Um die Industrie kompetitiv zu halten, fordert Richard König, CEO des Grünstromerzeugers Enery, eigene Öko-Industriezonen. Auf diesen könnte sehr rasch Solarstrom erzeugt werden.
Während die Industrie immer lauter um Hilfe schreit, vermelden konventionelle Stromanbieter immer weiter steigende Strompreise. Expert*innen sind sich einig: Die Strompreisspirale wird sich auch nicht so bald wieder nach unten drehen. Gleichzeitig aber werden Projekte zur nachhaltigen Stromerzeugung durch lange Genehmigungs- und Umwidmungsverfahren nach wie vor ausgebremst. Um diese Misere möglichst rasch zu umgehen, fordert Richard König, CEO des heimischen Grünstromerzeugers Enery (Bild oben, Credit: Enery/Horak), nun „Öko-Industriezonen“. Konkret sollen in bestehenden Industriegebieten unbürokratisch Areale zu Zonen erklärt werden, in denen sogleich Photovoltaikanlagen errichtet werden dürfen.
Mit solchen Öko-Industriezonen könnten auf einen Schlag mehrere Steine aus dem Weg geräumt werden. So würden die Unternehmen sehr schnell zu sauberem und günstigem Strom kommen. Außerdem würden die auf diese Art für Photovoltaikparks genutzten Flächen in Regionen angesiedelt sein, die so oder so schon durch die vorhandenen Industriegebäude optisch vorbelastet sind. „Das Argument, die Anlagen würden das Landschaftsbild beeinträchtigen, wäre dann auch vom Tisch“, sagt König.
Vor allem aber würde der Strom damit regional erzeugt werden, was bedeutet, dass Stromnetze weniger belastet werden müssen. „Die oft ins Treffen geführte mögliche Überlastung der Netze durch Grünstrom wäre damit ebenso obsolet“, betont König und verweist darauf, dass selbst bei einem Überschuss kein Strom eingespeist werden muss. „Wenn eine Einspeisung nicht möglich ist, können moderne Speichersysteme das Überangebot auffangen.“ Zumal im Industriebetrieb dieser Fall eher selten eintritt. Außerdem könne man diese Zonen auch für die jeweiligen Gemeinden interessant ausgestalten: Diese sollen für die Flächen, die sie als Öko-Industriezonen ausweisen, einen gewissen Betrag im Finanzausgleich geltend machen können, so Königs weiterführende Überlegungen.
Ein Modell, dem auch Gernot Stöglehner, Universitätsprofessor für Raumplanung an der Universität für Bodenkultur Wien, viel abgewinnen kann: „Vorbelastete Gebiete, unter anderem rund um Industrie- und Gewerbegebiete, würden sich für den Bau von PV-Anlagen anbieten. Wichtig ist, diese Konzepte nicht nur um neu entstehende Industrie- und Gewerbegebiete, sondern insbesondere auch für die Verbesserung der bestehenden zu entwickeln. Nur mit einer hundertprozentigen erneuerbaren Energieversorgung, das heißt auch mit Photovoltaik, können Industrie- und Gewerbezonen nachhaltig werden.“
„Es ist höchste Zeit, konkret an Lösungen zu arbeiten“, mahnt König. Sein Unternehmen Enery betreibt in ganz Europa Photovoltaikparks im großen Stil und kann schon jetzt Grünstrom um gut ein Viertel günstiger anbieten, als es herkömmlichen Stromerzeugern gelingt. „Wir sehen es als unsere Aufgabe, die heimische Industrie kompetitiv zu halten“, so der Enery-Chef. Wenn die politischen Weichensteller*innen bei der Realisierung solcher Öko-Industriezonen rasch in die Gänge kommen, könnte man laut Enery-CEO Richard König sofort mit der Realisierung von großen Photovoltaikparks in unmittelbarer Nähe von Industriebetrieben loslegen und diese damit rasch entlasten. Schließlich ist so eine Anlage in der Größenordnung von 20 Hektar in nur vier Wochen errichtet – sofern alle Genehmigungen vorliegen. Das würde 20 Megawatt Leistung bedeuten. König geht in seinen Berechnungen allerdings noch weiter. Er sagt: „Man könnte die gesamten für Österreich geplanten 10.000 Megawatt binnen weniger Monate errichten.“ Enery und seine Marktbegleiter haben längst ausreichend Flächen gesichert.