Energieeffizienz hilft, den Bedarf und damit die Kosten rasch zu senken. Eine klug eingesetzte Gebäudetechnik kann dazu wesentlich beitragen, zeigen Erfahrungen des Energieberatungsunternehmens e7 und des Technologieherstellers Weidmüller.
Die Überlegung Georg Benkes, Partner und »Senior Consultant« beim Wiener Energieberatungsunternehmen e7 Energy Innovation Engineering, ist einfach: Gelingt es kurzfristig, den Bedarf an (elektrischer) Energie zu verringern, werden die teuersten zurzeit auf dem Markt befindlichen Kraftwerke, vor allem Gaskraftwerke, nicht mehr benötigt, um ihn zu decken. Damit aber fallen automatisch die Preise im Großhandel mit Strom, was sich – mehr oder weniger rasch – bei den Preisen für die Endkunden bemerkbar machen sollte. Abgesehen davon sinken mit dem Bedarf der Kunden deren Energiekosten unverzüglich.
Das Zauberwort heißt einmal mehr Energieeffizienz. Sie lässt sich mit vergleichsweise geringem Aufwand oft erheblich steigern, wenn in einem Unternehmen erst einmal klar ist, wofür wann wie viel Energie benötigt wird. Unterschätzt werden dabei laut Benke häufig die Potenziale im Gebäudebetrieb, also bei der Haustechnik mit der dazugehörigen Steuerung. Dem Traktorenhersteller Steyr gelang es, primär durch die Optimierung des Einsatzes seiner Lüftungs- und Klimaanlagen sowie seiner Beleuchtung, seinen Gesamtenergiebedarf um rund 14 Prozent zu senken, was sich in entsprechenden Kostenreduktionen niederschlug.
Die Voraussetzung für derartige Einsparungen ist laut Benke umfassendes sowie kontinuierliches Monitoring des Energiebedarfs. Und das wird künftig auch aus EU-rechtlichen Gründen nötig, aber auch leichter möglich sein: Laut der Gebäuderichtlinie der EU vom 30. Mai 2018 (EU 2018/844) haben die Mitgliedsstaaten Anforderungen festzulegen, »um sicherzustellen, dass Nichtwohngebäude mit einer Nennleistung für eine Heizungsanlage bis zum Jahr 2025 mit Systemen für die Gebäudeautomatisierung und -steuerung ausgerüstet werden«.
Solche Systeme müssen in der Lage sein, »den Energieverbrauch kontinuierlich zu überwachen, zu protokollieren, zu analysieren und dessen Anpassung zu ermöglichen«. Umgesetzt ist die Richtlinie noch nicht, obwohl das bis 10. März 2020 nötig gewesen wäre. Säumig sind laut Benke die Bundesländer.
Georg Benke, e7: » Das umfassende Monitoring des Energieverbrauchs ist für Effizienzsteigerungen Gold wert – und in Zukunft noch wichtiger.«
Überwachen und planen
Wie auch immer – für Benke ist klar: »Das umfassende Monitoring des Energieverbrauchs ist für Effizienzsteigerungen Gold wert. Und das wird in Zukunft noch viel stärker der Fall sein.« Die Haustechnik ist durch den Bedarf, die Technologie mehr auszureizen, und durch die Einbindung von erneuerbaren Energien oftmals komplexer als bisher. Um die Leistungsfähigkeit dieser Systeme im Blick zu halten, ist ein laufendes Monitoring der Anlagen als auch des Energieverbrauchs mehr als nur zu empfehlen.
In der DeLight-Studie erhob e7 bei elf neuen innovativen Gebäuden Kennwerte, um Zielgrößen für Planung und Monitoring zu erhalten. Dabei wurden Effizienzpotenziale gefunden und nach einer detaillierten Messung durch besseres Einstellen der Haustechnik realisiert. Laut Benke sind Anlagen oft noch immer überdimensioniert. Eine Wärmepumpenanlage war beispielsweise mehr als doppelt so groß wie nötig. Die Lösung: Mit dem Gerät wird nun auch ein Nachbargebäude beheizt und gekühlt.
Laut Benke lassen sich Bedarfseinsparungen von etwa zehn Prozent oft ohne großen Aufwand realisieren. Aufgrund umfassenderer Analysen ist bisweilen auch erheblich mehr drin, meist mit »Low- und No-cost-Maßnahmen«. Grundsätzlich beginnt die effiziente Nutzung der Gebäudetechnik laut Benke bereits bei deren Planung. Leider werden Haustechnikanlagen noch immer überdimensioniert, um jedenfalls auf der »sicheren Seite« zu sein. Daher empfiehlt sich, parallel zur Normermittlung eine Simulation der Anlage durchzuführen. Das rechnet sich meist bereits durch geringere Investitionskosten. Beim Betrieb von Haustechnikanlagen zahlt es sich auch immer wieder aus, die bestehenden Schemata bei der Leittechnik zu hinterfragen und auf Plausibilität zu überprüfen.
