»Dämmstoff-Recycling als wesentlicher Baustein der österreichischen und europäischen Kreislaufwirtschaft.«
Ein Gastkommentar Bau von Clemens Demacsek, Geschäftsführer der Güteschutzgemeinschaft Polystyrol Hartschaum GPH.
»Im Jahr 2018 wurde von der Europäischen Kommission die Kunststoffstrategie veröffentlicht, die einen maßgeblichen Teil der europäischen Kreislaufwirtschaft darstellt. Damit soll unter anderem der Markt für recycelte Kunststoffe gefördert werden. Ein wichtiger Baustein der Strategie war die EU-weite Selbstverpflichtungskampagne. An dieser hat sich auch die europäische EPS-Industrie beteiligt und Recyclingquoten zugesagt: Bis 2025 sollten ca. 27 % der EPS-Abfälle aus dem Abriss von Gebäuden und 80 % der EPS-Abschnitte von Baustellen einem werkstofflichen Recycling zugeführt werden.
Im März vergangenen Jahres legte dann die EU-Kommission ihren Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft vor. In diesem kündigte sie an, verbindliche Anforderungen an den Rezyklatanteil von Kunststoffen vorschlagen zu wollen.
Recyclinganlage für EPS und XPS auf der Zielgeraden
Die europäische EPS-Industrie beschäftigt sich schon seit gut zwei Jahrzehnten intensiv mit der Kreislaufwirtschaft und hat ihre Hausaufgaben zu einem Großteil gemacht. Bereits 2016 wurde die Non-Profit-Stiftung »PolyStyreneLoop« gegründet, um in Terneuzen (Niederlande) eine auf dem CreaSolv® Verfahren basierende Recycling-Anlage zu errichten. Sie wird eine lösemittelbasierte Aufbereitung von expandiertem Polystyrol (EPS) und extrudiertem Polystyrol (XPS) ermöglichen. Dabei können nicht nur verschmutzte Baustellenabfälle verarbeitet werden, sondern auch Alt-Dämmstoffe mit dem Flammschutzmittel HBCD. Aus dem zurückgewonnenen Polymer werden neue Produkte hergestellt. Das Projekt »PolyStyreneLoop« befindet sich mittlerweile in der Zielgeraden: Im Mai 2021 ist die Fertigstellung der Recycling-Anlage geplant, ab Juli 2021 startet der Betrieb. Dann wird ein zu 100 % geschlossener Stoffkreislauf für EPS-Dämmstoffe Realität!
Auch das Klimaschutzministerium ist auf den Zug aufgesprungen und hat in der am 1. Jänner 2021 veröffentlichten Umweltzeichen-Richtlinie »Wärmedämmverbundsysteme« besonders strenge Nachhaltigkeitskriterien eingeführt: EPS-Fassadendämmplatten müssen einen Rezyklatanteil von mindestens 15 % aufweisen.
So weit, so gut, aber das Ganze hat leider einen Haken. Bei näherer Betrachtung muss man nämlich feststellen, dass es kein evaluiertes Datenmaterial über die gesammelten Abfälle gibt. Sämtliche in Studien und Statistiken zu findende Angaben basieren auf Schätzungen. Die Abfallmenge aus dem Rückbau von Gebäuden ist aufgrund der extrem hohen Lebensdauer von Dämmstoffen nach wie vor vernachlässigbar klein. Übrig bleiben lediglich Baustellenabschnitte, die einem Recycling zugeführt werden können. Forderungen betreffend verbindliche Rezyklatanteile kommen daher noch viel zu früh!