Mittwoch, Juli 17, 2024
»Vielen war ich zu optimistisch«
»Das letzte Jahr ist erledigt. Das war nicht gut, aber da machen wir ein Hackerl darunter. Das Geld wird jetzt genauso gebraucht«, sagt Christian Höberl über den Zeitpunkt des Bau-Konjunkturpakets.

Im Interview mit dem Bau & Immobilien Report spricht Christian Höberl, Geschäftsleitung Röfix, über gesteckte Ziele, das Wohnbaupaket der Regierung sowie den wiedererstarkten Preiskampf und die Erwartungen der Kunden.


Die Bundesregierung hat ein großes Wohnbaupaket angekündigt. Spüren Sie durch diese Maßnahmen eine verbesserte Stimmung in der Branche?

Christian Höberl: Das Paket ist tatsächlich sehr groß. Es gibt aber auch kritische Stimmen. Die Architekten etwa sehen den Fokus auf den Neubau sehr skeptisch und hätten den Schwerpunkt der Maßnahmen lieber in der Sanierung und Verdichtung gesehen. Das finde ich einen guten Ansatz. Bezüglich Neubau bleibt zu hoffen, dass die Bauträger, die zuletzt sehr zurückhaltend waren, jetzt auch schnell in die Umsetzung kommen.

Es gibt in der Branche auch laute Stimmen, die den Zeitpunkt der Maßnahmen als zu spät kritisieren. Die Sozialpartner hätten schon frühzeitig auf den drohenden Einbruch hingewiesen und die Politik hätte bereits im letzten Jahr reagieren müssen. Teilen Sie diese Einschätzung?

Höberl: Nein, das letzte Jahr ist erledigt. Das war nicht gut, aber da machen wir ein Hackerl darunter. Das Geld wird jetzt genauso gebraucht.

Auch wenn 2023 erledigt ist, wie ist es Ihnen im letzten Jahr ergangen? Und was erwarten Sie von 2024?

Höberl: In den ersten zwei Monaten 2023 haben wir noch davon profitiert, dass es Unsicherheiten bezüglich der Versorgung gab. Da wurde noch eingelagert und wir konnten die Umsätze steigern. Ab März war ein Auftragsrückgang zu spüren. Man hat auch gesehen, dass sich die Verarbeiter die Arbeit so eingeteilt haben, dass sie möglichst lange ausgelastet sind. 2023 war wirklich dürftig. Unser Glück war, dass wir Teil eines gut funktionierenden, breit aufgestellten Konzerns sind. In anderen Ländern wie Italien, Polen und den südost-europäischen Ländern ist es deutlich besser gelaufen. Da ist es nicht so sehr in die Waagschale gefallen, dass Österreich und Deutschland aufgrund der Rezession am Bau schwächeln.

Für heuer hab ich schon frühzeitig angekündigt, dass wir zumindest das Vorjahresniveau halten werden. Das wurde von vielen als zu optimistisch betrachtet, aber spätestens mit dem Konjunkturpakt bin ich überzeugt, dass dieses Ziel zu erreichen oder sogar zu übertreffen ist. Auch die kolportierte Gefahr, dass die gesamte Branche bis zu 15.000 Arbeitskräfte verlieren wird, sollte mit dem Paket gebannt sein. Die Voraussetzung dafür ist natürlich, dass es mit der Umsetzung jetzt schnell geht.

Haben Sie im letzten Jahr, nach dem Abflachen des Booms, ein Wiedererstarken des Preiskampfs bemerkt?

Höberl: Auf jeden Fall. Unsere Vertriebsmitarbeiter formulieren es so: In den letzten Jahren hatten wir einen Verkäufermarkt, jetzt ist es wieder ein Käufermarkt. Der Preisdruck ist schon groß, der Kunde gibt den Preis vor. Preiserhöhungen, die wir aufgrund der Kostensteigerungen in den letzten Jahren durchgebracht haben, sind in dieser Form nicht mehr möglich.

Erwarten sich die Kunden aufgrund der Marktlage auch verstärkt kostenlose Zusatzleistungen?

Höberl: Das erwarten sich die Kunden immer (lacht), aber es hat sich Gott sei Dank so eingependelt, dass unsere Kunden wissen, dass gute Dienstleistung etwas kostet, und auch bereit sind, dafür zu zahlen. Das ist das Ergebnis kontinuierlicher Arbeit. Wenn das ehrlich kommuniziert wird und die Dienstleistung einen Mehrwert bringt, dann wird das vom Kunden auch honoriert.

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