Buchtipp: In „Kämpf um deine Daten“ erklärt der Jurist und Facebook-Gegner Max Schrems ohne Panikmache und mit ungebrochener Lust an Technologie, wie Konzerne ihre Kunden durchleuchten.
„Stellen Sie sich vor, die Post öffnet alle Ihre Briefe, scannt sie ein, verpackt sie wieder und schickt sie erst dann weiter“. Mit diesem Analog-Vergleich will Schrems auch jene sensibilisieren, die Ihre Daten für unwichtig genug halten, um dem Thema Datenschutz und Privatsphäre im Netz mit Gleichgültigkeit entgegenzutreten. Die Taktik der Social-Media-Konzerne geht über die urmenschliche Sehnsucht nach Anerkennung. Menschen wollen geliebt werden und Facebook ermöglicht das mit dem „Like“-Button. Eine kurzfristige Emotion, die aber eigentlich der Überwachung dient.
Mit „Kämpf um deine Daten“ liefert Schrems ein Nachschlagewerk in verständlicher Sprache für Jung und Alt über die Psychologie, Taktiken und Tricks mit denen Social-Media-Konzerne den Datenschutz unmerklich immer stärker beschneiden. Dabei verweist er auch auf die oft tiefen kulturellen Unterschiede zwischen Kontinentaleuropa und den USA, die seiner Meinung nach der Hintergrund der Konflikte zwischen amerikanischen IT-Konzernen und den europäischen Gesetzen ist. „Dabei hat keiner der beiden Seiten absolut Recht – denn Privatsphäre ist meist nicht logisch erklärbar, sondern ein kulturelles Phänomen“, meint Schrems. In seinem Lieblingskapitel „Bullshit-Bingo“ räumt er pointiert mit jenen klassischen Argumenten auf, mit denen den Nutzern eingeredet wird, dass alles in Ordnung sei, wie etwa „Die Leute stellen doch selbst alles ins Netz“ oder „Das ist nunmal eine technische Entwicklung“.
Als Ausweg sieht er weder die Verteufelung der Technologie, noch ein Leben als Einsiedler. Schrems spricht sich für die digitale Umverteilung aus. Das Informations- und Machtgefälle zwischen Nutzern und Unternehmern müsse durch sinnvolle Regulierung und technische Mittel ausgeglichen werden. Aber auf dem Weg dort hin gibt es noch viele kleine und große Schritte, wie etwa Bewusstseinsbildung, ein einheitliches europäisches Datenschutzniveau, flächendeckende Gesetze und ernstzunehmende Strafen.
Zum Autor:
Max Schrems wurde 1987 in Salzburg geboren, wo er auch in die Schule ging. Für sein Studium der Rechtswissenschaften zog er 2007 nach Wien, wo er seitdem – mit Ausnahme eines Auslandsaufenthalts an der US-Universität Santa Clara in Kalifornien – lebt. Mit seiner Initiative unter dem Titel „Europa gegen Facebook“ will der 26-Jährige das soziale Netzwerk zu mehr Transparenz und einem verantwortungsvolleren Umgang mit den Daten seiner Nutzer bewegen. Sein Buch „Kämpf um deine Daten“ ist im Verlag edition a erschienen. Link: www.europe-v-facebook.org