Sonntag, Dezember 22, 2024

IG Windkraft: Windkraftausbau geht noch voran, aber neue Projekte haben keine Perspektive.

Mit dem Ausbau von 323 MW Windkraftleistung im Jahr 2015 konnte der Windkraftausbau stabil fortgesetzt werden. In den letzten vier Jahren investierte kaum eine andere Industriebranche so viel wie die Windenergie. Durch die extremen Verwerfungen am Strommarkt gibt es aber bereits fertig genehmigte Projekte ohne Umsetzungsperspektive. „Der Windkraftmotor beginnt zu stottern und wir brauchen dringend geänderte Rahmenbedingungen, um den Ausbau auf bestehendem Niveau halten zu können“, fordert Stefan Moidl, Geschäftsführer der IG Windkraft.

2015 konnten wieder 323 MW Windkraftleistung in Österreich errichtet werden. Damit stehen bereits Windräder mit einer Gesamtleistung von 2.409 MW. Sie erzeugen 5,2 Mrd. Kilowattstunden und können somit 8,7 % des österreichischen Stromverbrauches decken. Nebenbei wird so viel CO2 eingespart wie 40 % aller österreichischen Autos ausstoßen.

In Summe wurden in den letzten vier Jahren 2,2 Mrd. Euro in den Windkraftausbau investiert. „Kaum eine andere Industriebranche konnte dieses Niveau in den letzten Jahren erreichen“, bemerkt Moidl. An dem Windkraftausbau sind viele österreichische Firmen beteiligt. Der Ausbau wäre ohne Unternehmen wie dem Kran- und Transportspezialisten Felbermayr nicht zu schaffen. „Zeitweise sind beinahe alle unsere Großkräne auf Windkraftbaustellen unterwegs“, berichtet Peter Stöttinger, Geschäftsführer von Felbermayr und ergänzt: „Speziell für den Einsatz in der Windkraft wurden gemeinsam mit den Herstellern Kräne entwickelt und angeschafft, die es ohne diesen Industriezweig nicht geben würde.“

Aber auch die Baubranche ist ein wichtiger regionaler Bestandteil des Windkraftausbaus, müssen doch die Wege ertüchtigt und Fundamente errichtet werden. „Wir freuen uns, dass wir in diesem Bereich eine tragende Rolle bei der Energiewende spielen können“, erklärt Edmund Wall, von GLS Bau und Montage GmbH. Andreas Schabhietl von Porr ergänzt: „Gerade in schwierigen wirtschaftlichen Zeiten ist es wichtig, dass es Bereiche der Baubranche gibt bei denen es voran geht.“
Windkraftmotor beginnt zu stottern

Doch der Windkraftausbau droht in den nächsten Jahren ins Stottern zu geraten. 2016 werden voraussichtlich nur mehr 79 Windräder mit einer Gesamtleistung von 242 MW errichtet.

2014: 142 Windräder mit 405 MW Gesamtleistung
2015: 108 Windräder mit 323 MW Gesamtleistung
2016: 79 Windräder mit 242 MW Gesamtleistung   

Durch die extremen Verwerfungen am Strommarkt können nur mehr halb so viele Windräder pro Jahr eine Förderzusage bekommen. 220 Windräder mit einer Gesamtleistung von 670 MW befinden sich bereits in einer Warteschlange, erhalten dieses Jahr keine Verträge und müssen mehrere Jahre auf die Umsetzung warten. Die Hälfte dieser bereits genehmigten und bei der Ökostromabwicklungsstelle (OeMAG) eingereichten Projekte haben überhaupt keine Perspektive auf Umsetzung, da das geltende Ökostromgesetz nach drei Jahren einen Verfall der Anträge vorsieht.

Windkraft rittert um Perspektive
So wie die Fotovoltaik vor ein paar Jahren muss nun, durch die extremen Verwerfungen am Strommarkt, auch die Windkraft um ihre Projekte wie im ‚Casino spielen’. „Windparkprojekte bei denen nicht nur die Bevölkerung und die Bürgermeister eingebunden wurden, sondern nebenbei auch knappe Millionenbeträge für die Bewilligung pro Windpark ausgegeben wurden, haben die Perspektive verloren“, berichtet Martin Steininger, Geschäftsführer der Windkraft Simonsfeld. „Das heißt wir haben fertig genehmigte Windparkprojekte, die sofort gebaut werden könnten und haben mit den gesetzlichen Rahmenbedingungen keine Möglichkeit mehr diese umzusetzen“, ergänzt Michael Gerbavsits, Vorstandsvorsitzender der Energie Burgenland.

Wirtschaftsmotor Windkraft am Laufen halten
Um zu verhindern, dass die geschaffenen Arbeitsplätze und die großen Investitionen im Windkraftbereich nicht verloren gehen, müssen die gesetzlichen Rahmenbedingungen rasch angepasst werden. „Wir brauchen dringend ein neues Ökostromgesetz, um den Windkraftausbau auf bestehendem Niveau zu halten“, fordert Moidl. Bundeskanzler Werner Faymann hat auf der Klimakonferenz in Paris das Ziel für das Jahr 2030 bereits vorgegeben. „Um das Ziel 100 % erneuerbare Stromerzeugung bis 2030 zu erreichen, braucht es dringend stabile und vorhersehbare Rahmenbedingungen für den Ausbau erneuerbarer Energien“, bemerkt Steininger abschließend.

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