Digitale Dienste sind auf eine funktionierende Infrastruktur angewiesen. Ohne Stromnetze versiegt der Datenfluss. Über aktuelle Herausforderungen für Rechenzentrumsbetreiber sprechen Unternehmensvertreter und Mitglieder des Vereins Austrian Datacenter Association (ADCA).
Welche Themen sehen Sie auf die Datacenter-Branche in den kommenden Monaten zukommen?
Martin Madlo: Die Digitalisierung unserer Gesellschaft schreitet voran, Rechenzentren bilden dazu die Grundlage. Trotzdem beobachten wir, dass international – nicht nur in Europa – der Widerstand gegen die Errichtung neuer Rechenzentrumsprojekte zunimmt. In den Niederlanden und in Irland wurde die Realisierung neuer Projekte aufgrund von Engpässen in der Stromversorgung untersagt, ebenso ist das aktuell in Singapur der Fall. Gleichzeitig helfen IT-Services aus Rechenzentren aber, Ressourcen zu schonen – mit Clouddiensten, bei der Anbindung von Homeoffices, bei Konferenzschaltungen, mit Rechenleistung für Datenanalysen und Effizienz im Gebäudebereich und für Umweltmaßnahmen in der Industrie. Es gilt dafür zu sorgen, dass auch Österreich ein fruchtbarer Boden für die Rechenzentrumsbranche bleibt – bei all den Herausforderungen gerade im Energiebereich, denen auch die Betreiber selbst aktiv begegnen.
Bild: Martin Madlo ist Geschäftsführer von Digital Realty – ehemals Interxion – und Präsident der Austrian Datacenter Association, des Verbands österreichischer Rechenzentrumsbetreiber.
Welche rechtlichen Vorgaben stellen die Betreiber vor Herausforderungen?
Martin Madlo: Speziell auf europäischer Ebene kommen mit unterschiedlichen Direktiven verschiedenste Regularien speziell auf die Datacenter-Branche zu. Mit der EU-Taxonomie wird es klare Reporting-Pflichten für Betreiber geben, auch die Energieeffizienz-Richtlinie (Anm. „Energy Efficiency Directive“) wird national umgesetzt. So wird in Deutschland nun vorgeschrieben, welchen PUE-Wert Rechenzentren erreichen müssen. Mit der „Power Usage Effectivenes“ wird angegeben, wie effektiv die zugeführte Energie verbraucht wird. Es gibt eine Vielzahl weiterer Reportingpflichten, die wir in Zusammenarbeit mit der European Datacenter Association und in Konsultationen mit der Europäischen Kommission soweit zu kanalisieren versuchen, damit ein einheitliches, verschiedene Rechtsbereiche übergreifendes Reporting möglich wird. Denn das ist vor allem für kleinere Rechenzentrumsbetreiber – darunter sind oft Firmen mit einem eigenen Datacenter für ihre IT – eine schwierige Aufgabe. Aufgrund der kommenden rechtlichen Vorgaben werden sich sicherlich manche Unternehmen der Frage der Leistbarkeit und Fortführung des Betriebs stellen müssen.
Für den großen Energiebedarf von Rechenzentren braucht es vor allem Leistung aus den Stromnetzen und damit die Zusammenarbeit mit den Netzbetreibern.
Martin Madlo: Damit sind wir auch nicht nur in einer technischen, sondern vor allem in einer gesellschaftlichen Diskussion. Die Netzbetreiber haben aus unserer Sicht den politischen Auftrag, Kapazitäten für die Dekarbonisierung in der Erzeugung und für die E-Mobilität bereitzustellen. Zusätzlich stehen wir vor einem Riesenwachstum an Rechenleistungen, etwa für KI-Anwendungen. Wir sind als Branchenverband in Gesprächen mit dem Regulator E-Control und den Netzbetreibern, um gemeinsam an Lösungen für den Energiebedarf dafür zu arbeiten. Denn in Engpasssituationen muss auch die Versorgung mit IT in diesem Land sichergestellt werden.
