Die internationale Abhängigkeit von Öl und Gas stellt Europa vor große Herausforderungen. Die Energiewende ist die richtige Antwort, aber um den steigenden Energiehunger der Gegenwart stillen zu können, müssen vorhandene Technologien als Brückenschlag zu neuen Energieformen genutzt werden.
Ein Kommentar von Dr. Andreas Pfeiler, Geschäftsführer des Fachverbands Steine-Keramik.
Die stark steigenden Energiepreise der letzten Monate zeigen uns auch massiv die Schwachpunkte einer abrupten Energiewende auf. So hat sich der Gaspreis binnen einem Jahr mehr als vervierfacht, der Strompreis in derselben Periode ist zumindest um das 1,5-fache gestiegen. Die Gründe dafür sind natürlich vielfältig. Von geopolitischen Querelen um den Ausbau einer Gaspipeline, der Veränderung internationaler Energie-Lieferketten nach Asien bis hin zum Umstand, dass der Energiebedarf beinahe täglich steigt.
Fehlende Alternativen
Während uns in Europa also einerseits die internationale Abhängigkeit im Gas- und Ölbereich aufgezeigt wird, setzen wir zusätzliche Schritte, um in eine Energie-Unterversorgung Europas zu schlittern. Dabei soll keineswegs die Energiewende in Frage gestellt werden, jedoch gilt auch hier: step by step!
So ist unter anderem Erdgas - wie alle fossilen Energieträger - in den letzten Monaten stark in die Kritik gekommen. Diese sind aus Sicht des Klimaschutzes angezählt, jedoch fehlen derzeit ausreichend Alternativen. Der Ausstieg aus Kohle, Öl und Erdgas bzw. auch aus Atomkraft mag mittel- bis langfristig ein wichtiges Ziel sein. Niemand hat aber etwas davon, wenn man Kohle-, Gas- oder Atomkraftwerke kurzfristig schließt und deren Energiebeitrag vom Netz nimmt, ohne Alternativen zu haben, um den steigenden Energiehunger unserer technologisierten Gesellschaft zu stillen.
Erdgas hat gerade wegen seiner deutlich geringeren CO2-Emissionen in der Baustoffindustrie die Energieträger Kohle und Erdöl abgelöst und dessen effizienten Einsatz laufend verbessert und letztendlich auch aus wirtschaftlichen Gründen einer Industrie, deren Energiekostenanteil am Produkt erheblich ist. Nun soll Erdgas, dessen Infrastruktur über Jahrzehnte ausgebaut wurde, nun plötzlich nicht mehr genutzt werden?
»Die Energiewende soll keinesfalls in Frage gestellt werden, jedoch gilt: step by step!«
Brückenschlag mit bestehender Technologie
Solange erneuerbare Energieformen nicht ausreichend und konstant zur Verfügung stehen, muss Erdgas als Backup in Zeiten von Licht- und Windflauten und steigender Energiepreise nutzbar bleiben. Zudem sollte die bestehende Gasinfrastruktur für andere Energieformen genutzt werden. Für Biogas tut es das bereits. Österreichs Baustoffindustrie kann die Energiewende maßgeblich mitgestalten.
Dafür braucht es aber den Bestand vorhandener Technologien als Brückenschlag zu neuen Energieformen. Gerne würden wir bereits heute diese neuen Energieträger einsetzen. Dafür bräuchte es aber endlich mehr als Ankündigungen und Zielvorgaben, sondern schlichtweg »Grüne Energie« ans Werkstor.