Der Erdgasleitungsbetreiber Snam ist einer der großen Bieter für die zum Verkauf stehende Gas Connect Austria. Ende Juli wurde gemeinsam mit dem Allianz-Konzern ein Offert für die OMV-Tochter abgegeben. Bei einer genaueren Betrachtung zeigt sich, dass das italienische Unternehmen bereits tiefgehend am österreichischen Markt tätig ist.
Die Angebote für die OMV-Tochter Gas Connect Austria sind abgegeben und werden in den nächsten Wochen geprüft. Wer den Zuschlag für den Betreiber eines immerhin gut 900 km langen Erdgas-Hochdruckleitungsnetzes in Österreich erhalten wird, steht noch nicht fest. Einer der Bieter, der italienische Marktplayer Snam, ist jedenfall bereits fest im Alpenland verwurzelt und seit 40 Jahren ein strategischer Partner der OMV. Unter anderem wurde vor 40 Jahren gemeinsam mit der OMV das erste Erdgas nach Europa gebracht.
Snam ist Eigentümer, Betreiber und Erschließungsunternehmen vom größten Erdgasleitungsnetz Europas - mit einer Gesamtlänge von 32.534 km - und von einer der größten Speicherinfrastruktur in der EU mit einer Kapazität von 16 Mrd. Kubikmeter. Das Unternehmen ist entlang der kompletten regulierten Wertschöpfungskette der Gasindustrie in Italien tätig, hat durch die ausländischen assoziierten Unternehmen in Frankreich (TIGF), im Vereinigten Königreich (Interconnector UK) und Österreich (TAG) Präsenz in Europa und ist Aktionär der TAP, ein Projekt, mit dem ab 2020 Azeri Gas auf die europäischen Märkte gebracht werden soll. Bezieht man die Infrastruktur ein, die durch die assoziierten Unternehmen in Österreich, Frankreich und UK gemanagt wird, so erstreckt sich Snams Erdgasnetz auf sogar rund 38.000 km, heißt es in einem Hintergrundpapier.
Snam verfügt also über eine fundierte Expertise im Management von Erdgasinfrastruktur. Durch die langfristige internationale Investitionsstrategie möchte das Unternehmen den Markt weiter konsolidieren. 2015 wurde ein Gesamtumsatz von 3,6 Mrd. Euro, ein EBIT von 2 Mrd. Euro und ein Bilanzgewinn von 1,2 Mrd. Euro geschrieben. Der Investitionsplan des Konzerns für den Zeitraum 2016-2020 beläuft sich auf 4,3 Mrd. Euro mit speziellem Fokus auf den Ausbau der Infrastruktur.
Transport des ersten russischen Erdgases nach Europa
Snam ist in Österreich schon mehr als 40 Jahre präsent, da es in enger und wirksamer Partnerschaft mit der OMV und später Gas Connect Österreich die Trans-Austria-Gasleitung TAG entwickelt hat, die einen wesentlichen Teil der österreichischen Gasversorgung ausmacht. Die Pipeline ging in den frühen 70er-Jahren durch ein Joint Venture zwischen OMV und Snam in Betrieb und stellte einen Meilenstein in der Entwicklung der gegenwärtigen Energielandschaft Europas dar, weil damit die ersten Gasimporte aus Russland möglich wurden.
Die TAG wurde weiters 1987 und 2007 durch eine zweite und dritte Leitung ergänzt. Heute dient sie hauptsächlich als Beförderungsinfrastruktur nach Italien. Rund 94 % der 45 Mrd. Kubikmeter vom jährlich transportierten Gas ist für den italienischen Markt bestimmt, während die restlichen 6 % für die heimische Versorgung genutzt wird. Nach dem Rückkauf von Anteilen von der Cassa depositi e prestiti im Jahr 2014 hält Snam derzeit eine Beteiligung von 84,47 % an der TAG. Gas Connect Austria besitzt und betreibt den österreichischen Teilbereich der Pipeline.
Mit einer ungefähren Gesamtlänge von rund 380 km ist die TAG eine der beiden Hauptgasleitungen durch Österreich. Mit einem System von drei Pipelines, fünf Kompressorstationen und Zusatzinfrastruktur verbindet sie die slowakisch-österreichische Grenze am Knotenpunkt Baumgarten mit dem italienischen Übergabepunkt Tarvis-Arnoldstein.