Claus Tinnacher: Siemens liefert als Partner der Rechenzentrumsbetreiber die technische Ausrüstung wie Transformatoren, Stromschienen, Schaltanlagen, Brandmelde- und Gebäudeleittechnik. Wir adressieren die effiziente Nutzung von Energie in Rechenzentren mit Energiemonitoring. Die Lösungen dazu werden gemeinsam mit Datacenter-Betreibern entwickelt. Gerade durch den Schwung in der Digitalisierung während der Pandemie sind Rechenzentren stark in einen öffentlichen Fokus gekommen. Sie dekarbonisieren unsere Wirtschaft und Gesellschaft, denn digitale Produkte und Services können umweltschonend in der Logistik, beim Materialbedarf und Ressourcenverbrauch erstellt und genutzt werden.
Bild: Claus Tinnacher verantwortet bei Siemens den Geschäftsbereich Vertical Market Data Center.
Die Industrie ist seit jeher bestrebt, den Energieverbrauch operativ im Serverbetrieb und in der Kühlung gering zu halten. Dazu werden neue Themen wie Flüssigkeitskühlung getrieben, ebenso die Nutzung der Abwärme in lokalen Energiesystemen. Ein gutes Beispiel gibt es aktuell bei Wien Energie, die als unser ASCR-Partner die Abwärme des Rechenzentrums von Digital Realty für die Beheizung der Klinik Floridsdorf nutzt. Mit Projekten wie diesem reduzieren die Betreiber ihren Fußabdruck trotz ständig steigendem IT-Output.
Die neue Energieeffizienz-Direktive der EU bringt Klarheit für den Markt und ist sicherlich auch förderlich für länderübergreifende Standards in der Branche. Denn sie schafft wirtschaftliche Sicherheit für jene, die bereits stark in Effizienzmaßnahmen investieren.
Wie wird das Rechenzentrum der Zukunft in lokalen Energiesystemen integriert sein – auch wenn man nicht in der glücklichen Lage ist, große Abnehmer für Abwärme in der unmittelbaren Nachbarschaft vorzufinden?
Florian Slezak: Microsoft hat als Rechenzentrumsbetreiber, Cloudprovider und Systemanbieter mehrere Rollen, die bei diesem Thema zum Tragen kommen. Wir möchten unsere weltweit verteilten 300 Rechenzentren möglichst nachhaltig betreiben. Das große Ziel ist, bis 2050 sämtliche CO2-Emissionen, die wir direkt oder durch unseren Energieverbrauch seit Gründung unserer Firma emittierten, neutralisiert zu haben. Energieeffizienz und der CO2-freie Betrieb sind hier Bestandteile dieser Strategie. Der künftige Rechenzentrumsstandort Österreich bietet dazu viele Vorteile – so werden hier unsere Rechenzentren komplett mit erneuerbarer Energie betrieben.
Bild: Florian Slezak ist bei Microsoft für den Aufbau und Start der lokalen Rechenzentrumsregion Österreich zuständig.
Als global gesehen sehr großer Energiekunde können wir in Partnerschaft mit Erzeugern und Netzbetreibern schon auch eine Transformation des Energiemarktes bewirken. In der Zusammenarbeit mit Netzbetreibern können mit den großen Batteriekapazitäten zum Beispiel Stromschwankungen im Netz ausgeglichen werden. Rechenzentren sind dann zur Stabilisierung der Spannungsfrequenz dienlich, etwa in Netzen mit viel Windenergieerzeugung.
Und schließlich können unsere Kunden ihre eigene Nachhaltigkeit mit unserer flexiblen IT-Infrastruktur, Tools und Services verbessern. Rechenzentren bieten hier einen Riesenhebel. An keinem anderen Ort wird IT derart effizient betrieben. Gerade in modernen Großrechenzentren ist man von Kühltemperaturen für die Hardware von 15 bis 16 Grad abgegangen und kommt auch mit 24 bis 25 Grad Celsius zurecht. Mit PUE-Werten von bis zu 1,12 – rechnerisch werden etwas über zehn Prozent Energie für Gebäudetechnik, Beleuchtung, Security-Monitoring oder Kühlung aufgewendet – sind unsere großen Rechenzentren heute quasi der öffentliche Nahverkehr für IT-Services. Um bei diesem Vergleich zu bleiben: Ich bin überzeugt, dass noch viele weitere Unternehmen auf die Fahrt mit ihrem SUV verzichten und auf eine smartere Mobilität setzen werden.
