Medienkonsum im Wandel der Zeit? Die Technologien ändern sich, die Kultur selbst bleibt die gleiche. Der Zukunftsforscher Matthias Horx hat im Auftrag der Telekom Austria Entwicklungen in der Medienwelt analysiert.
Sein Fazit: Von der Höhlenmalerei bis zur Social-Media-Plattform lassen sich 40.000 Jahre Medienentwicklung unter einem Wort subsumieren: Storytelling. „Menschen lieben Geschichten. Wir haben dazu unterschiedliche Narrative entwickelt, die Möglichkeiten des Erzählens immer weiter verfeinert“, sind für Horx auch Breitband, TV-Streams und Videoplattformen nichts anderes als moderne Ausformungen einer uralten Informations- und Unterhaltungskultur.
In den letzten Jahren hinzugekommen ist nun die Ablöse einer elitären Schicht der Meinungsbildner, die noch vor 20 Jahren ihre Deutungsmacht genüßlich zelebriert hatte. Künftig werden sich zu den Zeitungen – deren Funktion ist weiterhin gefragt, ihr Aussehen verändert sich – wohl Prosumer, Autorenpools, und viel, viel häufiger Bewegtbilder hinzugesellen. „Die Medien haben einen explosionsartigen Veränderungsgrad angenommen, der auf seinen Zenit zuschreitet“, formuliert Horx lapidar. Der Wahlösterreicher hatte bis vor 15 Jahren selbst als Journalist gearbeitet. Es war freilich eine andere Zeit, eine Ära „in der wir Journalisten uns eingebildet hatten, die Welt zu erklären“. Der Berufsstand werde weiterhin seine Berechtigung haben, wenn auch in veränderter Rolle. „Journalisten werden zu Kuratoren. Sie aggreggieren Sachverhalte und Informationen und gießen sie in neue Formen. Auch hier wieder dasselbe: Fakten werden zu spannenden Erzähungen zusammengefügt.“
Die Telekom Austria hat die Studie im Vorfeld ihres jährlichen future.talks, der am 23. September in Wien stattfindet, in Auftrag gegeben. „Gerade im Zusammenhang mit Nachrichten und Medien gibt es noch viele ungenutzte Möglichkeiten, die moderne Technologien uns bieten“, folgert A1-Boss Hannes Ametsreiter. „In fünf bis zehn Jahren wird jeder Fernseher über einen Breitbandanschluss verfügen und Apps zur Nutzung bieten. Wir sprechen hier nicht vom ‚Second Screen’ in den Haushalten - es werden vier bis fünf weitere Bildschirme sein.“ Ametsreiter sieht das Bewegtbild als die Technologie der Zukunft. Während Video heute rund 10 bis 15 % der Netzkapazitäten beansprucht, werden es in den nächsten Jahren bis zu 80 % im Fest- und Mobilnetz sein. „Darauf müssen wir unsere Netze vorbereiten“, spricht er Investitionen über eine der Branche zugesagten Breitbandmilliarde in Österreich an. 200 Mio. Euro sollen für Ausbaumaßnahmen nach einer Evaluierung förderungswürdiger Gebiete in einer ersten Tranche ausgeschrieben werden.
Auf die Frage des Report, ob der jüngste Over-the-top-Anbieter Netflix, der im September auch in Österreich starten wird, nun Chancen oder Gefahren für die heimischen Infrastrukturbetreiber birgt? „Alleine in Holland hat Netflix 40.000 Neukunden pro Monat. Wir erwarten daher auch Bewegung in Österreich“, rechnet Ametsreiter vor. Der neue Anbieter sei einfach „Realität“, vor der man sich nicht verschließen könne. Damit, sowie mit dem eigenen TV-Angebot von A1, sei man „mittendrin“ in der Entwicklung des Video-on-Demand-Marktes. „Ohne uns geht es nicht. Ohne uns kommen die Inhalte nicht zu den Kunden.“