Radar Cyber Security betreibt das eigenen Angaben zufolge „größte Cyberdefense-Center im Herzen Wiens“. Rund 130 Expert*innen fokussieren auf die IT-Sicherheit von Firmenkunden. In einem gemeinsamen Gespräch mit Buchautor Marc Elsberg („Blackout“, „Zero“) warnt Radar-CEO Ali Carl Gülerman vor der wachsenden Gefahr von Attacken auf Infrastrukturen in ganz Europa.
„Zwischen der Infiltration in ein Unternehmenssystem und dem eigentlichen Hack und Zugriff vergehen in der Regel mehrere Wochen bis Monate“, spricht Gülerman von arbeitsteiligen Organisationen, die hier am Werk sind: Hacker, organisierte Kriminalität und auch staatlich geführte Organisationen. „Die Angreifer sind wie richtige Unternehmen strukturiert – mit Investitionszielen, dem Teilen des Gewinns mit Partnern und dem Auslagern von einzelnen Services an Spezialisten.“
Für die Cyberabwehr mit Detection- und Response-Maßnahmen bietet das Unternehmen „Security as a Service“ für Großunternehmen und auch die Bereitstellung der Infrastruktur für unternehmenseigene „Security Operation Centers (SOCs)“. Einer der Partner ist A1, das als Managed-Service-Provider die SOC-Infrastruktur für seine Firmenkunden nutzt.
Eigentümer von Radar Cyber Security ist CYOSS, ein Unternehmen der deutschen Firmengruppe ESG, welche auch in der europäischen Rüstungsindustrie tätig ist. Gülerman zufolge liefert Radar Cyber Security Expertise und Dienste für unter anderem die Überwachung des „Großteils des deutschen Stromnetzes“.
Die selbstentwickelte SOC-Software bietet eine Rundumsicht auf Cybersicherheit, stets in Kombination mit Maßnahmen bei den Kunden. „Wir müssen uns auf eine Steigerung der Resilienz in der kritischen Infrastruktur konzentrieren und auf regelmäßige Cyber-Security-Übungen mit Szenario-Trainings setzen. Leider können wir einmal erfolgte Hacks nicht mehr rückgängig machen – deshalb ist die Präventivarbeit so wichtig“, so der Experte. „Wir unterstützen die Digitalisierung der EU und Sicherheit der kritischen Infrastruktur.“
Cybersicherheit, das ist ein Thema, bei dem manchmal Realität und Fiktion nicht voneinander zu unterscheiden sind. „Man weiß erst, was man gehabt hat, wenn man es einmal verloren hat“, berichtet Marc Elsberg von der Intention, „Blackout“ zu schreiben. „Die Wirkungen eines europaweiten Stromausfalls sind die schlimmsten und verheerendsten.“ Die Abhängigkeit der Wasser- und Lebensmittelversorgung, Transport und Zahlungsverkehr von smarten, vernetzten Systemen könne bei Ausfällen „binnen zwei bis drei Tagen zu katastrophalen Zuständen“ führen. „Es ist ein dauernder Wettlauf zwischen Angreifern und Verteidigern“, verweist Elsberg auch auf einen Hack eines Pipeline-Betreibers in den USA im April. „Allein 150 Großunternehmen weltweit agieren in derart vernetzten Strukturen, dass ein einzelner Ausfall Auswirkungen auf die gesamte Weltwirtschaft hat.“