Georg Chytil: Rechenzentren haben das Image der großen Energieverbraucher. In Wirklichkeit sind wir die großen Energiesparer. Viele Unternehmen werden sich in den kommenden Jahren intensiv mit dem Lieferkettengesetz auseinandersetzen müssen, das Transparenz bei den benötigten Ressourcen verlangt. Für Rechenzentrumsbetreiber ist das seit gut 15 Jahren Tagesgeschäft. Energie zu sparen, ist bei uns ein Standardprozess. Früher sind die Menschen mit dem Auto zur nächsten Bank gefahren, um einen Zahlschein aufzugeben. Die Digitalisierung hat in vielen Bereich enorm Energie eingespart.
Bild: Georg Chytil ist geschäftsführender Gesellschafter bei next layer, eines IT-Infrastrukturanbieters für Connectivity, Cloud- und Colocation-Services.
In welcher Weise unterscheiden sich aus Sicht der Unternehmenskunden die unterschiedlichen Rechenzentrumspartner am Markt?
Georg Chytil: Viele Kunden, zum Beispiel ein Industriebetrieb, haben in den vergangenen Jahren Teile ihrer IT zunächst bei Colocation-Partnern mit entsprechendem Standortservice und Netzanbindung betrieben, in weiterer Folge dann auch Services zu Cloudprovidern ausgelagert. Mitunter wurden aus Kostengründen IT auch wieder an den eigenen Standort zurückgeholt. Heute sehen wir eine divergente Verteilung der IT-Services – Stichwort Hybrid Cloud. Es gibt Bereiche, in denen Unternehmen weiterhin auf einen regionalen Partner setzen, mit bekannten Prozessen, nationalem Datenschutz und Verträgen des lokalen Marktes. Gleichzeitig werden gerade jene Services zu Hyperscalern ausgelagert, die stark skalierbar sein müssen. Und dann gibt es immer noch IT-Bereiche, die aufgrund spezieller Rahmenkriterien im eigenen Haus betrieben werden.
Die Zukunft im Rechenzentrumsgeschäft ist auf jeden Fall hybrid. Das birgt für Anbieter in Europa eine gewisse Herausforderung. Wenn Rechenleistung nach Asien ausgelagert wird, dann nimmt man dort vielleicht Emissionsmengen in Kauf, die hier schon lange nicht mehr denkbar sind. Gleichzeitig ist die Branche in Europa unter einem Effizienzdruck, dem andere jetzt nicht ausgesetzt sind.
Bernhard Peham: Wir haben bei eww ITandTel kleinere Rechenzentren in Wels, Linz, Vösendorf und Marchtrenk und adressieren den österreichischen Mittelstand. In der Ergänzung eines dichten Glasfasernetzes entstehen Kundenanwendungen, bei denen ein lokaler Anbieter mit guten Netzwerkanbindungen, geringen Latenzen und der Speicherung von Daten in der Region punkten kann. Es ist also beides gewährleistet: Datensouveränität und die optimale Anbindung ans weltweite Netz. Wir glauben auch, dass es neben den Services der Hyperscaler (Anm. Provider wie Microsoft, Google, AWS) ebenfalls eine stärkere Dezentralisierung von IT-Rechenleistung geben wird.
Bild: Bernhard Peham leitet den IT-Infrastrukturprovider eww ITandTEL mit Sitz in Wels.
Ein kritischer Faktor für einen nachhaltigen Betrieb eines Datacenters ist die Nutzung der Abwärme. Hier sind neue Lösungen gefragt. In diesem Wettbewerb werden sich die besten Ideen durchsetzen. Eine davon ist sicherlich das Nutzen der Energie der Abwärme in Nahwärme- und Niedrigenergienetzen. Unser Unternehmen ist ebenfalls Energieversorger und verfügt seit vielen Jahren über ein Fernwärmenetz, das aber höhere Temperaturniveaus benötigt. Hier gibt es technische Herausforderungen, die beispielsweise mit Wärmepumpen und dem Rückkanal zur Wärmeregelung gelöst werden können. Das alles ist bereits greifbar. So planen wir gemeinsam mit dem Spezialisten Frauscher Consulting Maßnahmen für Nachhaltigkeit bei einem nächsten Ausbau in Marchtrenk.
Welche Ansätze könnten auf der Report-Ebene Unternehmen helfen?
