Der Energie Report hat führende Vertreter der heimischen Energiewirtschaft nach dem Frauenanteil in ihrer Organisation befragt. Angeschrieben wurden die 14 größten Energieversorger und Netzbetreiber im Strom-, Gas- und Fernwärme-Endkundengeschäft. Auskunft haben uns zehn Unternehmen gegeben.
Erwartungsgemäß gering ist der Frauenanteil bei den Landesenergieversorgern und Netzbetreibern in der heimischen Energiewirtschaft. Einer großen Studie der ÖGUT zufolge (»Chancengleichheit von Frauen und Männern in der Energiebranche«, August 2016) lag dieser bei Unternehmen der Energiebranche im vergangenen Jahr im Durchschnitt bei 19,3 %. Besser war die Quote bei Firmen aus dem Bereich der erneuerbaren Energien mit 29,6 %. Aliquot wurde von der ÖGUT auch der Anteil von weiblichen Führungskräften errechnet – 11 % über die gesamte Branche gesehen sowie 18 % bei Unternehmen im Bereich der Erneuerbaren.
Während in den kaufmännischen Unternehmensbereichen die Frauenanteile mehr oder weniger zufriedenstellend und auch Managerinnen in klassischen Bereichen wie Personalführung zu finden sind, hat die seit jeher stark männlich geprägte Technikwelt noch großen Aufholbedarf. Der Gender-Gap gilt in der Technikbranche als hausgemacht, Veränderungen sind immer noch eine Generationenfrage, wie EVU-Vertreter bestätigen.
Bei unterschiedlich ausgeprägten Anstrengungen am Jobmarkt und in der Ansprache von Mädchen und Frauen in der Technik ist der Erfolg meist eher bescheiden. Ein wesentlicher Grund ist das an üblichen Verhältnissen in der Energiewirtschaft vergleichsweise kurz bemessene, moderne Verständnis für die gewinnbringende Heterogenität von Team-Zusammensetzungen. »2002 hat unser Unternehmen das erste Mal in der Geschichte eine Frau als Elektrotechnikerin ausgebildet – genau 80 Jahre nach Unternehmensgründung«, berichtet Stefan Zach, Pressesprecher EVN. Man würde gerne weit mehr Frauen in der Technik aufnehmen.
Gerade im Außeneinsatz sind die Vorbehalte oft stark: Mit der Motorsäge bei Minusgraden im Winter auf Masten zu hantieren birgt auch körperliche Herausforderungen. Dafür ist man zwar als Mann auch nicht per se geeignet – dennoch wirken die Klischees hier am stärksten. Detaillierte Rückmeldungen von den Wiener Stadtwerken (Wien Energie und Wiener Netze), EVN und Kelag – sowie von weiteren hier vertretenen Playern – zeigen das Bemühen, Frauen für den technischen Bereich zu gewinnen. Dies beginnt bei Marketingmaßnahmen und Karriereprogrammen, geht über die bevorzugte Wahl von weiblichen Lehrlingen in technischen Berufen und reicht bis zur Schaffung von geeigneten Arbeitsumgebungen – Kinderbetreuung, Teilzeitarbeit, Gleitzeit – sowie Weiterbildungs- und Mentoring-Programmen.
Trotzdem bleibt viel zu tun. »Die Rahmenbedingungen am Arbeitsmarkt – zum Beispiel verfügbare ausgebildete Technikerinnen – machen es uns nicht einfach. Nichtsdestotrotz ist es uns ein großes Anliegen, die Frauenquote in unserem Haus zu steigern«, betont Hannes Linder, Kommunikation Energie Graz.
Hier geht es zu den Detailergebnissen, Energie Report, Seiten 20-21 (E-Paper).