Mittwoch, November 20, 2024
Best Players vs. Best Team
(Titelbild: iStock)

Allianzverträge und die integrierte Projektabwicklung IPA haben viele Gemeinsamkeiten - unterscheiden sich aber in wesentlichen Punkten: Während beim Allianzvertrag das beste Team gesucht wird, geht es bei IPA um die besten Spieler für jede Position. Eine Report-Analyse.

In der letzten Ausgabe des Bau & Immobilien Report haben wir gemeinsam mit den Planungsexperten von Delta die »klassische« Projektabwicklung der »integrierten« Projektabwicklung (IPA) gegenübergestellt. Dabei wurde aufgezeigt, dass es sich bei IPA um ein Partnerschaftsmodell handelt, das in vielen Bereichen dem österreichischen Allianzvertrag ähnelt, sich aber auch in wesentlichen Punkten unterscheidet. Gemeinsam mit Heid und Partner Rechtsanwälte RiskConsult haben wir beide Modelle einer eingehenden Analyse unterzogen.

Die Ergebnisse finden Sie zusammengefasst unter: Best Players vs. Best Team - Analyse


Die Gemeinsamkeiten

Sowohl IPA als auch Allianzvertrag arbeiten mit ähnlichen partnerschaftlichen Anreizmodellen, unterscheiden sich aber in Aufbau und Systematik. »Beide Modelle operieren bei der Teamauswahl mit qualitativen Wertungskriterien, die Know-how und Teamfähigkeit in den Vordergrund stellen, also eine Abkehr von der Billigpreisvergabe«, erklärt Tim-Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie. Beide Vertragsvarianten setzen auf ein Cost-plusFfee-Modell inklusive Bonus-Malus-Regelung. Damit werden die direkten Kosten garantiert erstattet und es gibt eine leistungsabhängige Vergütung. »In beiden Fällen wirkt der Auftraggeber aktiv im Prozess mit und begleitet das Bauvorhaben mit Personal, Know-how und Planungsleistungen«, so Müller.

Die bisherigen österreichischen Allianzprojekte im Überblick: Insbesondere im Tief- bzw. Infrastrukturbau finden sich bereits einige exemplarische Beispiele. (Quelle: Heid & Partner Rechtsanwälte)

Die Unterschiede

Unterschiede gibt es in der Zusammensetzung der Vertragspartner, etwa in der Einbindung des Auftragnehmers. In Deutschland wird IPA immer mit einer integrierten Planungsleistung kombiniert, die mindestens die Ausführungsplanung umfasst oder teilweise sogar schon ab Leistungsphase 2 (Honorarordnung für Architekten und Ingenieure) beginnt. »Auch beim Allianzvertrag  ist im Sinne eines Early Contractor Involvement die Einbindung des Auftragnehmers schon ab der Planung des Vorentwurfs oder früher möglich«, erklärt Daniel Deutschmann, Heid und Partner. Allerdings gibt es in Österreich teilweise auch Allianzverträge mit abgeschlossener Planung, die man in Deutschland als Einheitspreis ausschreiben würde.

»Allianzverträge sind sowohl mit ECI als auch abgeschlossener Planung möglich«, sagt Daniel Deutschmann, Heid und Partner Rechtsanwälte. 

Das zentrale Wesensmerkmal von IPA ist der Mehrparteienvertrag. In Österreich hingegen wird ein bilateraler Vertrag zwischen dem Auftraggeber und der via Konsortialbewerbung ermittelten Bietergemeinschaft geschlossen. Konsortialbewerbungen sind zwar auch im deutschen IPA-Modell möglich, aber die Ausnahme. In Deutschland wird in der Regel das Vorhaben in Vergabepakete unterteilt und jedes Paket separat ausgeschrieben. Das Team formiert sich also nicht schon im Projektvorfeld, sondern lernt sich erst nach Zuschlagserteilung kennen.

Die österreichischen Allianzprojekte im Überblick - Segment Hochbau. (Quelle: Heid & Partner Rechtsanwälte)

Für diesen Unterschied wird in der Regel ein Beispiel aus der Welt des Sports strapaziert. Während beim Allianzvertrag das beste Team gesucht wird, wird beim IPA-Modell für jede Position der beste Spieler gesucht. Zudem übernimmt der Auftragnehmer in Österreich deutlich mehr Risiken als im IPA-Modell. »So ist etwas die systematische Übernahme von Baugrundrisiken in Deutschland eher unüblich und wird hier vom Markt auch nicht akzeptiert«, so Müller. 

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