Georg Meixner: Die verpflichtende, jährliche Bilanzierung gemäß EU-Taxonomie wird Herausforderungen bringen. So kann es vorkommen, dass beispielsweise in einem produzierenden Betrieb über den Beitrag des Rechenzentrumsbereiches zu den Nachhaltigkeitszielen schon jetzt vollumfänglich berichtet werden muss, obwohl er in diesem Fall vergleichsweise nur wenig zum Ressourcenverbrauch beiträgt. In der Flut der Normen und Direktiven kommt auf die Wirtschaft auch das Sicherheitsgesetz NIS 2 (Anm. Cybersicherheits-Richtlinie zu „Network Information Security“) zu, das weit mehr Unternehmen als bisher zu strengen sicherheitsrelevanten Maßnahmen verpflichtet. Hier herrscht noch ein Nebel, welche Details in der kommenden nationalen Gesetzgebung verlangt werden.
Die Interessensvertretung ADCA kann eine glaubwürdige Stimme für die Branche sein, sich der Verantwortung für Umweltschutz, Energieeffizienz und Versorgungssicherheit zu stellen und gleichzeitig vernünftige Vorgaben auf nationaler Ebene zu diskutieren. Für sinnvolle Vereinheitlichungen gibt es bereits verschiedene Ansätze, wie beispielsweise die Vorgaben der europäischen Rechenzentrumsnorm OVE EN 50600 (Anm. ganzheitlicher Ansatz für die Planung, den Bau und den Betrieb von Rechenzentren). Ein Vorstoß in Österreich in Richtung Nachhaltigkeit ist die Nutzung des Österreichischen Umweltzeichens UZ-80 Rechenzentrum des Klimaschutzministeriums, das weitgehende und wirtschaftlich vertretbare technische Nachweise ermöglicht. Es gibt weitere Regulative, wie zum Beispiel die F-Gas-Verordnung, die besonders klimaschädliche Kühlmittel „ausphasen“ lässt.
Bild: Georg Meixner, Frauscher Consulting, hat sich auf die Konzipierung, Planung und Beratung im Rechenzentrumsbereich spezialisiert.
Wenn wir die mittlerweile gesellschaftlich essenzielle Rolle der Datacenters betrachten, so können wir sicherlich noch das Bild in der Öffentlichkeit positiv verstärken. Es geht dabei auch um eine politische Anerkennung angefangen vom Bedarf an Ressourcen in Notfallszenarien – beispielsweise einer garantierten Diesel-Bevorratung für die Ausfallsicherheit – bis zu Herausforderungen durch den Fachkräftemangel. Auch die Anbindung der Abwärme für lokale Energienetze wird breiter zum Einsatz kommen. Überhaupt braucht es dazu ein strategisches Umdenken in der Planung von Stadtteilen in Richtung Smart City. Damit könnte die Wahl eines Rechenzentrumstandorts über die Netzanbindung allein auch in einem städtebaulichen und gesellschaftlichen Kontext geschehen. Je früher diese Integration mitgedacht wird, desto besser ist es für alle Seiten.
Martin Kukacka: Auch im Bankenbereich würde ich mir eine Vereinheitlichung von Reporting-Verpflichtungen wünschen. Der Aufwand für Audits ist in unserer Branche enorm. Das verstärkt sich bei Unternehmen mit international Standorten um ein Vielfaches. Die Energieeffizienz-Anforderungen in der IT sehe ich kritisch, denn wie eine Serverhardware optimal betrieben wird, hängt von ihrer Aufgabe ab. Es gibt zum Beispiel spezielle Server, die werden zum Reporting zweimal im Monat benötigt – dann aber mit enormer Rechenleistung mit massiven Datenmengen. Das ist etwas anders, als ein Standardbetrieb für E-Commerce.
Mit dem Energieeffizienzgesetz sind Unternehmen jedoch gefordert, effiziente Systeme anzuschaffen und zu betreiben. Gleichzeitig besteht die rechtliche Vorgabe, pünktlich zweimal im Monat diesen Report abzuliefern. Dieses Spannungsfeld in Einklang zu bringen, halte ich für schwierig. Und ein Gesetz ist vermutlich auch nicht die beste Grundlage, um in bestimmte IT-Hardware zu investieren.
Bild: Martin Kukacka ist bei einem IT-Dienstleister einer großen österreichischen Bank Green-IT-Beauftragter und für strategische Datacenter-Themen zuständig.
