Montag, Februar 24, 2025
»Vielen war ich zu optimistisch«
»Das letzte Jahr ist erledigt. Das war nicht gut, aber da machen wir ein Hackerl darunter. Das Geld wird jetzt genauso gebraucht«, sagt Christian Höberl über den Zeitpunkt des Bau-Konjunkturpakets.

Im Interview mit dem Bau & Immobilien Report spricht Christian Höberl, Geschäftsleitung Röfix, über gesteckte Ziele, das Wohnbaupaket der Regierung sowie den wiedererstarkten Preiskampf und die Erwartungen der Kunden.


Die Bundesregierung hat ein großes Wohnbaupaket angekündigt. Spüren Sie durch diese Maßnahmen eine verbesserte Stimmung in der Branche?

Christian Höberl: Das Paket ist tatsächlich sehr groß. Es gibt aber auch kritische Stimmen. Die Architekten etwa sehen den Fokus auf den Neubau sehr skeptisch und hätten den Schwerpunkt der Maßnahmen lieber in der Sanierung und Verdichtung gesehen. Das finde ich einen guten Ansatz. Bezüglich Neubau bleibt zu hoffen, dass die Bauträger, die zuletzt sehr zurückhaltend waren, jetzt auch schnell in die Umsetzung kommen.

Es gibt in der Branche auch laute Stimmen, die den Zeitpunkt der Maßnahmen als zu spät kritisieren. Die Sozialpartner hätten schon frühzeitig auf den drohenden Einbruch hingewiesen und die Politik hätte bereits im letzten Jahr reagieren müssen. Teilen Sie diese Einschätzung?

Höberl: Nein, das letzte Jahr ist erledigt. Das war nicht gut, aber da machen wir ein Hackerl darunter. Das Geld wird jetzt genauso gebraucht.

Auch wenn 2023 erledigt ist, wie ist es Ihnen im letzten Jahr ergangen? Und was erwarten Sie von 2024?

Höberl: In den ersten zwei Monaten 2023 haben wir noch davon profitiert, dass es Unsicherheiten bezüglich der Versorgung gab. Da wurde noch eingelagert und wir konnten die Umsätze steigern. Ab März war ein Auftragsrückgang zu spüren. Man hat auch gesehen, dass sich die Verarbeiter die Arbeit so eingeteilt haben, dass sie möglichst lange ausgelastet sind. 2023 war wirklich dürftig. Unser Glück war, dass wir Teil eines gut funktionierenden, breit aufgestellten Konzerns sind. In anderen Ländern wie Italien, Polen und den südost-europäischen Ländern ist es deutlich besser gelaufen. Da ist es nicht so sehr in die Waagschale gefallen, dass Österreich und Deutschland aufgrund der Rezession am Bau schwächeln.

Für heuer hab ich schon frühzeitig angekündigt, dass wir zumindest das Vorjahresniveau halten werden. Das wurde von vielen als zu optimistisch betrachtet, aber spätestens mit dem Konjunkturpakt bin ich überzeugt, dass dieses Ziel zu erreichen oder sogar zu übertreffen ist. Auch die kolportierte Gefahr, dass die gesamte Branche bis zu 15.000 Arbeitskräfte verlieren wird, sollte mit dem Paket gebannt sein. Die Voraussetzung dafür ist natürlich, dass es mit der Umsetzung jetzt schnell geht.

Haben Sie im letzten Jahr, nach dem Abflachen des Booms, ein Wiedererstarken des Preiskampfs bemerkt?

Höberl: Auf jeden Fall. Unsere Vertriebsmitarbeiter formulieren es so: In den letzten Jahren hatten wir einen Verkäufermarkt, jetzt ist es wieder ein Käufermarkt. Der Preisdruck ist schon groß, der Kunde gibt den Preis vor. Preiserhöhungen, die wir aufgrund der Kostensteigerungen in den letzten Jahren durchgebracht haben, sind in dieser Form nicht mehr möglich.

Erwarten sich die Kunden aufgrund der Marktlage auch verstärkt kostenlose Zusatzleistungen?

Höberl: Das erwarten sich die Kunden immer (lacht), aber es hat sich Gott sei Dank so eingependelt, dass unsere Kunden wissen, dass gute Dienstleistung etwas kostet, und auch bereit sind, dafür zu zahlen. Das ist das Ergebnis kontinuierlicher Arbeit. Wenn das ehrlich kommuniziert wird und die Dienstleistung einen Mehrwert bringt, dann wird das vom Kunden auch honoriert.

Meistgelesene BLOGS

Alfons A. Flatscher
06. November 2024
Mit Donald Trumps Rückkehr ins Weiße Haus zeichnet sich ein neues Kapitel der Handelspolitik der USA ab – und für europäische Unternehmen könnten die nächsten Jahre herausfordernd werden. Trump, bekan...
Nicole Mayer
25. November 2024
Globalisierung, Digitalisierung, New Work, Kriege: Die Kette der Herausforderungen, die Unternehmen zu stemmen haben, reißt nicht ab. Um in diesen unsicheren Zeiten nicht nur zu überleben, sondern sog...
Marlene Buchinger
31. Oktober 2024
Beim Thema Nachhaltigkeit stellt sich oft die Frage, für wen machen wir das überhaupt? Im vierten Teil der REPORT-Serie geht es um die Anspruchsgruppen, auch Interessensträger oder Stakeholder genannt...
Andreas Pfeiler
04. November 2024
Naturereignis wie ein Hochwasser zeigen uns immer wieder auf, wie verwundbar unsere Gesellschaft ist und wie hilflos wir gegenüber solchen Naturgewalten sind. Ohne mineralische Rohstoffe sind wir auch...
Firmen | News
30. Oktober 2024
In der heutigen Arbeitswelt sind die richtigen Werkzeuge und Ausrüstungen entscheidend für den Erfolg. Von der passenden Berufskleidung bis zu unverzichtbaren Geräten – alles spielt eine Rolle. Entdec...
Andreas Pfeiler
19. Dezember 2024
Unlängst mit der Frage »Was sind die Gründe für die sinkende Produktivität in der Baustoffindustrie?« konfrontiert, begab sich der Autor dieser Zeilen auf die Suche nach Antworten. Und wurde rasch fün...
AWS (Amazon Web Services)
05. Dezember 2024
Vor zehn Jahren eröffnete mit der AWS Europa (Frankfurt) Region die erste AWS-Region in Deutschland, die es Unternehmen aus dem DACH-Raum ermöglicht, ihre Rechenleistung und Speicher flexibel und kost...
Firmen | News
05. Dezember 2024
In der heutigen digitalen Welt eröffnen sich vielfältige Möglichkeiten, finanzielle Angelegenheiten effizient zu gestalten und dabei gleichzeitig Kosten zu sparen. Moderne Online-Tools unterstützen ni...

Log in or Sign up