Im Rahmen ihrer Jahresbilanz-Pressekonferenz erhöht die Altstoff Recycling Austria AG (ARA) den Druck in Richtung Kreislaufwirtschaft: Pandemie, Krieg und deren wirtschaftliche Auswirkungen hätten die Grenzen und die Verletzbarkeit des traditionellen ökonomischen Systems aufgezeigt.
Titelbild: ARA Aufsichtsratsvorsitzender Alfred Berger (mitte) zusammen mit den ARA-Vorständen Christoph Scharff (links) und Harald Hauke (rechts) bei der Pressekonferenz. (Bild: ARA/Heinz Stephan Tesarek)
Kreislaufwirtschaft, so ARA Vorstand Harald Hauke, sei die Lösung für langfristige ökonomische und ökologische Stabilität. Dafür brauche es neben politischen Weichenstellungen mehr Digitalisierung bei Unternehmen und mehr Incentivierung bei den Endkonsument*innen. Mit der Gründung der Digi-Cycle GmbH setzt die ARA dabei den nächsten Schritt in Richtung digitale Lösungen für mehr getrennte Sammlung.
Die Bereitschaft der Bevölkerung, diesen Weg mitzugehen, sei jedenfalls hoch: Rund 1,08 Millionen Tonnen gesammelte Verpackungen und Altpapier der österreichischen Haushalte zeigten, dass die Österreicher*innen Mülltrennung und Recycling nach wie vor eine hohe Priorität geben. Aber: Auch Politik und Verwaltung seien gefordert, über Partikularinteressen hinauszublicken. „Wir brauchen einen Paradigmenwechsel – die Zukunft heißt Kreislaufwirtschaft. Ohne sie kein Klimaschutz, ohne sie keine langfristige Stabilität“, betonte Hauke.
„Unser aktuelles Wirtschaftssystem verändert das Klima noch schneller als gedacht, wie aus kürzlich veröffentlichten Prognosen hervorgeht. Deswegen ist es unsere Aufgabe, die Kreislaufwirtschaft noch stärker voranzutreiben“, sagte ARA Aufsichtsratsvorsitzender Alfred Berger. Die ARA agiere dabei mit mehr als 70% Marktanteil und fast 30 Jahren Erfahrung als Expertin und Innovationsführerin für eine zirkuläre Wirtschaft.
So konnten die über 15.000 Kund*innen durch die Entpflichtung ihrer Verpackungen bei der ARA im Jahr 2021 mehr als 530.000 Tonnen CO2 einsparen. Auch die Verpackungssammlung der österreichischen Haushalte blieb auf einem Top-Niveau. Rund 615.617 Tonnen Papier (0,2%), 253.690 Tonnen Glas (-1,6%), 180.299 Tonnen Leichtverpackungen (-0,1%) und 31.784 Tonnen Metall (-2,3%) wurden trotz der Covid-Pandemie getrennt gesammelt.
Dreimal C für den Klimaschutz
Ohne Kreislaufwirtschaft ist kein Klimaschutz möglich – so lautet die zentrale Botschaft der ARA. Mit Circular Economy, Community und Convenience soll dieses Ziel wirtschaftlich und gesamtgesellschaftlich umgesetzt werden: So unterstützt die ARA beispielsweise Unternehmen in ihren Transformationsprozessen mittels Circular Design, digitalisiertem Stoffstrommanagement oder Nachhaltigkeitskommunikation und bietet mit kostenlosen Webinaren rechtliche Orientierung im Regulierungsdschungel an. Helfen sollen außerdem Bewusstseinskampagnen und Sozialforschungen, um die Sammelmotivation bei Bürger*innen zu steigern.
„Unser Ziel ist es, jede Verpackung zurück in den Kreislauf zu holen. Dafür wollen wir das Bewusstsein weiter stärken und allen Bürger*innen die Verpackung als Ressource näherbringen“, so Hauke. (Bild: ARA/Heinz Stephan Tesarek)
Die EU-Recyclingziele 2025 bedeuten für Österreich, dass das Recycling von Kunststoffverpackungen in den nächsten drei Jahren verdoppeln werden muss. „Die ARA setzt auf Convenience – einfache und bequeme Sammelsysteme – und Unterstützung aus der Verhaltensökonomie durch digitale Incentivierung. Damit wollen wir die Sammelmengen vor allem in der Zielgruppe 16–35 Jahre steigern und Littering – Müll im öffentlichen Raum – vermeiden“, erklärt ARA Vorstand Christoph Scharff.
„Die wirtschaftlichen und politischen Verwerfungen der letzten Monate können leicht dazu führen, dass andere Themen als Nachhaltigkeit in den Vordergrund treten. Verständlich, aber wir dürfen die zentrale Herausforderung Klimaschutz nicht vergessen“, meinte Scharff. (Bild: ARA/Heinz Stephan Tesarek)
Neue digitale Lösung für Recycling
Mit der Gründung der Digi-Cycle GmbH macht die ARA einen strategischen Schritt in Richtung Convenience. Der Gedanke dahinter: Korrekte Mülltrennung lässt sich einfach und bequem digital erfassen und wird belohnt. Der Start erfolgte bereits im Jahr 2021 mit einer App im Pilotversuch; ab Jänner 2023 folgt nun ein Recyclingguide für Konsument*innen.
Im nächsten Schritt soll die App noch einige extra Features erhalten: User*innen können dann an der Verpackung oder an Sammelbehältern angebrachte Barcodes scannen und nach fachgerechter Entsorgung Prämien kassieren. Zahlreiche Markenartikel- und Handelsunternehmen seien bereits mit an Bord und werden in den nächsten Wochen bekanntgegeben, so die ARA.
Hauke abschließend: „Am Weg in Richtung Kreislaufwirtschaft müssen wir gemeinsam alle Hebel in Bewegung setzen. Für den Klimaschutz brauchen wir den Willen zur Veränderung, sowie die Investitions- und Innovationskraft aller: Wirtschaft, Politik und Gesellschaft.“