Freitag, Dezember 27, 2024
Von der gehypten Technologie zum Alltagshelfer
Bild: iStock

»Generative AI« oder kurz GenAI steht unmittelbar davor, unsere Arbeitsplätze zu verändern – und die Art und Weise, wie gearbeitet wird. Auch in Österreich.

Wie so oft hat es mit großen Versprechungen begonnen: Waren KI-Technologien vor wenigen Jahren von einem Riesenhype überzogener Erwartungen geprägt, findet künstliche Intelligenz zunehmend den Weg in den Arbeitsalltag in Unternehmen. Dabei steht »GenAI« für Systeme mit künstlicher Intelligenz, mit denen Texte, Bilder oder sogar Musik selbstständig generiert werden können. Dies hat enorme Auswirkungen auf unterschiedliche Branchen, von der Medienproduktion über die Werbung bis hin zur Softwareentwicklung.

Tools wie ChatGPT, die auf Generative AI basieren, spielen eine immer größere Rolle im Arbeitsalltag. Sie ermöglichen es Teams, schnell qualitativ hochwertige Inhalte zu generieren, sei es für Kundenkommunikation, Content-Marketing oder interne Schulungsmaterialien. Dennoch lauern auch Stolpersteine auf dem Weg zur erfolgreichen Integration von GenAI in den Unternehmensalltag. Datenschutzbedenken, ethische Fragen und die Notwendigkeit, die generierten Inhalte sorgfältig zu überprüfen, sind nur einige der Herausforderungen, denen sich Organisationen gegenübersehen. Wenn es darum geht, welche KI-Plattformen und Unternehmen in diesem Bereich führend sind, gibt es Namen, die besonders hervorstechen. Unternehmen wie OpenAI, das hinter ChatGPT steht, oder DeepMind von Google mit der Plattform Gemini haben sich als Branchenführer etabliert und treiben die Entwicklung von Generative AI maßgeblich voran. Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl von Start-ups und Forschungsinstituten, die innovative Ansätze in diesem Bereich verfolgen.

Auch Business-Software-Größen wie SAP und Salesforce bieten nun KI-Services in ihrem Applikationswelten an. Salesforce hat Anfang März die Verfügbarkeit von »Einstein 1 Studio« bekanntgegeben – eine Werkzeugkiste von »Low Code«-Anwendungen, mit denen Administrator*innen und Entwickler*innen den natürlichsprachlichen KI-Assistenten Einstein Copilot nutzen und KI in Apps verschiedenster Einsatzbereiche einbetten können. Zum gleichen Zeitpunkt wurde er angekündigt, jetzt ist der SAP-eigene KI-Assistent Joule in der »SAP Analytics Cloud« verfügbar. Er soll fachmännisch das Erstellen von Berichten, Dashboards oder Plänen automatisieren. Der deutsche Sofwareprimus kombiniert ebenfalls die Leistungsfähigkeit großer Sprachmodelle mit den Daten von Unternehmen – und gewährleistet, dass in den Ergebnissen generativer KI stets der Geschäftskontext für die Kunden erhalten bleibt.

Blick auf Österreich
Doch kommt Generative AI tatsächlich bereits in der Praxis an? Diese Frage hat der IT-Dienstleister adesso 100 Führungskräften in Österreich gestellt. Das Ergebnis ist eindeutig: Unternehmen bereiten sich jetzt auf eine Welt vor, in der die Nutzung künstlicher Intelligenz künftig so alltäglich sein wird wie heute E-Mails, Instant Messaging oder Collaboration-Tools. Es könnte der iPhone-Moment für KI werden: ChatGPT-Entwickler OpenAI hat einen Store eröffnet, in dem Nutzer*innen selbstgemachte Apps teilen und verkaufen können. Die sogenannten GPTs, die auf der OpenAI-Technologie basieren, decken die unterschiedlichsten Bereiche ab. Das reicht von KI-basierten Miniprogrammen wie Sprach-Lern-Apps oder Reiseplanern bis hin zu Applikationen für Geschäftskunden. Fakt ist: Trotz Problemen mit fragwürdigen Inhalten, frei erfundenen Fakten (»Halluzinieren«) sowie Verstößen gegen die DSGVO experimentieren immer mehr Unternehmen mit den Möglichkeiten der KI und sind sogar bereit, Betriebsgeheimnisse preiszugeben.

Laut der adesso-Umfrage ist die Mehrheit der Führungskräfte überzeugt, dass die positiven Aspekte von KI überwiegen – sei es bei der Steigerung der eigenen Wertschöpfung oder der Bewältigung des Fachkräftemangels. So sehen 61 % in GenAI-Anwendungen eine große Chance für ihr Geschäftsmodell. 50 % erhoffen sich von KI eine Lösung für fehlende personelle Ressourcen. Bereits heute schätzen 80 % der Umfrageteilnehmer, dass sie mindestens eine Stunde pro Woche an Zeit durch den Einsatz von GenAI einsparen. Die neue Technologie löst ihr Versprechen der Effizienzsteigerung also bereits im frühen Stadium der Ausrollung ein.