Karl Sagmeister: Wir sitzen als Hersteller von Produkten und Softwarelösungen für Energieeffizienz im selben Boot, allen Normen Rechnung zu tragen. Auf die Branche kommt ein überbordender Bürokratismus zu. Es gibt aber auch eine gute Nachricht: Rechenzentren können sinnvoll in Energiesysteme integriert werden. Die EU-Kommission hat dazu aktuell eine Studie beauftragt. Hier sind auch die Pioniere aufgerufen, sich daran zu beteiligten. Mit der zunehmenden Elektrifizierung von Prozessen generell in der Industrie werden wir künftig auch häufiger netzdienliche Strukturen und Bezugsmodelle sehen. So werden seit einigen Jahren mit der Initiative „NEFI – New Energy for Industry“ in Österreich Flexibilisierungsmöglichkeiten von größeren Lasten getestet, um das Netz zu stabilisieren. Erfahrungen in Nordeuropa zeigen, wie Unternehmen mit flexiblen Kapazitäten für die Netze durch zusätzliche Einnahmen unterm Strich ihre Energiekosten um bis zu 40 Prozent senken können.
Bild: Karl Sagmeister ist Geschäftsführer von Schneider Electric, das auch die Ausstattung von Energiesystemen und Rechenzentren bietet.
Wenn die Politik heute den großen Wurf einer ID Austria verkündet – der digitale Ausweis für den Zugang auch zu Bürgerservices – , dann werden wir dafür Rechenzentren brauchen. Ich sehe Datacenter vor einer noblen Aufgabe: die Digitalisierung unserer Gesellschaft zu unterstützen. Unsere gemeinsame Aufgabe sehe ich darin, die positiven Seiten für möglichst viele Menschen greifbar zu machen, mit konkreten Vorteilen für jeden wie etwa die Sicherstellung von demokratischen Prozessen oder das Ermöglichen eines längeres Wohnens im eigenen Zuhause für Ältere, indem Smart-Home-Konzepte mit dahinterliegenden Cloudservices flächendeckend und kostengünstig angeboten werden können.
Walter Kasal: Wie die Branche noch weiter zur Dekarbonisierung beitragen kann, sehen wir bereits an Alternativen für Diesel für die Notstromversorgung. So haben wir bei NTT einen HVO-Kraftstoff (Anm. „Hydrotreated Vegetable Oil“) mit herkömmlichen Generatoren getestet. Das Resultat ist: Es funktioniert, es sind beliebige Mischungen mit herkömmlichem Diesel möglich. NTT ist wie einige weitere Mitglieder der ADCA dem globalen „Climate Neutral Data Centre Pact“ beigetreten, der den klimaneutralen Betrieb von Rechenzentren bis 2030 zum Ziel hat.
Bild: Walter Kasal leitet die Österreichniederlassung von NTT Global Data Centers und operativ auch die Niederlassungen in der Schweiz und im süddeutschen Raum.
Mit den unterschiedlichsten Arten von Rechenzentrumsbetreibern benötigen wir Fachkräfte mit verschiedenen Berufsbildern, vom Energie- und Klimatechniker über Maschinenbauer bis zu Netzwerkspezialisten in der IT sowie kombinierte Fachbereiche, die es in dieser Form heute noch nicht gibt. Ein IT-Dienstleister wird Experten für Datenbanken benötigen, eine Standortinfrastrukturbetreiberin Spezialisten für Generatoren. Hier haben wir beispielsweise einen Mitarbeiter gewinnen können, der zuvor Techniker für große Schiffsmotoren war und auch in schwierigen Situationen auf hoher See stets Lösungen eigenständig gefunden hatte. Freilich müssen die Betriebe auch selbst ausbilden, was diese auch tun.
Von der Energieeffizienz her stehe ich heimische Rechenzentren bereits gut aufgestellt. Bei einem PUE von 1,3 – was natürlich noch verbessert werden kann – habe ich bei einem Energiebedarf von 2 MW eines Datacenters eine Abwärme von 600 kW. Die wird ohnehin bereits auch für den eigenen Wärmebedarf genutzt, etwa für das notwendige Warmhalten der Dieselgeneratoren bei 55 Grad Celsius für den Fall eines Volllastbetriebs, sollte das Stromnetz ausfallen. Entsprechend ökologisch zertifiziert nutzen wir bei NTT auch heißes Wasser aus unserer Abwärme, um die Lamellen der Kältemaschinen am Dach von Schmutz und Pollen zu befreien. Früher wurde die Reinigung mit Chemie gemacht.