Eine E-Learning-Initiative des Maschinenherstellers TRUMPF macht es möglich, dass ArbeiterInnen Schweißzellen ohne Präsenz-Schulung in Betrieb nehmen, programmieren und bedienen – in Zeiten von Corona ein unschlagbarer Vorteil. Christa Furtmüller verantwortet die Pionierarbeit im Bereich E-Learning.
Report: Was ist der Gegenstand ihrer E-Learning-Entwicklung? Was macht das Gerät einzigartig?
Christa Furtmüller: Die TruArc Weld 1000 von TRUMPF Maschinen ist eine automatisierte Zelle für Handschweißen, die schon bei kleinen Losgrößen profitabel ist. Die Schweißzelle ist eine komplett ausgestattete Werkzeugmaschine, TÜV-geprüft und mit CE-Kennzeichnung. Dazu gehören auch eine Absaugung, Umhausung mit Blendschutz und Sicherheitstechnik. Der kollaborative Roboter verfügt über einen Kollisionsschutz. Der Joker der Schweißzelle ist die einfache Bedienbarkeit und Programmierung: Über Taster am Schweißbrenner wird der Start- und Endpunkt direkt eingegeben. Die Anwender bewegen dazu den Roboterarm einfach manuell von Wegpunkt zu Wegpunkt. Schweißparameter und Vorlagen für Schweißprogramme sind hinterlegt. Den Nutzern wird in einem interaktiven E-Learning-Modul alles beigebracht, um sofort loslegen zu können.
Report: E-Learning-Einheiten sind in vielen Bereichen der Wirtschaft bereits ein fester Teil in der Aus- und Weiterbildung – nicht aber im Maschinenbau.
Furtmüller: Wir haben mit diesem Produkt Neuland beschritten: Erstmals ist eine Werkzeugmaschine gänzlich ohne Präsenzschulung in den Markt eingeführt worden. Das Aufstellen der Maschine und ihre Bedienung sind einfach über E-Learning lernbar – das allein beweist schon die Nutzerfreundlichkeit der Lösung. Sämtliche Bearbeitungsschritte werden dargestellt und bei Bedarf nur die Geschwindigkeit der Videosequenz erhöht. Wir bieten dazu so viel Interaktivität wie möglich, um die Lernmotivation beständig hoch zu halten. Zudem manifestiert sich neu erlangtes Wissen so besser. Zwischenfragen garantieren, dass die Lernenden immer wieder reflektieren können, ob sie alles richtig verstanden haben.
Report: Welchen Vorteil sehen Sie durch die Komponente E-Learning für die Industrie?
Furtmüller: Durch den Entfall der Präsenzphasen können erhebliche Einsparungen bei den Reisekosten erzielt werden. Sowohl unsere Mitarbeiter als auch unsere Kunden sparen dadurch wertvolle Zeit. Und da weder bei der Inbetriebnahme noch beim Vermitteln der Kenntnisse für die Maschinenbedienung und -sicherheit Personenkontakt notwendig ist, stellen die Corona-Krise und Abstandsregelungen kein Problem dar.
Mit der TruArc Weld 1000 wollen wir auch jene ansprechen, die – wie so viele Unternehmen aktuell – kaum Schweißfachkräfte finden. Darüber hinaus fehlt oft das Fachwissen zum Einrichten eines Schweißroboters. Zudem lohnt sich meist nicht die Programmierung für kleine Stückzahlen und kurze Nähte.
Da die Lerninhalte jederzeit und beliebig oft aufgerufen werden können, verringert sich die Fehlerquote bei der Wartung und Bedienung signifikant. Die Links zum E-Learning werden unter anderem mit direkt an der Maschine platzierten QR-Codes zugänglich gemacht. Wir haben ausdrücklich auf einen Login-Bereich verzichtet, da die Inhalte für die Zielgruppe, nämlich den BedienerInnen, schnell und einfach zugänglich sein sollen. Ein Registrieren beziehungsweise Einloggen würde die Absprungrate signifikant erhöhen.
Report: Was ist prinzipiell das Kerngeschäft Ihres Unternehmens? Wer sind Ihre Kunden?
Furtmüller: TRUMPF wurde 1923 als mechanische Werkstätte gegründet und hat sich zu einem der weltweit führenden Unternehmen für Werkzeugmaschinen, Laser sowie Elektronik für industrielle Anwendungen entwickelt. Unsere Softwarelösungen ebnen den Weg in die Smart Factory, in der Industrieelektronik ermöglichen wir Hochtechnologieprozesse. TRUMPF Maschinen Austria wurde 1990 gegründet. 1991 bezog die Firma den neu errichteten Standort in Pasching, der rund 8 km von Linz entfernt ist.
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