Gemeinsam mit ATEUS Rechtsanwälte hat sich der Bau & Immobilien Report angesehen, was das ECI-Modell vom klassischen Bauvertrag unterscheidet. Wir zeigen die Vorteile des Modells, aber auch, welche Hürden es noch zu überwinden gilt.
Partnerschaftsmodelle sind in der Bauwirtschaft weiter auf dem Vormarsch. Ein vor allem international schon weit verbreitetes Modell ist das sogenannte Early Contractor Involvement (ECI). Das zentrale Element von ECI ist wenig überraschend die frühzeitige Einbindung des ausführenden Unternehmens in ein Projekt. Bei einem »klassischen« Projektablauf führt die strikte Trennung zwischen Planung und Ausführung dazu, dass die Angebotslegung für die Ausführungsleistungen auf Basis von detaillierten Ausführungsplänen erfolgt. Dabei werden ausführungsspezifische Besonderheiten bei der Planung oftmals nicht erkannt oder nicht entsprechend berücksichtigt.
Beim ECI hingegen kann das Know-how des ausführenden Unternehmens frühzeitig genutzt werden. Damit soll sichergestellt werden, dass ein Projekt vom konkreten Auftragnehmer auch effizient und kostengünstig umgesetzt werden kann. »Das Interesse an ECI ist sowohl von Auftraggeber- als auch Auftragnehmerseite groß«, erklärt Rana Gomari von ATEUS Rechtsanwälte. Auftragnehmer profitieren u.a. von einer längeren Vorbereitungszeit und einem besseren Ressourceneinsatz, Auftraggeber dürfen mit mehr Transparenz, höhere Preissicherheit und bessere Qualität rechnen.
»ECI schafft für alle Beteiligten eine Phase des Vertrauensaufbaus. In dieser Phase entwickelt man ein gutes Gespür, ob das Gegenüber der richtige Partner für das Projekt ist«, erklärt Alexander Strehn, ebenfalls Rechtsanwalt bei ATEUS. Die Sorge vieler Auftragnehmer, dass sie wertvolle, aber kostenlose Vorarbeit leisten, wenn der Vertrag doch nicht zustande kommt, ist heute nicht mehr berechtigt. »Den Auftraggebern ist klar, dass diese Phase des Mitplanens auch bezahlt werden muss, wenn man sich gegen einen ECI-Partner entscheidet. Das ist nicht mehr gratis«, sagt Strehn.
Grafik: Wesentliche Hauptunterschiede zwischen dem klassischen Bauvertrag und dem ECI-Modell
Was es für ECI braucht
Voraussetzung für ein erfolgreiches Early Contractor Involvement sind »Überzeugungstäter« auf beiden Seiten. »ECI ist immer noch relativ neu, da gibt es natürlich Unsicherheiten«, weiß Gomari. Es stelle eine gewisse Hürde dar, das gewohnte Vertragsmodell zu verlassen. Deshalb braucht es Menschen, die von ECI überzeugt und begeistert sind. Und zwar nicht nur Geschäftsführung, sondern auf allen Ebenen. »Man muss das Team mitnehmen«, sagt Gomari. »Hätte auf den Schiffen von Christoph Kolumbus außer ihm selbst keiner so recht Lust auf große Entdeckungen gehabt, hätte es wahrscheinlich nicht funktioniert«, ergänzt Strehn schmunzelnd.
Unterm Strich geht es um eine Änderung der Unternehmens- und Projektkultur. ECI-Projekte weisen aufgrund der größeren Transparenz und gemeinsamen Planungsphase deutlich geringere Mehrkosten aus. »Auftragnehmer werden sich hüten, bei einem ECI-Projekt alles niederzuclaimen, weil sie damit ihre Glaubwürdigkeit aufs Spiel setzen«, sagt Strehn. Es sei in der Regel aber auch gar nicht nötig, weil die Planungssicherheit viel höher ist als bei einem klassischen Projekt. Was es jetzt brauche, seien mehr und erfolgreich umgesetzte Referenzprojekte. »Damit weithin sichtbar wird, dass ECI funktioniert«, sagt Gomari. Ebenfalls hilfreich wäre es laut der Rechtsanwältin, wenn der Gesetzgeber das Verhandlungsverfahren ECI-freundlicher gestalten würde.
Bild: »Je früher das ECI angesetzt wird, desto besser kann der Auftragnehmer seine Ideen und Innovationen zum Wohle des Projekts einbringen«, sind Rana Gomari und Alexander Strehn von ATEUS Rechtsanwälte überzeugt.