Smart-Metering-Projekte: Siemens rüstet Kärnten und die Stadt Kapfenberg aus. 95.000 Haushalte bekommen neue Stromzähler – und die Stromnetzbetreiber ein leistungsfähiges Gesamtsystem.
Energiewende, Klimaziele und Konsumentenschutz – das sind die wesentlichen Treiber für das politische Ziel, die europäischen Haushalte zu smarten Teilnehmern der Stromnetze auszubauen. Bis Ende 2020 müssen gemäß EU-Richtlinie 80 % der Haushalte mit intelligenten Messgeräten ausgestattet sein. In Österreich laufen aktuell Ausschreibungen der Netzbetreiber für den Rollout. Und einige von ihnen haben mit dem Ausbau bereits begonnen. So rüstet Siemens aktuell die Netze der KNG – Kärnten Netz GmbH und der Stadtwerke Kapfenberg mit Hard- und Software für eine Smart-Metering-Lösung aus und stellt die Infrastruktur zur intelligenten Messdatenerfassung zur Verfügung. Der Auftrag umfasst ein Gesamtsystem aus intelligenten Messgeräten, sicherer Übertragungstechnik sowie IT-Systemen zur Datenerfassung und Datenverarbeitung inklusive Schnittstellen zur bestehenden Infrastruktur der KNG, wie dem SAP-System und dem Online-Netzkundenportal.
Die KNG wird bis Herbst 2016 mit der digitalen Smart-Grid-Plattformlösung EnergyIP von Siemens ausgerüstet. Bis 2018 werden dann in der ersten Tranche 95.000 analoge Stromzähler durch Smart Meter ersetzt, wobei 2016 bereits mehrere tausend Smart Meter in Betrieb gehen werden. Für den flächendeckenden Rollout besteht eine Option auf insgesamt 345.000 Smart Meter.
Vorgeschichte und Erfahrung
Dem Auftrag ging ein erfolgreicher Feldversuch in der Gemeinde Ferlach voraus. Erfahrungen aus diversen Smart-Grid-Pilotprojekten in ganz Österreich, wie Smart City Villach, fließen in das Projekt ein. »Das Know-how und die Forschungsaktivitäten, die Siemens in Österreich bündelt, markieren einen wesentlichen Wegpunkt im Übergang vom klassischen Stromnetz hin zum Smart Grid. Die Ergebnisse unserer Anstrengungen bringen klare Vorteile für Kunden und Netzbetreiber: sichere, effiziente und flexible Stromnetze«, erklärt Siemens-Generaldirektor Wolfgang Hesoun.
Nach Abschluss des Auftrages verfügen KNG und Stadtwerke Kapfenberg über ein leistungsfähiges Smart-Metering-Gesamtsystem, das den österreichischen und europäischen Rahmenbedingungen für den Rollout von Smart Metern entspricht. »Ein wesentlicher Schritt in Richtung Digitalisierung der österreichischen Stromnetze und die Basis für weitere erfolgversprechende Projekte im Energiesektor«, so Hesoun.
»Mit den angebotenen Lösungen wird das Kärntner Stromnetz digitalisiert. Zu dem wird mit diesem Projekt die langjährige erfolgreiche Partnerschaft zwischen Siemens und KNG fortgesetzt. Das Kernstück aus Kundensicht stellt der Smart Meter dar, der zahlreiche Vorteile gegenüber dem mechanischen Stromzähler, dem sogenannten Ferraris-Zähler, aufweist. Durch die Einführung des Smart-Metering-Gesamtsystems werden zukünftig auch die Arbeitsabläufe und die Datenhaltung optimiert«, erklärt Gerald Obernosterer, Projektleiter Smart Metering der Kärnten Netz GmbH.
