Die Wiener Linien testen im Ober- und Unterbau den Einsatz von Recyclingbeton und setzen dabei auch auf eine neue Art der Bewehrung, um Material zu sparen. In Salzburg kommen bei zwei Bauprojekten mehr als 2.500 Tonnen Altbeton zum Einsatz.
Der sparsame Umgang mit Ressourcen zählt heute mit zu den wichtigsten Anforderungen der Baubranche. Das gilt natürlich auch für den Baustoff Beton, der gegenüber anderen Baustoffen den Vorteil hat, dass er aufgrund seiner Zusammensetzung aus natürlichen Rohstoffen immer wieder rückgebaut, aufbereitet und wieder zu Recyclingbeton verarbeitet werden kann. Das belegt auch die hohe Verwertungsrate des Baustoffs. Laut aktuellem Statusbericht zum Bundesabfallwirtschaftsplan (Zahlen aus 2021) wurden von den rund 4,5 Millionen Tonnen Betonabbruch nur 0,4 Prozent deponiert. Fast 100 Prozent wurden somit wiederverwertet. Allerdings findet bei der Wiederverwendung recycelter Gesteinskörnungen derzeit noch hauptsächlich ein Downcycling statt.
Die Studie »Anforderungen an die Kreislauffähigkeit von Massivbaustoffen« des Klimaschutzministeriums zeigt, dass das Material vor allem im Straßenbau und zur Verschüttung verwendet wird, wodurch Primärbaustoffe wie Kies, Splitt, Sand und natürliche Gesteinskörnungen substituiert werden. Immer mehr Projekte zeigen aber, dass Recyclingbeton auch abseits des Downcyclings funktioniert. So setzen etwa die Wiener Linien in verschiedenen Bauprojekten unter- und oberirdisch auf Recyclingbeton. Im U2-Tunnel wird gemeinsam mit Wopfinger Transportbeton und dem Forschungsinstitut für Konstruktiven Ingenieurbau (IKI) der Universität für Bodenkultur der Einsatz unterschiedlicher rezyklierter Gesteinskörnungen getestet. Auch eine innovative Bewehrung, die weniger Materialeinsatz erfordert, wird bei diesem U-Bahn-Projekt erprobt.
Im Oberbau erforschen die Wiener Linien mit Partnern aus Industrie und Forschung Wege für die Wiederverwendung von Betonplatten und Betonrezepturen mit emissionsarmen Zementen. Dabei geht es laut einer Studie der Wiener Linien um große Mengen: Die aktuell 600.000 Gleistragplatten der Wiener Linien bedecken eine Fläche von ungefähr einer Million Quadratmeter und entsprechen einem Gewicht von ca. 375.000 Tonnen. Würden die aktuell eingesetzten Gleistragplatten durch Platten aus Recyclingbeton ausgetauscht, könnte laut der in der Studie zitierten DIN-EN-206-Norm der Anteil des rezyklierten Materials bis zu 50 Prozent betragen.
Recyclingbeton macht Schule
Dass Recyclingbeton funktioniert, belegen auch zwei Bauprojekte aus Salzburg. Bei der Sanierung und Erweiterung der Volksschule Anif nützte der gemeinnützige Bauträger Salzburg Wohnbau den Altbestand als Rohstofflager. Insgesamt kamen dort laut Bauträger 1.600 Tonnen Recyclingbeton zum Einsatz, rund 32 Prozent des gesamten Ortbetons. Ein Erfolgsrezept, das sich in Salzburg bereits durchsetzt. Bei dem Ausbau und der Sanierung der Volksschule Adnet werden nach Angaben der Salzburg Wohnbau 1.000 Tonnen Altbeton von der A10 verarbeitet und beim Bau 35 Tonnen CO2 gespart, unter anderem durch den Einsatz von klinkerreduziertem Zement. Das Projekt wird 2025 fertiggestellt.
Diese Beispiele zeigen, dass der Einsatz von Recyclingbeton heute nicht mehr an Qualitäten oder technischen Problemen scheitert. Wissenslücken und unbegründete Skepsis bei den Auftraggebern sorgen aber – noch – für fehlende Nachfrage. Vor allem die öffentliche Hand könnte und sollte mit gutem Beispiel vorangehen. Als Vorbild kann die Schweiz dienen, wo im Hochbau 25 Prozent Recyclingbeton eingesetzt werden muss.