Mittwoch, November 27, 2024
Baustoffindustrie 2020 3,5% unter Vorjahresniveau

Die Entwicklung 2020 erwies sich trotz Pandemie vor allem für die Bauzulieferer konstant robust. Industriezulieferer sind von stärkeren Rückgängen betroffen. Der Ausblick auf 2021 ist verhalten positiv.

In dem herausfordernden Jahr 2020 erwirtschaftete die Baustoffbranche einen Umsatz von ca. EUR 3,58 Mrd. Das entspricht einem Verlust von 3,5% gegenüber dem Vorjahr. Das zeigen die Ergebnisse der aktuellen Konjunkturerhebung, die der Fachverband der Stein- und keramischen Industrie jährlich unter seinen über 300 Mitgliedsunternehmen durchführt. „Die Entwicklung der Bauzulieferer zeigt deren systemrelevante Bedeutung als Versorger kritischer Infrastruktur und die Funktion als Regionalversorger in Zeiten eingeschränkter Märkte“, so Geschäftsführer Andreas Pfeiler. Extrem schmerzlich sind die durch Einschränkungen im internationalen Warenverkehr und sinkende Nachfrage hervorgerufenen Rückgänge und Produktionsausfälle bei den Industriezulieferern (Feinkeramik, Feuerfest, Schleifmittel), von denen sie nach wie vor betroffen sind. Insgesamt äußern sich die Auswirkungen der das Jahr 2020 dominierenden COVID-19-Pandemie über alle Branchen hinweg, was den ohnehin bereits hohen Kostendruck noch weiter verschärfte. Dank unterstützender Maßnahmen wie Kurzarbeit veränderte sich die Beschäftigtenzahl nur um -1,0% (auf 13.450 Personen).

Die wichtigsten Branchenergebnisse im Überblick
Zuwächse verzeichneten die klassischen „Häuslbauer-Produktgruppen“ wie die Naturwerksteinindustrie (+8,2%), Schotterindustrie (+3,5%) und die Putz- und Mörtelindustrie (+3,3%). Alle anderen Industriezweige verzeichnen teilweise deutliche Rückgänge. Besonders schwerwiegend sind die Verluste bei der Schleifmittelindustrie
(-18,6%) und der Feuerfestindustrie (-15,6%), etwas gedämpfter in der Ziegel- (-3,4%), Kalk- (-3,2%) und Transportbetonindustrie (-2,5%). Deutlich zu schaffen machte allen Branchen der plötzliche Ausfall einzelner Schichten bei Verdachts- oder Krankheitsfällen und der extreme Aufwand hinsichtlich Personal- und Hygienemittelbeistellung sowie der damit verbundene finanzielle Aufwand.

Herkunftsnachweis für alle Baustoffe gefordert
„Die Auswirkungen der Pandemie auf den internationalen Warenverkehr haben einmal mehr die Bedeutung einer regionalen Versorgung gezeigt, der die mineralische Baustoffbranche seit jeher nachkommt“, zeigt der Obmann des Fachverbands Robert Schmid auf. Unter dem Gesichtspunkt der Ressourcenschonung und der kontinuierlichen Verbesserung der CO2-Bilanz werden die Rohstoffe aus der unmittelbaren Umgebung der Werke gewonnen, verarbeitet und genutzt. Produkte mit Transportweiten bis 500 Kilometer als regional zu verstehen, ruft Unverständnis hervor. „Es bedarf eines seit Jahren geforderten Herkunftsnachweises für Bauprodukte“, so Schmid. „Dieser muss als Kriterium bei der Förderungsvergabe herangezogen werden. Nur so gelingt ein fairer und freier Wettbewerb, der gegenüber anderen Baustoffen seitens der Politik derzeit nicht stattfindet. Die Krise hat gezeigt, dass die regionale Verfügbarkeit von Bauprodukten in Zeiten eingeschränkter Transporte unerlässlich zur Aufrechterhaltung von Arbeitsplätzen und Gesellschaft ist.“

Ausblick 2021 verhalten positiv
Langfristige Planungssicherheit bleibt für die Stein- und keramische Industrie aufgrund der Pandemie ebenso aus, wie die Gewissheit darüber, ob die politischen Rahmenbedingungen in diesem Jahr einen fairen Wettbewerb zulassen. Beim Ausblick auf 2021 zeigt sich der Obmann des Fachverbands derzeit verhalten positiv. „Die Investitionsfreudigkeit im Tourismusbereich ist nicht vorhanden, weshalb vor allem der Bauzulieferbereich im Westen mit einer extrem reduzierten Auftragslage konfrontiert ist. Gleiches gilt für den gewerblichen bzw. industriellen Hochbau, während der Wohnbau weiterhin eine robuste Entwicklung verzeichnet“, so Schmid. „Darüber hinaus werden uns in diesem Jahr die zunehmende Vorfertigung und Digitalisierung der Bauprozesse, die vor allem im Bereich von Großprojekten zur Effizienzsteigerung beitragen können und nicht zuletzt die Dekarbonisierung der Gesellschaft beschäftigen.“

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