Samstag, Juli 20, 2024

90 Millionen EU-Bürger leben mit einer Behinderung - Tendenz steigend. Mario Batusic, Accessibility-Experte bei Fabasoft, verfasste eigens für diese Zielgruppe den auf deutsch und englisch erhältlichen Leitfaden ‚Barrierefreie Cloud‘. Neben einer Erklärung organisatorischer und technischer Maßnahmen hilft eine Auflistung wichtiger Standards bei der Umsetzung der Barrierefreiheit im Netz.

„Viele Internetseiten und somit auch Cloud-Anwendungen sind nicht barrierefrei gestaltet. Paradoxerweise können also gerade jene Menschen, die von den Möglichkeiten der Cloud besonders profitieren würden, das Medium nur unter Schwierigkeiten oder überhaupt nicht nutzen“, kritisiert Tobias Höllwarth, Gründungsmitglied und Vorstand der EuroCloud.Austria und Boardmember der EuroCloud Europe. Dabei ist die nötige Umsetzung teils einfach und entspricht häufig den generellen Optimierungserfordernissen für mobile Endgeräte. Ein Smartphone-Benutzer hat etwa nicht immer die Möglichkeit, auf dem kleinen Display eine gesamte Website zu erfassen. Dieselbe Herausforderung haben auch Menschen mit starker Sehbehinderung, die das Problem zum Beispiel mit einer Bildschirmlupe zu lösen versuchen. „Cloud-Anwendungen so zu programmieren, dass diese gut funktionieren, ist nicht extrem kompliziert“, weiß Höllwarth. „Dies sollte ein selbstverständlicher Teil des Anforderungskataloges sein.“

Genau dieser Herausforderung nahm sich Mario Batusic, Accessibility-Experte bei Fabasoft an und erstellte den Leitfaden "Barrierefreie Cloud". Neben einer Erklärung organisatorischer und technischer Maßnahmen hilft eine Auflistung wichtiger Standards bei der Umsetzung der Barrierefreiheit in der Cloud. Maßnahmen wie eine klare Strukturierung, Beschreibung semantischer Zusammenhänge oder der Einsatz größerer Schaltflächen bringen Vorteile für Menschen mit Behinderungen und haben zudem viele positive Auswirkungen auf alle Nutzer. Auch wird betont, dass die komplette Navigation und Funktionalität der Software bei Bedarf ausschließlich mit der Tastatur erreichbar sein sollte. „Für 90 Millionen Europäer mit Behinderung bedeuten Barrieren in allgegenwärtigen Cloud-Diensten den Ausschluss aus der Arbeitswelt und aus dem Gesellschaftsleben. Da ich sicher bin, dass es sich bei den vorhandenen Barrieren nicht um absichtliche Stolpersteine und Diskriminierung, sondern nur um Defizite an Aufmerksamkeit und am speziellen Know-how handelt, hoffe ich mit diesem Dokument eine ausreichende Starthilfe zur Verfügung zu stellen“, resümiert Mario Batusic. Der Leitfaden „Barrierefreie Cloud“ soll die Motivation fördern und das Know-how bei Entscheidern sowie Technikern der Cloud-Anbieter und -Anwender erhöhen. Neben der Sicherheit und anderen Grundeigenschaften muss Barrierefreiheit ein fester Bestandteil und ein fixes Markenzeichen der EuroCloud sein, sind sich die Initiatoren einig. An entsprechenden Zertifikaten im EU-Raum wird intensiv gearbeitet. Mit der Veröffentlichung des Standards EN 301 549, ‚Accessibility requirements for public procurement of ICT products and services in Europe‘ durch die Europäische Kommission im Februar 2014 wurde ein großer Schritt in diese Richtung gesetzt.

Die Zukunft liegt in der Cloud

Der neue EU-Standard empfiehlt den Arbeitgebern auf Barrierefreiheit bei Beschaffungen im IKT-Bereich zu achten. „Ein wahrer Meilenstein“, sagt Accessibility-Experte Mario Batusic. „Dadurch kann ein echter Schub für die Einrichtung barrierefreier Arbeitsbedingungen entstehen, von dem nicht nur die betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter profitieren“. Denn während die Barrierefreiheit von Desktop-Anwendungen im Großen und Ganzen schon in der Umsetzungsphase ist, besteht bei Web- Lösungen dringender Nachholbedarf: Spätestens in zehn bis 15 Jahren sollen sie die herkömmliche Software abgelöst haben.

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