Standards für Datensicherheit und Interoperabilität
Die Datensicherheit für Stromkunden und Netzbetreiber hat in einem Smart-Metering-System höchste Priorität. Siemens wird das Projekt gemeinsam mit seinem verbundenen Unternehmen Omnetric GmbH gemäß dem Anforderungskatalog für Ende-zu-Ende Sicherheit und den Smart-Metering-Use-Cases für das Advanced Meter Communication System (AMCS) von Österreichs Energie implementieren. Darüber hinaus wird G3-PLC-zertifizierte Übertragungstechnik zum Einsatz kommen. Um die Interoperabilität und Austauschbarkeit von verschiedenen Zählerherstellern zu gewährleisten werden Datenprotokolle gemäß den Standards der IDIS Association eingesetzt.
Arbeitsgemeinschaft für Zähler
Die Stromzähler werden in einer Arbeitsgemeinschaft gemeinsam mit dem slowenischen Partnerunternehmen Iskraemeco d.d. geliefert. Siemens wird eine neue Smar-Meter-Generation mit G3-PLC-Kommunikationstechnologie, die vollständig auf internationalen Standards basiert, in die Arbeitsgemeinschaft einbringen. Basis dafür sind die Erfahrungen mit der AMIS-Technologie, die bereits erfolgreich am europäischen Markt erprobt ist. Iskraemeco liefert in der Arbeitsgemeinschaft ebenfalls interoperable und austauschbare Smart Meter der neuesten Generation mit G3-PLC und mit P2P-GPRS-Technologie. Beide Unternehmen sehen die Entwicklung von neuen G3-PLC-Zählern, die Interoperabilität und Austauschbarkeit im Feld bieten und nach den Anforderungen des österreichischen Marktes entwickelt werden, als wichtigen Erfolgsfaktor für kommende Smart-Metering-Ausschreibungen von österreichischen Netzbetreibern.
Vorteile für den Kunden
Die Ablesung der Stromdaten erfolgt künftig automatisch – es ist keine Ablesung durch den Kunden mehr notwendig, ebenso entfallen die Ablesekarten aus Papier. Die Rechnung wird immer entsprechend der tatsächlichen Verbrauchswerte erstellt. Im Netzkundenportal stellt die KNG dem Kunden seine individuellen Stromverbrauchswerte über einen zeitlichen Verlauf sowie repräsentative Vergleichswerte zur Verfügung. Der Kunde erhält so einen genauen Überblick über seinen Stromverbrauch und bekommt dadurch einen Hinweis auf mögliche unnötige Stromfresser. Mithilfe der genauen Auswertung über den zeitlichen Verlauf des Verbrauchs ist auch eine effizientere Energieberatung mit Einsparpotenzial möglich. Der Datenschutz hat dabei immer höchste Priorität und ist in jeder Phase gewährleistet.
Smart-Grid-Projekte in Kärnten Modellregion Villach: In Villach kommen erstmals Smart-Grid-Komponenten des Niederspannungsnetzes im Verbund mit übergeordneten IT-Systemen zum Einsatz, die über eine reine Abrechnung von Verbrauchsdaten hinausgehen. Mit den gewonnenen Daten können Netzbetreiber und Energieversorger künftig ihre Anlagen trotz höherer Anforderungen effizienter betreiben. Engpässe sowie Störungen werden zudem frühzeitig erkannt. Im Rahmen des Projektes werden in Haushalten des Testgebietes elektronische Stromzähler installiert. Feldversuch in Ferlach: Bereits im Jahr 2009 ersetzten Monteure der KNG bei rund 400 Netzkunden die herkömmlichen Stromzähler durch Smart Meter. Ferlach wurde als Pilotregion ausgewählt, da hier eine für Kärnten typische Siedlungs- und Wirtschaftsstruktur vorhanden ist. Dazu gehören Privatkunden, Landwirte und Unternehmen. Die Trafostationen in Ferlach sind über leistungsfähige Dateninfrastruktur mit der Zentrale in Klagenfurt verbunden Im Juni 2015 wurde das Pilotprojekt Ferlach abgeschlossen. Die Erfahrungen und Forschungsergebnisse dienen als Grundlage für den flächendeckenden Ausbau. |