Bei Energieaudits setzt e7 auf eine standardisierte Verbrauchsanalyse mit einem eigens entwickelten Programm. Strom- und Wärmedarf werden dabei mithilfe eines Lastgangtools untersucht, um Auffälligkeiten im Bedarfsverlauf zu erkennen. Laut Benke lässt sich damit bereits gut vor einer allfälligen Objektbegehung herausfinden, wie ein Gebäude energietechnisch »tickt« und wo Verbesserungsmöglichkeiten bestehen. Je genauer die seitens des Kunden zur Verfügung gestellten Daten sind – Stichwort Monitoring –, desto präziser ist die Vorab-Analyse. Dies umfasst – so sie vom Kunden bereitgestellt werden – auch die Plandaten der Haustechnik als auch die Schemata der Leittechnik.
Bei der Begehung der Immobilie können dann viel gezielter die noch offenen Fragen geklärt werden. »Beispielsweise kann die Lastganganalyse einen ungewöhnlich hohen Energiebedarf im Sommer zeigen. Das liegt eventuell daran, dass ein Unternehmen viel Energie für die Warmwasserbereitung benötigt, aber nur wenig für die Heizung. Erkennen lassen sich auch mögliche Probleme mit den Lüftungsanlagen oder mit der Steuerung der Gebäudetechnik«, erläutert Benke.
Und er fügt hinzu: Ebenso wichtig wie das Erzielen von Einsparungen, ist es, daß der Gebäudeverantwortliche weiß, wie ein Gebäude von seinem Energiebedarf her »funktioniert«. Ob Maßnahmen zur Verbesserung der Situation gesetzt werden oder nicht, muss der Kunde selbst entscheiden. Aber Monitoring und Analyse liefern ihm die Voraussetzung, um diese Entscheidung sachlich fundiert zu treffen.
Ein Lob den Reinigungskräften
Heben lassen sich Energieeffizienzpotenziale bisweilen aber oft auch mit ganz einfachen Lösungen. Wie weit ist das Reinigungspersonal in die Effizienzbemühungen eingebunden, fragt Benke. Diese betreten die Unternehmensräume morgens oftmals als erste und sie verlassen diese als letzte. In einem Krankenhaus empfahl e7 daher, die Raumpfleger*innen anzuweisen, offene Fenster jedenfalls zu schließen.
Diese Maßnahme war ursprünglich nur für die kalte Jahreszeit gedacht, um die Heizkosten zu vermindern. Weil das Gebäude im Sommer klimatisiert wird und auch dafür Energie benötigt wird, wurde sie indessen bald auf das Gesamtjahr ausgeweitet und bewährte sich hinsichtlich der Senkung des Energiebedarfs bestens. »Jeder kann das Fenster nach Belieben aufmachen. Es kümmert sich halt jetzt jemand darum, dass sie wieder geschlossen werden«, resümiert Benke.
Verstärkte Nachfrage nach Energieeffizienz-Produkten
Wolfgang Weidinger, der Geschäftsführer des Automatisierungsunternehmens Weidmüller, verzeichnet nach eigenen Angaben »bereits seit einigen Monaten« eine verstärkte Nachfrage nach Produkten sowie Dienstleistungen im Bereich Gebäudetechnik, mit denen sich der Energieeinsatz effizienter gestalten lässt. Insbesondere betrifft das ihm zufolge »alle Komponenten um das Thema Photovoltaik wie zum Beispiel PV-Sticks oder Combiner-Boxen, aber auch unsere neue Klemmenreihe A-Insta für die Gebäudetechnik«.
Vermehrtes Interesse bestehe auch an »Lösungen im Bereich Energiemonitoring und -management. Dies startet bei unseren Strommessgeräten und der Erfassungshardware für andere energierelevante Signale und setzt sich beim Ressourcenmanager ResMa fort, um Energieströme transparent zu machen und kurzfristig Einsparungen zu generieren.«
Wer ein System wie ResMa neu installieren möchte, sollte laut Weidinger den zeitlichen Aufwand nicht unterschätzen. Dieser hänge »stark von den Rahmenbedingungen ab. Es gibt Systeme, bei denen die ersten Ergebnisse nach drei bis sechs Monaten erzielt werden können. Hier muss aber alles optimal funktionieren – von der Elektroinstallation über Budget und Komponenten bis hin zur Manpower bei der Analyse.«
Bei komplexeren Systeme ist Weidinger zufolge oft mit einem »guten Jahr« zu rechnen, »zumal einige Optimierungen erst nach einer gewissen Systemnutzung während des laufenden Betriebs zum Vorschein kommen.« Allerdings sind auch die Effizienzgewinne nicht zu unterschätzen. Je nach Produkt können sie »durchaus im Bereich von 30 Prozent liegen.
Hier können oft kurzfristig Aspekte wie Stillstands- bzw. Standbyverluste, Lastverschiebung oder Verhaltensänderungen ohne einen hohen weiteren Investitionsaufwand eine nennenswerte Einsparung generieren. Mittelfristig können durch effizientere Komponenten, Prozessänderungen oder Automatisierungslösungen weitere Potenziale gehoben werden«.
Info: www.weidmueller.de