Erdölraffinerien werden ständig unter Druck gesetzt, die nächste Performance-Stufe zu erreichen, beizubehalten und nachhaltig zu sichern. Dieser Artikel befasst sich mit der Frage, wie digitalisierte Abläufe und Prozesse dazu beitragen können, die Entscheidungsfindung zu beschleunigen und Umsätze zu steigern. Von Andrew McCloskey, CTO/EVP R&D bei AVEVA
Die führenden Erdölraffinerien werden ständig unter Druck gesetzt, ihre Leistung zu verbessern und das neue Niveau anschließend zu halten. In diesem stetigen Streben nach Wertsteigerung erleben die Unternehmen eine Welle neuer Technologien zur Produktivitätssteigerung. McKinsey & Company hat dies in der Studie über die „Digitalisierung der Wertschöpfungskette“ aufgezeigt. Demnach stimmen 80 Prozent der Betriebe darin überein, dass die Digitalisierung ein entscheidender Faktor für die Wettbewerbsfähigkeit ist.
In finanzieller Hinsicht „könnte die digitale Transformation in der Öl- und Gasindustrie einen Wert von ca. 1,6 Billionen Dollar für die Branche, ihre Kunden und die Gesellschaft insgesamt freisetzen. Dieser geschätzte Gesamtwert der Digitalisierung kann sich auf 2,5 Billionen Dollar erhöhen, wenn die bestehenden organisatorischen und operativen Einschränkungen gelockert werden und die Auswirkungen futuristischer Technologien, wie z.B. Cognitive Computing, berücksichtigt werden – die Digitalisierung hat das Potenzial, einen Wert von etwa 1 Billion Dollar für Öl- und Gasunternehmen zu schaffen”.
Bild: Andrew McCloskey ist CTO und EVP R&D bei AVEVA
Die Digitalisierung gewinnt an Fahrt. Sie ermöglicht es dem Management, betriebliche Informationen in Echtzeit auf integrierte Weise zu erhalten. Dadurch können die Unternehmen auf den drei wichtigsten Wegen die nächste Performance-Stufe erreichen:
- Versteckte oder gebundene Werte erschließen: Performance-Steigerungen, die von Early Adopters aus dem Refining Operations Management erzielt werden, leisten einen signifikanten Beitrag zu Rentabilitätszielen und investiertem Kapital.
- Die digitale Lücke schließen: Wenn die einzelnen Abschnitte einer integrierten, durchgängigen Wertschöpfungskette als Ganzes angegangen werden, kann die nächste Stufe der Produktivität in der Erdölraffination erreicht werden. Wenngleich es verschiedene Bezeichnungen gibt (Digital Transformation, IoT, Industrie 4.0), so spiegeln alle das gemeinsame Thema der Digitalisierung von Geschäftsprozessen wider. Besonders in Bereichen wie dem Betriebsmanagement liegt hier ein enormes Potenzial.
- Eine schrittweise Veränderung des Prozesses ermöglichen: Um versteckte Werte zu erschließen, müssen Ereignisse in Echtzeit ausgewertet werden – insbesondere bei den vielen kleinen Leistungsabweichungen oder Wertverlusten, die täglich auftreten.
Echtzeit-Daten, Echtzeit-Einblicke
Als Early Adopter sowohl von Unternehmens- als auch von Echtzeit-Steuerungssystemen ist die Erdölraffinerieindustrie in der Digitalisierung bereits weit fortgeschritten. Allerdings wurden die meisten betrieblichen Anwendungen für die Meldung und nicht für die Entscheidungsfindung in Echtzeit konzipiert. Das führt dazu, dass die Verbindung zwischen Strategie und Ausführung schwach ist, was die Sichtbarkeit und Agilität in Echtzeit verhindert.
Aktuell haben operative Anwender in der Raffinerie keine Zeit, sich eng abzustimmen oder verfügbare Daten zu nutzen. Dies gilt insbesondere für Daten, die einen Einblick in das künftige Verhalten der Raffinerie geben könnten.
Der starke Wettbewerb in der Raffinerieindustrie erfordert operative Spitzenleistungen. Da jedoch keine Entlastung des Margendrucks in Sicht ist, wird allgemein angenommen, dass diese „neue Normalität“ des Betriebs eine Änderung der operativen Denkweise erfordert. Unternehmen müssen einen Leistungssprung machen und die intelligente Generierung von Gewinnen sicherstellen, um langfristig überleben zu können.
Der Schlüssel zur Echtzeit-Steuerung der Leistung liegt darin, dass relevante Informationen schnell die entsprechende Genehmigungsstufe erreichen. So kann die Entscheidung getroffen werden, während die entsprechende Gelegenheit noch besteht oder bevor das Thema zu einem Problem wird. Allzu oft dauert der Entscheidungszyklus zu lange und/oder die Aktion hat keinen Einfluss auf wichtige KPIs.
Es geht darum, die Zeit innerhalb der Entscheidungsabläufe zu komprimieren und gleichzeitig profunde Aussagen entlang der Managementhierarchie zu ermöglichen. Dieser Ansatz ermöglicht es den Betrieben, auf Situationen in Echtzeit zu reagieren – insbesondere bei den vielen kleinen Leistungsabweichungen, die täglich auftreten. Diese geringfügigen Abweichungen oder „Wertlecks“ senken mit der Zeit langsam die Rentabilität, wenn sie unentdeckt und unkontrolliert bleiben.
Unternehmen, die erwägen, ein integriertes Echtzeitsystem zur Verfeinerung des Betriebsmanagements zu implementieren, sollten diese betriebliche Entscheidung unter dem Gesichtspunkt betrachten, das richtige Maß an betrieblicher Integration zu ermöglichen. Nur so kann das Unternehmen die Agilität erlangen, sich an veränderte Geschäftsbedingungen anzupassen und neue Chancen zu nutzen. Digitale Initiativen können, wenn sie gut ausgeführt werden, enorme Möglichkeiten der Wertschöpfung freisetzen.