Stephan Neuberger studierte Energie- und Umweltmanagement an der FH Burgenland in Pinkafeld und schrieb seine Masterarbeit über die Möglichkeit, eine kleine Ortschaft ohne elektrischen Strom in der Subsahara mit erneuerbarer Energie zu versorgen.
Die notwendigen Daten für sein Konzept erhielt er über Recherchen und karge Informationen des dortigen sehr engagierten katholischen Pfarrers. Stephan konnte jedoch nicht selbst nach Afrika reisen, um zu fundierten Informationen zu kommen.
Aus einer Masterarbeit wird mehr
Er arbeitete zu dieser Zeit im Ingenieurbüro Dr. Wind in Eisenstadt. Dr. Wind, selbst Lehrender an der FH Burgenland, ließ der Gedanke an Luduga, die 2.600 Einwohner Gemeinde in der Subsahara nicht mehr los. Er mobilisierte eine Studierendengruppe der Masterstudiengänge Nachhaltige Energiesysteme und Energie- und Umweltmanagement, die mit ihm im Oktober 2015 nach Luduga reiste, um Stephans Ergebnisse zu verifizieren und Messungen durchzuführen. Vier Frauen, drei Männer, geballtes Know-how, viel Idealismus und außergewöhnliches Engagement – das war es, was die Gruppe der FH Burgenland ausmachte. Die Reise finanzierte sich die Gruppe selbst, unterstützt durch Spenden der Österreichischen Hochschülerschaft der FH Burgenland und der Studiengangs- und Departmentleiter.
„Die Umstände, die wir in Luduga vorfanden, unterschieden sich - wie bei einer theoretischen Arbeit nicht anders zu erwarten - von dem Bild, das wir uns im Vorhinein gemacht hatten“ erzählt Dr. Wind. „In der Zeit nach Stephans Forschungsarbeit hatte die Tansanische Elektrizitätsgesellschaft eine Leitung nach Luduga gelegt, in der zeitweise Strom fließen wird. In Wahrheit aber sind die hierfür erforderlichen Elektroinstallationen für kaum jemanden leistbar.“
Wasserversorgung Problem Nummer eins
Wie erwartet stellte sich die Wasserversorgung als das größte und dringlichste Problem der Bevölkerung von Luduga heraus. „Die Lage ist jedes Jahr prekär, bis zu sieben Monate lang fällt in dieser Region kein Regen. Das Grundwasser ist gefährdet, weil die Menschen ihren Müll – unter anderem auch ausgediente Batterien, Blei-Akkus und Altöl – in ihrer Unwissenheit einfach vergraben. Wir hatten Studentinnen mit vor Ort, die sich gezielt dem Thema Wasser, Wasserversorgung und –aufbereitung annahmen.“ Weiters untersuchte eine Studentin die Möglichkeiten für ein besseres Abfallmanagement.
Studentin Claudia Schwarz: „Sauberes Wasser ist die Grundlage für ein gesundes Leben. Mein Wunsch wäre, dass es bald eine sichere und ausreichende Wasserversorgung in Luduga gibt.“ Im Dorf gibt es zwar eine öffentliche Wasserversorgung – es kommt aber immer wieder zu Unterbrechungen. Durch stetiges Bevölkerungswachstum sind auch die Kapazitätsgrenzen längst erreicht. Wie instabil sich diese Versorgung darstellt, erlebte die Gruppe am eigenen Leib. „Als eines Tages das Wasser in der Leitung versiegte, begab man sich verzweifelt auf Ursachensuche. Nach zwei Tagen war das Problem gefunden – ein Ziegenhirte hatte in seiner Naivität die Leitung durchtrennt, um seine Tiere tränken zu können“, so Dr. Wind. Mangels Verfügbarkeit an Materialien dauerte die Reparatur mehr als 10 Tage.
Think big and worthwhile
Als großer Unterstützer des FH Burgenland Projekts trat von Anfang an die katholische Kirche auf. „Sie ist dort sehr interessiert daran, ein Kraftwerk auf Basis erneuerbarer Energie zu errichten, um eine Basis für die Entwicklung des verarmten Landes zu schaffen“, so Wind. „Wir haben auch den tansanischen Bischof getroffen, der mir mit seinem Wissen über die Situation der Energieversorgung in Tansania und über erneuerbare Energie imponiert und mich mit seiner Dankbarkeit sehr berührt hat.“ Sein Anliegen, „alle wirtschaftlich sinnvollen erneuerbaren Energien in größeren Einheiten zu nützen, um die Region zu stärken“, begleitet die Gruppe und bestärkt sie in ihren Zielen.
Einer der beeindruckendsten und schönsten Momenten der Reise: „Am Sonntag nach dem Gottesdienst starteten wir mit der Montage des mit Wind- und Strahlungssensoren ausgestatteten Mastes auf dem Glockenturm vor der Kirche. Dabei bekamen wir sofort Unterstützung von vielen Leuten – mit viel Geschick und Begeisterung. Sie warten nicht, bis jemand anders die Arbeit erledigt, sie wollen selbst mitwirken, haben jedoch keine Ressourcen“, erzählt Student Markus Jeitler. „Der Wunsch der Menschen vor Ort, ihre Lebensumstände zu verbessern, ist enorm. Was fehlt, ist das fachliche Know-how“, so Dr. Wind, der sich den Wissenstransfer gut in Form eines Studierendenaustauschs vorstellen kann.
Fußbälle und Luftballons
Auch die Begeisterung der Kinder über die mitgebrachten Luftballons und Fußbälle vergisst keiner der Teilnehmer mehr. „Die Aidsrate liegt in Luduga bei 7% der Bevölkerung. Es gibt viele Waisenkinder“, erzählt Dr. Wind. „Im Waisenhaus wurden wir sehr herzlich von den Kindern mit einem Lied und Tanz begrüßt, anschließend konnten wir noch eine wunderbare Zeit beim Spielen mit den Kindern verbringen“, Claudia Schwarz.
Nach der Rückkehr der Gruppe heißt es nun, die gewonnen Daten zu bündeln und die Ergebnisse in die Umsetzung zu bringen. „Die Möglichkeiten, Luduga samt Umgebung mit Energie und Wasser zu versorgen, sowie eine geordnete Abfallentsorgung zum Schutz von Wasser und Boden aufzubauen, sind da. Jetzt geht es an die Umsetzung.“