Freitag, Februar 07, 2025

Anlässlich der Eröffnung des HBI-Direktreduktionswerkes der voestapline in Texas betont der Dachverband Erneuerbare Energie (EEÖ), wie wichtig der beschleunigte Ausbau von Ökostrom auch für eine klimafreundliche Stahlproduktion in Österreich ist.

Im Gegensatz zur koks- und kohlebasierten reinen Hochofenroute wird bei der neuen Anlage in Corpus Christi ausschließlich Erdgas als Reduktionsmittel verwendet. Konzernal gesehen führt der Einsatz des in Texas produzierten HBI ("Hot Briquetted Iron" – Eisenschwamm) in den Hochöfen und Stahlwerken der voestalpine damit zu einer Reduktion der CO2-Emissionen um rund fünf Prozent.

In Zukunft wird die Stahlproduktion nach der Zwischenstufe der Direktreduktion mit Erdgas auf Reduktion mit Wasserstoff aus Ökostromanlagen umgestellt werden, prognostiziert der EEÖ. Die Produktion des Wasserstoffes kann aus überschüssigen Ökostrom erfolgen. Alleine dafür werden bis zu 35 TWh zusätzlicher Ökostrom in Österreich benötigt. „Die Alternativen, entweder in Österreich keine Stahlproduktion mehr zu haben oder den Strom aus Kohle- und Atomkraftwerken zu importieren, sollten auch für die Bundesregierung und die Sozialpartner keine ernsthafte Option darstellen“, warnt EEÖ-Geschäftsführer Peter Molnar vor einer drohenden Deindustrialisierung durch verzögerten Klimaschutz. Die vollständige  Dekarbonisierung aller Sektoren bis 2050, somit auch der Industrie, steht nach Ratifikation des Klimaschutzabkommens von Paris außer Frage.

Der Umstieg auf Wasserstoff setzt den forcierten Ausbau von Ökostrom mit 2 bis 3 Terrawattstunden zusätzlich pro Jahr voraus. Derzeit hat Österreich einen gesamten Stromverbrauch von rund 70 TWh und
produziert rund 50 TWh aus Erneuerbaren Stromquellen wie Wasser, Wind, Biomasse und Sonne, 10 TWh stammen aus fossilen Kraftwerken und weitere 10 TWh werden vor allem aus Deutschland und Tschechien importiert. Das bestehende Ökostromgesetz ermöglicht derzeit nur einen Zubau von rund 0,5 TWh Ökostrom pro Jahr. Um die Stahlindustrie in Österreich zu halten und die Umstellung auf wasserstoffbasierte Direktreduktion zu ermöglichen, müsse deshalb zeitgerecht in den notwendigen Ökostromausbau investiert werden. Die Reduktion von Eisenerz, die jetzt in Texas mit Erdgas stattfindet, kann dann in Zukunft auch in Österreich mit grünem Wasserstoff stattfinden, argumentiert Molnar.

In Texas werden, wie in der gesamten USA, Wind und Photovoltaik massiv ausgebaut und so kann ausreichender Ökostrom nach dem bald verebbenden Frackinggas-Boom geliefert werden. Die stromintensive Industrie gehe in den globalisierten Märkten zunehmend dorthin wo ausreichend Ökostrom ausgebaut wird. Um der VOEST auch einen Umstieg in Österreich zu ermöglichen, müsse umgehend ein verstärkter, naturverträglicher Ökostromausbau erfolgen. Österreich hat in Paris 100 % Ökostrom bis 2030 versprochen, jetzt müssen auch die notwendigen gesetzlichen Rahmenbedingungen dafür festgelegt werden. "Ein forcierter Ökostromausbau ist für den Klimaschutz und den europäischen Atomausstieg wichtig, aber eben auch zunehmend für eine moderne Industriepolitik des 21. Jahrhunderts. Wer den Ökostromausbau in Österreich verhindert, gefährdet die Standorte Linz und Donawitz für eine CO2-freie Stahlindustrie und damit auch über 10.000 Arbeitsplätze", betont Erwin Mayer, stellvertretender Geschäftsführer des EEÖ.

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