraucht. Und zwei Drittel des Gesamtenergieverbrauchs sind noch immer fossile Energie. Daher müssen die Anstrengungen deutlich erhöht werden", fordert Moidl und ergänzt abschließend: „Leider ist aber die Genehmigung von neuen Windparks in den letzten Jahren regelrecht eingebrochen. Hier ist eine aktive Landespolitik gefordert.“

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