Bild: Reto Pazderka, Geschäftsführer adesso Austria: »Jetzt werden die Grundlagen für die Integration von KI in die Geschäftspro­zesse geschaffen.«

Kein Wunder also, dass 41 % der Befragten bestätigen, das oberste Management ihrer Firma treibe die Implementierung entsprechender Lösungen verstärkt voran. Die Studie zeigt auch, dass die Unternehmen nun Schritt für Schritt mit GenAI-Anwendungen durchstarten. Eine überwältigende Mehrheit von 79 % will noch in diesem Jahr entsprechende Lösungen implementieren. »Unternehmen sehen in GenAI-Anwendungen eine große Chance für ihr Geschäftsmodell, aber sie sind sich auch bewusst, dass GenAI-Lösungen ihre Stärken nur ausspielen können, wenn sie nahtlos in die bestehende IT-Infrastruktur und die Unternehmensprozesse integriert werden. Nur so profitiert man von den Vorteilen der Technologie und kann die Potenziale heben. Dafür wird jetzt die Grundlage geschaffen«, bestätigt Reto Pazderka, Geschäftsführer adesso Austria.

Tipps: Weitere Informationen und Ideen zu GenAI, Anwendungsfälle und Podcasts gibt es auf www.adesso.at

Kommentar: ChatGPT ersetzt demnächst 854 Arbeitsplätze in der Milchwirtschaft – über Sinn und Unsinn von Prognosen


Bild: Volker Libovsky, Chief Technology & Information Officer Magenta Telekom: „Wir müssen lernen, damit umzugehen“.

ChatGPT ist seit gut einem Jahr bekannt und liegt aktuell in der vierten Generation davor – war ist freilich, dass es seit mehr als zehn Jahren Variationen gibt, die auf unterschiedlichen GenAI-Modellen basieren. Warum der Durchbruch jetzt? Mit Large Language Modellen können enorme Mengen an Inhalten und Informationen mit menschliche Sprache über eine relativ einfaches User-Interface verbunden werden. Diese simple Eingeben des „Prompt“ und der unmittelbare Erhalt einer Antwort – das ist die Stärke, die KI nun auch in der Öffentlichkeit sichtbar gemacht hat. „Menschen müssen keine Angst vor dieser Entwicklung haben – am Ende entscheidet der Mensch, wie diese Modelle entwickelt und angewendet werden“, betont Volker Libovsky, Chief Technology & Information Officer von Magenta Telekom. „Wir müssen aber lernen, damit umzugehen“. Libovksy erwartet, dass mit der neuen Technologie viele neue Jobs entstehen werden. Die Arbeit wird nicht weniger – sie verlagern sich in Bereiche wie beispielsweise „Data Analytics“ oder „Data Insights“.



Standard für KI und Ethik

»Vom Digitalen Humanismus zum wertebasierten KI-System: Der international etablierte Standard Value-based Engineering ISO 24748, federführend entwickelt an der Wirtschaftsuniversität Wien, bietet eine Methodik, um Ziele einer KI-Strategie in konkrete Anforderungen für unternehmensinterne GPT-Systeme zu übersetzen. Dieser Ansatz ermöglicht es Unternehmen, ethische Werte und Geschäftsziele in der KI-Entwicklung zu verankern und so verantwortungsvolle und nachhaltige KI-Lösungen zu gestalten. Schulungen und Workshops zu Value-based Engineering unterstützen IT-Entscheider und Führungskräfte dabei, diese Methodik erfolgreich im eigenen Unternehmen anzuwenden und vom Potenzial wertebasierter KI optimal zu profitieren«, betont Sabine Singer, Sophisticated Simplicity.



Sabine Singer, Founder & CEO Sophisticated Simplicity


Hintergrund: Explosion von KI

Die Open-Source-Plattform für KI, Hugging Face, führt auf ihrer Website aktuell 558.888 GenAI-Modelle weltweit an – eine Zahl, die rasant wächst. Welche KI-Assistenten Unternehmen für die Business Automation erwägen sollten, wer die vielversprechenden Konkurrenten von OpenAIs ChatGPT sind und wo beispielhafte Alternativen besonders stark performen:

1. Google Cloud Natural Language
Mit dem Service können Texte analysiert, klassifiziert, übersetzt und generiert werden. Er ist stark in der Verarbeitung von natürlicher Sprache, darunter auch bei der Erkennung von emotionalen Äußerungen und der Integration mit anderen Google-Diensten.

2. IBM Watsonx Assistant
Ein Service, der Chatbots und virtuelle Assistenten für verschiedene Branchen und Anwendungsfälle erstellen kann. Er ist stark in der Anpassung, dem Dialogmanagement und der Einbindung von Fachwissen. Er unterstützt große Sprachmodelle (LLMs) und punktet mit einer intuitiven Benutzerschnittstelle.

3. Amazon Lex
Der Service aus dem AWS-Ökosystem ermöglicht Konversationen in Sprache und Text für Web- und Mobile-Anwendungen. Er ist stark in der Spracherkennung, der Absichtserkennung und der Verbindung mit anderen Diensten von Amazon Web Services (AWS). Ein Anwendungsbeispiel ist eine teilweise Automatisierung in Kontaktcentern mit einer Steigerung der »Self Service Rate« und dadurch einer Reduktion des Gesprächsvolumens von Kundendienstmitarbeiter*innen.

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